Auch Engel Moegens Heiss
lernte, kein Wasser in seinem Trinknapf zu lassen, weil es andernfalls unweigerlich auf dem Küchenboden landete. Wenn er zu seinem Napf trabte, goss sie etwas Wasser hinein, und wenn er das aufgeschlabbert hatte, goss sie wieder etwas nach, bis er zu schlabbern aufhörte. Leider blieb meistens ein Rest Wasser im Napf, wenn er fertig war, den er dann begeistert verspritzte. Sieben Mal wischte Daisy an diesem Abend den Küchenboden, jedes Mal begleitet von einem verbissen nach dem Mopp jagenden Welpen.
Es erstaunte sie, wie gescheit er war; an nur einem Nachmittag und Abend hatte er gelernt, an die Hintertür zu gehen, wenn er rausmusste. Endlich schien er auch etwas ruhiger zu werden, weshalb Daisy ihm das Körbchen zeigte, das sie in ihrem Schlafzimmer aufgestellt hatte, damit er sich nachts nicht einsam fühlte und jaulte. Sie machte die Schlafzimmertür zu, damit er nicht durchs ganze Haus streunen konnte, steckte die Ente in sein Körbchen und krabbelte todmüde ins Bett. Zwei Sekunden nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte, begann er zu winseln.
Fünfzehn Minuten später gab sie auf und nahm ihn zu sich
ins Bett. Er war außer sich vor Freude, hüpfte auf und ab, zerrte ständig an der Decke und leckte ihr das Gesicht. Gerade als sie ihn mühsam beruhigt hatte, läutete das Telefon. Jack war dran. Während er mit ihr redete, entdeckte der Kleine ihren Bademantel, den sie quer über das Bettende gelegt hatte, und verbiss sich in den Ärmel. Sie schimpfte: »Killer, nein! Lass das! Ich muss auflegen«, und knallte den Hörer auf den Apparat, um sich übers Bett zu werfen und ihren zukünftigen Wachhund aufzufangen, gerade als er rückwärts auf den Boden plumpste.
Keine fünf Minuten später ging die Türglocke. Mit einem müden Seufzen stieg sie aus dem Bett, nahm den Welpen auf den Arm und ging mit ihm zur Tür. Das erschien ihr am sichersten. Ein kurzer Blick durchs Fenster verriet ihr, dass Jack auf der Veranda wartete. Sie schaltete das Außenlicht an und entsicherte mit einer Hand den Sperrriegel, um ihn einzulassen.
Er trat ein, blieb stehen und starrte wie hypnotisiert auf den Welpen. »Das ist ja ein Welpe«, stellte er in fassungslosem Erstaunen fest, was wirklich scharf beobachtet war, wenn man in Betracht zog, dass sie ihm bereits erzählt hatte, sie habe sich einen Hund zugelegt.
»O nein!«, erwiderte sie in gespieltem Entsetzen. »Ich bin übers Ohr gehauen worden!«
»Das ist ein Golden-Retriever -Welpe.«
Sie drückte den Kleinen an ihre Brust. »Na und?«
Mit wohl bedachten Bewegungen schloss Jack die Tür, legte den Riegel wieder vor und donnerte mit dem Kopf rhythmisch gegen den Türrahmen.
»Was hast du gegen meinen Welpen?«, wollte Daisy wissen.
Gepresst antwortete er: »Der Witz an der ganzen Sache war, dass du dir einen Hund zulegen solltest, der dich beschützt. «
»Er wird schon noch größer«, prophezeite sie. »Schau dir nur seine Pfoten an. Das wird ein Riesenkerl.«
»Aber er wird immer ein Golden Retriever bleiben.«
»Was stört dich daran? Ich finde ihn wunderschön.«
»Das ist er auch. Ein fantastischer Hund. Aber Goldens sind so freundlich, dass sie überhaupt keinen Schutz bieten. Sie halten jeden Menschen für einen Freund, der nur dazu da ist, sie zu streicheln. Vielleicht bellt er ja, falls jemand durchs Fenster einsteigt, weil er dir mitteilen möchte, dass du Besuch hast, aber mehr auch nicht.«
»Mir reicht das. Er ist wie geschaffen für mich.« Sie küsste den Welpen auf den Scheitel. Er versuchte sich zappelnd ihrem Griff zu entwinden, um das unbekannte Menschenwesen zu untersuchen.
Seufzend streckte Jack die riesige Hand aus und nahm ihr den kleinen Kerl ab. Der Welpe begann mit Feuereifer jeden Zentimeter Haut abzuschlecken, den er erreichen konnte. »Und er heißt Killer?«
»Nein. Ich probiere noch Namen aus. So richtig passt keiner.«
»Bestimmt keiner wie Killer, nein. Goldens heißen Lucky oder Puschel .« Er hob den Welpen hoch, bis ihre Nasen sich beinahe berührten. »Wie wär’s mit Midas? Oder Riley? Oder -«
»Midas!« Mit leuchtenden Augen sah Daisy erst auf Jack und dann auf den Welpen. »Das ist es!« Sie schlang die Arme um Jack und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben, doch der frisch getaufte Midas kam ihr zuvor und schleckte ihr über den Mund. Sie wischte sich spottend die Lippen ab. »Vielen Dank, Schätzchen, aber du küsst nicht halb so gut wie dieser Kerl hier.«
»Danke«, meinte Jack und
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