Auch Engel Moegens Heiss
Vielleicht
ging es im Buffalo Club doch mehr zur Sache, als man ihr erzählt hatte.
Rund um die Tanzfläche standen willkürlich verteilte Tischchen, die allesamt belegt waren. Sägespäne und Erdnussschalen bedeckten den Boden, über den die in Jeans gekleideten Bedienungen geschickt ihre Tabletts durch die wogende Menge balancierten.
Sie war eindeutig zu nobel gekleidet, erkannte Daisy. Hier schien jeder Jeans zu tragen, Männer wie Frauen, und nur ab und zu erspähte sie einen kurzen Rock mit engem Top und Cowboystiefeln. Eine Kombination, die Todd mit einem Schniefen als »billig« kategorisiert hätte.
Daisy hatte die Pumps und den Khakirock anbehalten und die ärmellose weiße Bluse angezogen, bei der sie die obersten zwei Knöpfe offen ließ. Das goldene Fußkettchen lenkte die Blicke auf ihre schlanken, unverhüllten Beine. Cool und klassisch sah sie aus, ganz und gar nicht wie die typische Besucherin des Buffalo Club.
»Aber hallo.« Ein fester Männerarm packte sie an der Taille und schwang sie herum. Im nächsten Moment sah sie blinzelnd zu einem grinsenden Mann mit dunklem Haar und einer Bierflasche in der Hand auf.
»Hallo«, erwiderte Daisy. Sie musste brüllen, um sich verständlich zu machen.
»Bist du allein hier?«, fragte er, den Mund dicht über ihr Ohr gebeugt.
Unglaublich, er flirtete mit ihr! Die Erkenntnis durchzuckte sie wie ein Elektroschock. Er wollte sie anbaggern! Ein Mann versuchte, sie anzubaggern!
»Mit ein paar Freunden«, log sie, weil ihr das klug erschien. Schließlich kannte sie ihn überhaupt nicht.
»Hätten deine Freunde was dagegen, wenn du mit mir tanzt?«
Weil er so nett lächelte und so freundliche Augen hatte, antwortete
sie: »Bestimmt nicht«, woraufhin er grinsend sein Bier abstellte, sie bei der Hand nahm und auf die Tanzfläche führte.
Meine Güte, war das schnell gegangen!, dachte Daisy überglücklich, als sie sich von den Armen des Mannes umfassen ließ. Er hielt sie eng, aber nicht so eng, dass es ihr peinlich gewesen wäre. Einen Moment lang bekam sie panische Angst, sie könnte das Tanzen verlernt haben - schließlich hatte sie nicht gerade viel Übung gehabt -, aber er führte sie sicher, und sie merkte, dass ihre Füße, solange sie nicht darüber nachdachte, automatisch die richtigen Schritte setzten.
»Ich heiße Jeff«, stellte er sich vor, wobei er wieder seinen Mund an ihr Ohr brachte.
»Daisy«, erwiderte sie.
»Kommst du öfter her? Ich kann mich nicht erinnern, dich schon mal hier gesehen zu haben, und du wärst mir hundertprozentig aufgefallen, glaub mir.«
Sie schüttelte den Kopf, nur um zu spüren, wie ihr Haar hüpfte und wieder in die Ausgangsstellung zurücksprang. »Das ist das erste Mal.«
»Aber hoffentlich nicht das letzte -« Er verstummte, drehte den Kopf zur Seite und sah grimmig einen Mann an, der ihm auf die Schulter klopfte.
»Darf ich übernehmen?«
»Nein«, wies Jeff ihn unwirsch ab. »Was zum Teufel soll das, glaubst du, wir sind hier auf dem Schulball? Verschwinde. Ich hab sie zuerst entdeckt.«
Der andere Mann, schlank und blond und ebenfalls in die obligatorischen Jeans mit T-Shirt gekleidet, grinste. »Mann, Jeff, sei nicht so egoistisch.« Behände hob er Daisys Hand aus Jeffs und wirbelte sie von ihm weg.
Daisy drehte sich zu Jeff um, leicht verängstigt, weil sie nicht wusste, was jetzt passieren würde. Doch Jeff zuckte nur grinsend mit den Achseln und deutete auf den Tisch, an dem er sitzen würde.
»Seid ihr befreundet?«, fragte sie den Blonden.
»Ja, wir sind Kollegen. Ich heiße übrigens Denny.«
»Daisy«, wiederholte sie.
Das Liebeslied verklang, und die Band ging nahtlos in eine Art Polka über. Es bildeten sich mehrere Reihen, und Danny stellte Daisy in Position. »Moment!«, protestierte sie entsetzt. »Das kann ich nicht!«
»Kein Problem«, brüllte er zurück. »Mach mir einfach alles nach.«
Der Tanz bestand vor allem in kräftigem Stampfen und Wirbeln, und sie schaffte es, den Übrigen nicht allzu weit hinterdrein zu stampfen und zu wirbeln. Einmal stieß sie mit Denny zusammen, was sie unwillkürlich zum Lachen brachte. In ihren klassischen eleganten Sachen, passte sie zwischen all die Jeans und Schlauchtops wie eine Kuh ins Museum, aber sie amüsierte sich königlich. Sie war noch keine zehn Minuten da, und schon war sie von zwei Männern angesprochen worden. Sie hatte mehr Aufmerksamkeit auf sich gelenkt als … o Mann, als in den letzten vierunddreißig Jahren.
Der
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