Auch Engel Moegens Heiss
waren, während er sie fickte; Temple vermutete, dass er dabei das Gefühl hatte, er würde mit irgendeinem schweinischen Verbrechen durchkommen. Oder vielleicht glaubte er, dass es keine Vergewaltigung war, wenn sie sich nicht wehrten. Was immer ihm auch im Kopf herumgeisterte, dies war schon das zweite Mädchen, das er mit GHB umgebracht hatte. Die Ware anzutesten war das eine, aber wenn das auf Kosten des Profits ging, wurde die Sache ernst.
Sykes schnaubte. »Mitchell ist schon lange ein Problem. Dieser blöde Idiot bringt uns mehr Ärger als Nutzen.«
»Ganz Ihrer Meinung.«
»Soll ich was unternehmen?«
»Das werden wir wohl müssen. Mitchells Spielchen kommen uns zu teuer.«
Sykes war erleichtert. Er arbeitete nicht gern mit Versagern zusammen, und Mitchell war eine Oberflasche. Mit Temple Nolan zu arbeiten, war hingegen das reinste Vergnügen; der Bürgermeister geriet nie in Panik, sondern regelte alles ganz kühl und ohne überflüssiges Gefühl. Sykes zeigte auf das Bündel am Boden. »Und was soll ich mit dem Leichnam machen? Verbuddeln? Oder loswerden?«
Temple überlegte. »Wie lange ist es her?«
»Fast vier Stunden, seit ich davon erfahren habe.«
»Warten Sie noch ein paar Stunden ab, damit wir sicher sein können, und schaffen Sie ihn dann irgendwohin.« Nach sechs Stunden löste sich das GHB in seine Bestandteile auf, sodass es nicht nachweisbar war, wenn ein Leichnam nicht innerhalb dieser Zeitspanne gefunden und auf Drogen untersucht wurde. Danach konnte man die Gabe von GHB nur noch vermuten, aber nicht mehr beweisen.
»Irgendwelche Ideen, wo?«
»Egal, solange es keine Hinweise auf uns gibt.«
Sykes massierte sich das Kinn. »Ich werd sie wohl ins Marshall County rüberbringen; wenn man sie findet, wird man sie für eine Illegale halten, und niemand wird sich ein Bein ausrei ßen, um sie zu identifizieren.« Er sah zum Wellblechdach hoch, auf das der Regen trommelte. »Das Wetter ist ideal; dadurch werden alle Spuren verwischt, falls die Kulis vom Marshall doch noch beschließen sollten, die Gegend abzusuchen.«
»Gute Idee.« Seufzend sah der Bürgermeister auf das kleine Bündel hinab. Der Tod machte einen Körper nicht nur reglos; er reduzierte ihn auf einen leblosen Klumpen, dem all die Spannung, die ureigene Eleganz fehlte, die das Leben selbst den Muskeln verlieh. Er verstand nicht, wie man einen Toten je mit einem Schlafenden verwechseln konnte, denn der ganze Körper wirkte schlagartig völlig anders. Solange das Mädchen gelebt hatte, war es eine wahre Schönheit mit einem unschuldigen Funkeln in den Augen gewesen, das ihnen einen Haufen Geld eingefahren hätte. Tot war es ein Nichts.
»Ich rufe Philipps an, erzähle ihm, was passiert ist und was wir wegen Mitchell unternehmen.« Temple sah dem Anruf mit einem mulmigen Gefühl entgegen, weil er nicht gern zugab, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er war es nämlich gewesen, der Mitchell mit ins Boot genommen hatte.
Selbst wenn, das war ein Fehler, der bald wieder ausgebügelt war. Mitchell würde keinem Mädchen mehr GHB einflößen.
4
Daisy stand im Regen und starrte auf das kleine, windschiefe Haus in der Lassiter Avenue, das ihre letzte Hoffnung war. Die weiße Farbe blätterte von den Wänden, die wenigen struppigen
Büsche mussten dringend gestutzt werden, und das Dach über der Veranda vor dem Eingang sackte in der Mitte durch. Die Fliegentür war auf einer Seite aus den Angeln gerissen, und durch eines der Fenster zog sich ein langer Sprung. Positiv blieb anzumerken, dass der kleine Hinterhof umzäunt war. Sie suchte angestrengt nach weiteren Pluspunkten, konnte jedoch keinen mehr vergeben. Außer jenem, dass das Haus noch nicht vermietet war.
»Ich muss nur schnell den Schlüssel suchen, dann können wir reingehen.« Mit diesen Worten begann die Besitzerin Mrs. Phipps, in ihrer geräumigen Schultertasche zu kramen. Mrs. Phipps brachte es auf knappe ein Meter sechzig, und zwar in Körpergröße und Taillenumfang, und ihr Haar hatte sie - falls es nicht von Natur aus so wuchs - zu riesigen weißen Flusen hochtoupiert, die an Wolken im Wind erinnerten. Schwer schnaufend näherte sie sich dem Haus über die zersprungenen Platten im Vorgarten, wobei sie jenen Abschnitt, auf dem gar keine Platten mehr waren, vorsichtshalber umging.
»Es ist keine Luxuswohnung«, warnte sie, obwohl Daisy sich fragte, wieso sie diese Warnung für notwendig hielt. »Nur Wohnzimmer, Küche, zwei Schlafzimmer und ein Bad. Aber ich und
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