Auch Engel Moegens Heiss
angeeignet. Ich habe eine Schwäche für alte Möbel, da war es ganz natürlich, dass ich bei diesen Themen aufgepasst habe.« Er stemmte die Hände in die Hüften und studierte sie mit zur Seite gelegtem Kopf. Normalerweise hätte sie eine solche Musterung verlegen gemacht, aber Todd hatte ein Funkeln in den Augen, das ihr vermittelte: Keine Angst, wir wollen uns einfach amüsieren. »Und du möchtest dir ein neues Gesicht zulegen?«
»Und zwar von Kopf bis Fuß«, gestand Daisy ehrlich. »Ich
bin eine einzige Katastrophe, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Ich habe mir Make-up gekauft und mich geschminkt, aber offenbar ist ein Trick bei der Sache, denn bei mir hat es einfach schrecklich ausgesehen.«
Er lachte. »Um genau zu sein, sind mehrere Tricks dabei.«
»Hab ich’s doch gewusst«, grummelte sie entrüstet. Hätten sich die Kosmetikhersteller nicht die Mühe machen können, die richtige Anwendungsweise auf ihre Produkte zu drucken?
»Hauptsächlich erfordert es jedoch Übung und die Erfahrung, nicht zu viel aufzutragen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schminken ist keine Kunst. Das kann ich dir in nicht mal einer Stunde beibringen. Was hast du sonst noch vor?«
Die Aufforderung, ihre Fehler aufzulisten, brachte ihre Wangen spürbar zum Glühen. Herr im Himmel, konnte er ihr das nicht ansehen? »Also, meine Haare. Ich überlege, ob ich mir von Wilma nicht ein paar Strähnchen -«
»Ach du meine Güte, nein!«, fiel er ihr entsetzt ins Wort.
Daisy seufzte. »Genauso haben auch meine Mutter und Tante Jo reagiert.«
»Du solltest auf sie hören«, riet er ihr. »Sie wissen, wovon sie reden. Wilma hat keine Ahnung von irgendwelchen Trends oder den neuesten Produkt-Entwicklungen. Ich glaube, sie war auf keiner Messe mehr, seit sie vor vierzig Jahren ihren Laden aufgemacht hat. Es gibt in Huntsville oder Chattanooga ein paar ganz gute Stylistinnen, die dir das Haar nicht gleich bis zur Kopfhaut abschmoren.«
Daisy schauderte, als sie sich im Geist kahlköpfig dasitzen sah. Todd hob eine Strähne ihres Haares hoch und betastete sie. »Dein Haar ist gar nicht so schlecht«, urteilte er. »Es hat zwar keinen erkennbaren Schnitt, aber es ist gesund.«
»Es hat überhaupt keinen Körper.« Nachdem sie schon einmal angefangen hatte, würde sie nicht den kleinsten Makel unerwähnt lassen.
»Das ist kein Problem. Es wird schon helfen, wenn du es etwas kürzen lässt. Es gibt inzwischen ein paar ganz fantastische Mittel, die dem Haar mehr Körper verleihen und es auch leichter frisierbar machen. Außerdem bekommt es von selbst mehr Körper, wenn du es aufhellen lässt.« Er musterte sie erneut. »Vergiss die Strähnchen. Ich finde, du solltest blond werden.«
»B-blond?«, quiekte sie. Sie konnte sich nicht im Traum als Blondine sehen. Sie konnte sich schon kaum vorstellen, wie sie mit ein paar blonden Strähnen aussehen würde.
»Nicht platinblond«, beschwichtigte er. »Wir lassen von der Stylistin verschiedene Schattierungen auftragen, damit es natürlicher aussieht.«
Für Daisy, die bis zu diesem Tag nicht einmal eine Tönung an ihr Haar gelassen hatte, erschien das Färben in verschiedenen Blondtönen so kompliziert wie eine Mondlandung. »W-wie lange dauert so was?«
»Ach, ein paar Stunden, nehme ich an. Du wirst zwei Behandlungen brauchen.«
»Wieso das denn?«
»Erst muss dein eigenes Pigment ausgebleicht werden, dann wird Strähne für Strähne als Ersatz blondes Pigment aufgetragen.«
Also, das klang zumindest logisch. Sie vermochte nicht zu sagen, ob sie je die Nerven zu einem so drastischen Schritt aufbringen würde, aber es war zumindest eine Möglichkeit, die erwägenswert schien. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie zweifelnd.
»Denk gut darüber nach«, riet er. »Was noch?«
Sie seufzte. »Meine Kleidung. Ich habe überhaupt keinen Stil.«
Er betrachtete ihren Rock und die Bluse. Sobald sie nach Hause gekommen war, hatte sie ihre Hose ausgezogen, weil sie sich nicht eine Minute länger den Kopf darüber zerbrechen wollte, ob ihr jemand auf den Hintern starrte. »O doch, den
hast du«, antwortete er gedehnt. »Leider ist es ein ganz schrecklicher Stil.«
Ihre Wangen erglühten, und er lachte. »Keine Angst«, beruhigte er sie freundlich und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. »Du hast nur nie gelernt, das Beste aus deinem Typ zu machen. Du hast jede Menge Potenzial.«
»Wirklich?«
»Wirklich.« Er ließ gemächlich den Zeigefinger kreisen.
Weitere Kostenlose Bücher