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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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unmöglich überhören konnte, für wie wenig originell sie ihn hielt. Sie stand auf und reichte ihm die Plastikkarte mit seinem darauf vermerkten Passwort, marschierte dann ohne ein weiteres Wort zur Verbuchungstheke zurück und ließ die Klappe zufallen, die sie von ihm abschottete. Hinter der sicheren Barrikade hervor fasste sie ihn über die Holzfläche hinweg ins Auge.
    »Verzeihung«, sagte er, womit er sich schon zum zweiten Mal in ebenso vielen Minuten entschuldigt hatte. Das Problem war, dass es ihm beide Male nicht wirklich ernst zu sein schien. Er stützte sich auf die Theke und ließ die Plastikkarte zwischen den langen Fingern rotieren. »Ich schätze, das kriegen Sie dauernd zu hören, wie?«
    »Oft«, bestätigte sie mit arktischer Stimme.
    Er hob die Schultern an, als wollte er sein Hemd zurechtrücken, doch sie hatte schon zu viele Artikel über Körpersprache gelesen und vermutete daher, dass er sie mit seinem Körperbau einzuschüchtern versuchte. Falls ja, dann hatte er damit keinen Erfolg.
    Nachdem sie eisern schwieg und sich offenkundig weigerte, seine Entschuldigung zur Kenntnis oder gar anzunehmen, zuckte er noch mal mit den Achseln und richtete sich wieder auf. Er klopfte mit der Plastikkarte auf die Theke - meine Güte, was sollte das denn bedeuten; sie versuchte sich zu entsinnen, ob Klopfen ebenfalls als Mittel der Körpersprache galt - und sagte: »Danke für Ihre Hilfe.«
    Verflixt, jetzt musste sie doch noch antworten. »Gern geschehen«, knurrte sie ihm nach, weil er bereits zum Ausgang unterwegs war. Sie war ziemlich sicher, ihn lachen zu hören.
    Verdammter Yankee! Was hatte er hier überhaupt zu suchen? Wenn er wirklich so ein toller Großstadtbulle war, warum war er dann nicht in der Großstadt geblieben? Was wollte er hier in Hillsboro mit seinen neuntausendnochwas
Einwohnern tief in den Bergen von Alabama? Möglicherweise war er ja korrupt und bei irgendeiner Schweinerei erwischt worden. Oder er hatte einen schrecklichen Fehler gemacht und einen unbewaffneten Passanten erschossen. Unter Garantie war er zu jeder Menge fähig, wofür man mindestens rausgeschmissen wurde.
    Egal, sie würde keine Zeit mehr damit verschwenden, sich den Kopf über Jack Russo zu zerbrechen. Im globalen Maßstab betrachtet, waren unhöfliche Kunden ohne Belang. Im Geist glättete sie ihr aufgebauschtes Gefieder wieder. Schließlich war sie eine Frau mit einer Mission, und sie würde nicht heimfahren, bevor sie eine eigene Wohnung gefunden hatte.
    Sie seufzte, als sie an ihre schrumpfende Wohnungsliste dachte. Falls sie diesen Schwur tatsächlich zu halten gedachte, würde sie wahrscheinlich im Auto schlafen müssen.

3
    Bürgermeister Temple Nolan liebte seine kleine Stadt. Hillsboro war ungewöhnlich kompakt für einen Ort in den Südstaaten, wo es reichlich billigen Boden gab und sich die Siedlungen ungehindert ausbreiten konnten. Hillsboro hatte sich nie weit ausgebreitet, sondern war im Wesentlichen in einem kleinen Tal inmitten der Ausläufer der Appalachen geblieben. Er liebte sogar die Einfahrt in den Ort: auf der mit Zedern bestandenen, gewundenen Hauptstraße hügelan, bis man oben um eine Kurve bog und den Ort ausgebreitet vor sich liegen sah, der auf den ersten Blick eher in den Nordosten der Vereinigten Staaten als in den sonnigen Süden zu gehören schien.
    Weiße Kirchtürme ragten in den Himmel, ehrwürdige alte Eichen und Hickorybäume breiteten ihre riesigen grünen Kronen aus, Blumen leuchteten auf den Rasenflächen; verflucht, es
gab sogar einen Stadtplatz. Gerichtsgebäude gab es keines, weil Hillsboro nicht Sitz der County-Verwaltung war, aber zumindest einen Platz. Er war gerade mal einen Morgen groß und man hatte einen hübschen kleinen Park darauf angelegt, mit sorgsam gepflegten Blumenrabatten, einigen Sitzbänken und der obligatorischen Kanone aus dem Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten, neben der ein paar rostige Kanonenkugeln aufgestapelt waren. Der Park wurde von so vielen Bürgern besucht, dass Nolan das Gefühl hatte, die Kosten seien gerechtfertigt.
    Auf der einen Seite des Platzes erhob sich das Rathaus, ein zweistöckiger Bau aus gelbem Backstein, der flankiert wurde von der Polizeistation und der Stadtbücherei mit ihrem weißen Säulenvorbau - Erstere unter der Ägide von Chief Jack Russo, einem barschen, hartgesottenen Yankee, der dem Bürgermeister die Stadt quietschsauber hielt, Letztere geführt von Miss Daisy Minor, einer steifen alten Jungfer, wie sie im

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