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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schon in der Tür »Hallo« gerufen, sondern war schweigend in die Küche getreten, wo ihre Mutter und Tante Jo gerade Pfirsiche eindosten. Ihre Mutter hatte kurz über ihre Schulter gespäht, war dann auf dem Absatz herumgefahren und hatte energisch gefragt: »Wer sind Sie?«
    Daisy hatte kichern müssen. Im nächsten Moment hatten die beiden Frauen quietschend aufgejubelt und sich unter enthusiastischen Kommentaren über das blonde Haar und den schicken Schnitt auf sie gestürzt. Weil die einzumachenden Pfirsiche nicht warten konnten, hatte Daisy, während die beiden weiter eindosten, sämtliche Einkaufstüten aus dem Auto
angeschleppt und all ihre Errungenschaften vorgeführt, die wahrhaft atemberaubende Ausmaße angenommen hatten.
    Als sie alles nach oben in ihr Zimmer getragen hatte und anfing, die Sachen in ihren Schrank zu hängen, hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können, alles noch einmal anzuprobieren. Und obwohl sie müde war, hatte sie jedes Mal einen Schauer gespürt, wenn sie einen ihrer neuen schlanken Röcke, die klassische weiße, ärmellose Bluse oder die taupefarbenen Highheels anprobiert hatte. Diese durchgestylte, gut aussehende Frau war wirklich sie . Sie sah nicht wie ein Model aus, sie würde nie wie ein Model aussehen, aber der klare Haarschnitt machte das Beste aus ihrem unauffälligen Gesicht, das nun nicht mehr mausgrau aussah, sondern … ach, vielleicht reserviert. Und Todd hatte Recht: Das an ihrem rechten Knöchel glitzernde Fußkettchen wirkte schlichtweg sexy.
    Was für eine Schande, diesen Anblick nicht zu nutzen. Vielleicht würde sie es nie wieder schaffen, ihr Haar genauso herzurichten. Und geschminkt war sie auch schon …
    Angesichts dieser Erkenntnis holte sie tief Luft und fällte eine Entscheidung:
    Jetzt oder nie.
    Und so stand sie nun vor dem Buffalo Club, einer riesigen, scheunenartigen Country-Disco knapp jenseits der Grenze zum Madison County. Der Buffalo Club hatte eine Musikbühne, eine riesige Tanzfläche und einen zweifelhaften Ruf. Ab und zu war es schon zu Messerstechereien oder Kämpfen gekommen, aber nicht so oft, dass Frauen sich hier nicht wohl fühlten. Ein weiteres Plus war, dass der Eintritt nur zwei Dollar betrug. Nachdem sie heute schon Unsummen ausgegeben hatte, schien ihr etwas Sparsamkeit angebracht.
    Wenn sie sich zu viel Zeit zum Nachdenken ließ, würde sie kneifen, das ahnte sie, darum stürmte sie einfach drauflos. Sie holte zwei Dollarscheine aus der schmalen Klapphandtasche, die an einem dünnen Riemen über ihrer Schulter hing. Ihre Alltagstasche
war groß genug, um Proviant für einen ganzen Monat aufzunehmen, doch Todd hatte darauf bestanden, dass sie sich etwas Eleganteres zulegte. »Nimm nur das Allernotwendigste mit, wenn du ausgehst«, hatte er ihr eingebläut. »Nur etwas Bargeld, ein Taschentuch, einen Lippenstift, und die Kreditkarte steckst du in deinen BH.« Ein guter Rat, denn mehr hätte sie sowieso nicht in den schmalen Witz von einer Handtasche stopfen können.
    Ein stämmiger Kerl in Jeans, Stiefeln und schwarzem T-Shirt nahm ihr an der Tür die zwei Dollar ab; dann ließ er sie passieren. Sie trat in ein Inferno von bunten Lichtern, ohrenbetäubender Musik und noch lauterem Gejohle. Die Gäste schrien gegen die Band und gegeneinander an, um sich verständlich zu machen. Der Laden war gerammelt voll. Sie wurde von hinten geschubst und rumpelte gegen eine groß gewachsene Rothaarige mit Löwenmähne, die sie verärgert anfunkelte.
    Daisy wollte schon eine Entschuldigung murmeln, als ihr einfiel, dass sie nicht mehr murmelte. Außerdem wäre ein Murmeln in diesem Lärm sowieso untergegangen. »Verzeihung«, ließ sie sich deutlich vernehmen und wandte sich hoch erhobenen Hauptes ab. Ihre Frisur sah eindeutig besser aus als die des Rotschopfes, dachte sie mit einem elektrisierten Schaudern. Sie konnte sich nicht entsinnen, je gedacht zu haben, dass ihre Haare besser aussahen als die von jemand anderem.
    Sie schlängelte sich durch die Menge an einen relativ abgeschirmten Fleck, von wo aus sie in Ruhe Inventur machen konnte. Die Bar, ein großes Rechteck, war mit Hockern umstellt und wurde von den Gästen in Dreierreihen belagert. Umspielt von aufblitzenden bunten Lichtern, wiegten sich auf der Tanzfläche einige Pärchen zu dem Liebeslied, das der Sänger der Band ins Mikrofon gurrte. Die Band spielte auf einer kleinen Bühne hinter einer Abschirmung aus Maschendrahtzaun.
    Der Maschendrahtzaun irritierte sie ein wenig.

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