Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
knirschenden Kies zu ihrem Auto, Chief Russo dicht an ihrer Seite, ohne dass seine feste Hand den Griff um ihren Ellbogen gelockert hätte, fast als wäre sie seine Gefangene und er würde jeden Moment damit rechnen, dass sie ausbüxte. Sie war schon froh, dass er ihr keine Handschellen angelegt hatte.
    Autos rasten in alle Richtungen vom Parkplatz weg, weshalb sie sich durch den Verkehr schlängeln mussten. Erst als sie bei ihrem Wagen angekommen waren, ließ er sie los, sie holte den Schlüssel aus ihrer Handtasche und sperrte ihr Auto auf. Der Polizeichef hielt ihr die Tür auf, während Daisy hinter das Lenkrad rutschte. »Haben Sie was getrunken?«, fragte er sie aus heiterem Himmel.
    »Nicht mal eine Cola.« Sehnsüchtig dachte sie an den braunäugigen Mann, der es leider nicht mehr rechtzeitig zu ihr zurückgeschafft hatte. Sie war so furchtbar durstig; eine Schlägerei anzuzetteln war fast so anstrengend wie tanzen.
    Er stützte einen Arm oben auf die offene Autotür, den anderen auf das Autodach und beugte sich dann nach unten, um sie im gnadenlosen Licht der Innenbeleuchtung zu mustern. »Sie spielen mit gezinkten Karten«, stellte er schließlich mit zusammengekniffenen Augen fest. Dabei schien er den offenen Kragen ihrer Bluse zu fixieren. »Diese altbackenen Omasachen, die Sie sonst tragen, sind nur Tarnung.«
    Selbst der Polizeichef hatte bemerkt, wie altmodisch sie gekleidet
war, dachte Daisy. Wie beschämend. »Ich habe eine neue Seite aufgeschlagen«, erklärte sie.
    Mit einem Schnauben richtete er sich auf und trat einen Schritt zurück, damit sie die Tür schließen konnte. Sie ließ den Motor an, zögerte kurz und kurbelte dann das Fenster herunter. »Danke, dass Sie mich da rausgeholt haben«, sagte sie.
    »Das war höchste Zeit. So wie Sie zugelangt haben, hätten Sie den armen Kerl wahrscheinlich amputiert.« Er hob den Kopf und lauschte in die Nacht. »Ich glaube, ich kann Sirenen hören. Fahren Sie, bevor die Kollegen auftauchen.«
    Sie zögerte immer noch. »Und Sie?«
    »Ich helfe ihnen, alles zu regeln.«
    Natürlich; er brauchte keine Angst zu haben, dass man ihn verhaften würde. Sie wollte ihn schon bitten, niemandem von ihrem Besuch zu erzählen, doch dann ging ihr auf, dass sie ebenso viel Recht hatte, in einen Club zu gehen, wie er. Außerdem konnte es ihr im Grunde nur recht sein, wenn sich herumsprach, dass sie im Buffalo Club gewesen war. Jedenfalls würde man danach anders über sie denken. Schließlich sollten die Männer sie nicht mehr für unnahbar und unantastbar halten - und das ließ sich nicht allein durch ein neues Outfit erreichen.
    »Muss ich eine Aussage machen?«, fragte sie.
    Entnervt fuhr er sie an: »Nur wenn Sie noch länger hier rumhängen. Also verpissen Sie sich, solange es noch geht.«
    Also so was! Ohne ein weiteres Wort trat Daisy das Gaspedal durch, dass der Kies aufspritzte und sie mit quietschenden Reifen und schwänzelndem Heck aus dem Parkplatz schoss. Verdattert kämpfte sie eine panische Sekunde lang mit dem Lenkrad, ehe ihr einfiel, dass sie den Fuß vom Gas nehmen musste. Die Reifen hörten auf zu quietschen, als sie den Asphalt griffen, und im nächsten Moment fuhr Daisy deutlich bedächtiger über die Straße davon. Noch nie war sie mit quietschenden Reifen losgefahren. Ach du Schreck, und wenn der
aufspritzende Kies den Chief getroffen hatte? Sie wollte schon kehrtmachen und sich entschuldigen, als in ihrem Rückspiegel rotierende Blaulichter auftauchten und sie beschloss, dass es an der Zeit war, sich schleunigst zu verpissen. Genau wie er gesagt hatte.

9
    Es war keine schlechte Leistung, abends auszugehen, sich königlich zu amüsieren, bis zum Umfallen zu tanzen, eine Schlägerei auszulösen und schon um neun Uhr wieder zu Hause zu sein, sagte sich Daisy am nächsten Morgen. Also gut, der Abend war kein voller Erfolg gewesen; dafür war der erste Teil ausgesprochen erfolgreich gewesen. Und damit nicht genug, sie hatte sich gut unterhalten und würde es wieder tun. Nicht das mit der Schlägerei - hoffentlich nicht -, aber dafür das mit dem Tanzen und Flirten.
    Nach der Kirche, wo sie sich der unverhohlenen Neugier der übrigen Gottesdienstbesucher ausgesetzt sah - Menschen, die eigentlich wissen sollten, dass man seine Mitmenschen nicht anglotzte -, aß sie schnell etwas zu Mittag und stieg dann in eine ihrer neuen Jeans, weil sie kurz in die Lassiter Avenue fahren wollte, um nachzuschauen, wie weit Buck Latham mit dem Anstreichen war.

Weitere Kostenlose Bücher