Auch Engel Moegens Heiss
hielt Midas auf sichere Distanz, während er sich vorbeugte, bis ihre Lippen aufeinander trafen. Und aufeinander liegen blieben. Der Kuss wurde immer tiefer. Wieder setzte das Schmelzen ein.
»Macht es dir was aus, wenn ich heute Nacht hier bleibe?«, murmelte er, wobei seine Lippen an ihrem Hals abwärts wanderten.
»Ganz und gar nicht«, sagte sie, konnte aber ein gewaltiges, kiefergefährdendes Gähnen nicht unterdrücken.
Jack lachte kurz. »Lügnerin. Du bist ja stehend k.o.«
Daisy errötete. »Ich hatte gestern einen ziemlich anstrengenden Tag. Und eine anstrengende Nacht.« Sie sah auf Midas. »Und einen anstrengenden Abend. Ich kann ihn keine Sekunde lang aus den Augen lassen.«
»Und wie wär’s, wenn ich hier bleibe und wir einfach nur schlafen?«
Sie blinzelte erstaunt. »Warum solltest du das wollen?«
»Nur um mich zu überzeugen, dass es dir gut geht.«
»Ich glaube, du nimmst deine Beschützerrolle ein bisschen zu ernst.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Heute hat mich der Bürgermeister ein Autokennzeichen raussuchen lassen, weil der Wagen angeblich in einer Feuerwehreinfahrt geparkt hat. Rate mal, wessen Kennzeichen das war?«
»Wessen?«
»Deines.«
»Meines!«, wiederholte sie entrüstet. »Ich habe noch nie im Leben in einer Feuerwehrzufahrt geparkt!«
Er musste sich ein Grinsen verkneifen, als er Midas absetzte. »Das habe ich mir auch gedacht. Kannst du dir vorstellen, warum ich für den Bürgermeister dein Kennzeichen raussuchen sollte?«
Sie schüttelte langsam den Kopf.
»Wenn er dein Auto gesehen hätte, dann hätte er gewusst, dass es deines ist, also hat er offensichtlich für jemand andern nachgefragt. Das macht mir ein wenig Sorgen. Es trifft sich ganz gut, dass du umgezogen bist und deine Adresse nicht mehr stimmt.«
Ihr stockte der Atem. »Ach du Schreck, das habe ich ja vollkommen vergessen! Ich werde mich gleich morgen ummelden -«
»Nein, wirst du nicht«, fiel er ihr ernst ins Wort. »Nicht, ehe ich weiß, was hier gespielt wird.«
»Warum fragst du Temple nicht einfach?«
»Weil mir die ganze Sache nicht geheuer ist. Bis ich sicher bin, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht, möchte ich, dass du niemandem deine neue Adresse gibst. Und sag auch deinen Verwandten, sie sollen sie nicht weitergeben.«
»Aber wenn jemand wissen will, wo ich wohne, braucht er mir doch nur von der Arbeit aus nach Hause zu folgen …«
»Ab morgen werde ich das übernehmen. Ich werde dich heimfahren, und ich garantiere dir, dass es niemand schaffen wird, uns zu folgen.«
Sie schaute zu ihm auf, sah seine entschlossene Miene und begriff, dass es ihm todernst war. Erstmals spürte sie einen leisen Angstschauer über ihren Rücken laufen. Jack machte sich wirklich Sorgen, und das machte wiederum ihr Sorgen.
Midas tapste in die Küche davon, und sie hörte ihn mit einem Platsch im Trinknapf landen. »Bring ihn noch mal nach draußen, während ich die Küche aufwische«, bat sie seufzend. »Und dann gehen wir ins Bett.«
»Mit ihm?«
»Er ist noch ein Baby. Du möchtest doch nicht, dass er die ganze Nacht weint, oder?«
»Besser er als ich«, grummelte Jack, doch er brachte Midas gehorsam nach draußen und kehrte fünf Minuten später mit einem schlafenden Welpen im Arm zurück.
»Ich nehme an, er schläft in der Mitte«, grummelte er, Böses ahnend.
Daisy seufzte. »Im Moment würde ich ihn überall schlafen lassen. Außerdem müssen wir ihn sowieso alle zwei Stunden rausbringen.«
»Was müssen wir?«, wiederholte er ungläubig.
»Ich hab dir doch gesagt, er ist noch ein Baby. Babys halten es nicht so lange aus.«
»Ich sehe schon, uns steht eine traumhafte Nacht bevor.«
19
Wenn die Blondine tatsächlich unter der Adresse wohnte, die Nolan ihm gegeben hatte, dann hatte Glenn Sykes sie heute noch nicht zu Gesicht bekommen. Zwei alte Weiber waren gekommen und wieder weggegangen, aber keine Blondine. In einer Wohngegend wie dieser war es schwierig, eine Wohnung zu überwachen, ohne dass man selbst entdeckt wurde, weil hier so viele alte Knacker auf ihren Veranden saßen und jedem Passanten nachschauten.
Er besorgte sich ein Telefonbuch und schlug unter Minor nach. Es war nur eine einzige Nummer aufgeführt, und zwar unter der Adresse, die der Bürgermeister ihm gegeben hatte, also musste die Blondine auch hier wohnen. Vielleicht war sie ja auf Geschäftsreise oder so. Er war nervös und erleichtert zugleich: erleichtert, weil die Vorgänge auf dem Parkplatz
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