Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Inzwischen hatte sie ihren neuen Weg unwiderruflich eingeschlagen und konnte es kaum erwarten, in ihre eigene Wohnung zu ziehen. Doch gerade als sie mit ihrer Handtasche und den Autoschlüsseln in der Hand auf die Veranda trat, stoppte am Randstein vor dem Haus ein weißer Crown Victoria.
    In stiller Verzweiflung beobachtete sie, wie Chief Russo seinen mächtigen Körper vom Fahrersitz wuchtete. Ihrer Mutter hatte sie den vergangenen Abend in einer leicht zensierten Version
geschildert, weil sie es für besser hielt, ihr nicht auf die Nase zu binden, dass sie einem Mann die Hoden zerquetscht hatte. Wahrscheinlich war Chief Russo hier, um ein bisschen aus der Schule zu plaudern und ihr eine Standpauke zu halten, obwohl er dazu nicht das geringste Recht hatte, weil er schließlich ebenfalls nicht in offizieller Mission im Buffalo Club gewesen war. Er war zum Aufreißen dort gewesen, genau wie sie, wobei sie im Gegensatz zu ihm von ehrbaren Absichten getrieben wurde.
    Er trug ebenfalls Jeans und dazu ein schwarzes T-Shirt, das sich um seine breiten, abgerundeten Schultern schmiegte. Heute sah er noch mehr als sonst nach einem Gewichtheber aus, dachte sie abfällig. Im nächsten Moment fiel ihr ein, wie mühelos er sie mit einem Arm gestern Abend aus dem Buffalo Club getragen hatte, und sie begriff, dass sie ihn völlig richtig eingeschätzt hatte.
    »Wollen Sie irgendwohin?« Er blieb auf dem kurzen, blumengesäumten Weg vor dem Haus stehen und sah zu ihr auf, weil sie auf der schattigen Veranda stehen geblieben war.
    »Ja«, erwiderte sie knapp. Eigentlich verlangte ihre gute Kinderstube nach einer ausführlicheren Antwort wie: »Na ja, eigentlich wollte ich kurz in den Supermarkt, aber das kann warten. Warum kommen Sie nicht auf einen Kaffee herein?« Doch sie beschränkte ihre Erwiderung auf dieses eine Wort. Er hatte etwas an sich, das sie ihre gute Kinderstube vergessen ließ.
    »Wollen Sie mich nicht reinbitten?«, fragte er mit einem Funkeln in den Augen, das verriet, dass er eher belustigt als verärgert war.
    »Nein.«
    Er deutete mit einer Kopfbewegung auf sein Auto. »Fahren wir. Ich glaube nicht, dass Sie dieses Gespräch hier draußen führen möchten, wo alle Nachbarn zuhören können.«
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »O Gott, wollen Sie mich 120
etwa aufs Revier bringen?« Sie eilte die Treppe hinab, weil ihr ein schrecklicher Gedanke gekommen war. »Der Mann von gestern Abend - er ist doch nicht gestorben, oder? Es war ein Versehen! Und selbst wenn, dann wäre das doch eine Tötung in Notwehr, oder?«
    Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, und sie fixierte ihn misstrauisch. Er sah beinahe so aus, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen. Herr im Himmel, über so was lachte man nicht!
    »Soweit ich weiß, ist Ihr Freund wohlauf; wahrscheinlich läuft er heute ein bisschen breitbeinig, aber er ist eindeutig am Leben.«
    Sie atmete tief durch. »Da bin ich aber froh. Und warum wollen Sie mich dann aufs Revier bringen?«
    Wieder kam er ihr mit dieser komischen Gesichtsreiberei. Diesmal gab es keinen Zweifel: Er lachte über sie. Also nein!
    Er streckte die Hand aus und nahm ihren Arm in seinen warmen und unerträglich festen Griff, so als hätte er es jeden Tag mit Missetäterinnen zu tun, die nicht folgen wollten. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, Miss Daisy.« Er kämpfte hörbar gegen ein Kichern an. »Aber … Revier hat in Hillsboro einfach einen ganz anderen Klang als in New York.«
    Damit hatte er allerdings Recht, wenn man in Betracht zog, dass das hiesige Polizeirevier aus einem kleinen, gemütlich anmutenden Gebäude direkt neben dem Rathaus bestand. Trotzdem hätte er sich nicht so überheblich aufzuführen brauchen.
    Gerade als er ihr die Beifahrertür seines Autos aufhielt und sie einsteigen ließ, ging die Haustür wieder auf, und Evelyn trat heraus. »Chief Russo! Wohin bringen Sie Daisy denn?«
    »Wir fahren nur ein bisschen rum, Madam. In einer Stunde sind wir wieder zurück, Ehrenwort.«
    Evelyn zögerte und lächelte schließlich. »Dann wünsche ich viel Spaß.«
    »Danke, Madam«, entgegnete Chief Russo würdevoll. 121
    »Fantastisch«, brummelte Daisy, als er sich neben ihr niedergelassen hatte. »Jetzt denkt sie, wir gehen miteinander.«
    »Wir können ja noch mal reingehen und das richtig stellen, ihr erklären, was wirklich passiert ist«, bot er ihr an, während er den Wagen anließ, ohne ihre Antwort auch nur abzuwarten. Genau das war so ärgerlich an ihm; natürlich

Weitere Kostenlose Bücher