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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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könnte nicht schaden, persönlich vorbeizuschauen. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte. Aber auf jeden Fall hatte meine Vorstellung beinhaltet, an der Tür zu klingeln und den öffnenden Mr Beaumont gewinnend anzulächeln. Was eindeutig nicht passieren würde, wie ich jetzt feststellte.
    »Ähm, Entschuldigung«, sprach ich in das kleine Mikrofon am Wächterhaus. Die Fenster bestanden aus kugelsicherem Glas. Tads Dad musste entweder ein paar Feinde haben oder einen kleinen Hang zu Paranoia.
    Der Mann sah von seinem Fernseher auf. Und musterte mich. Von oben bis unten. Ich hatte meinen Mantel offen gelassen, damit er meinen Schottenrock und die Slipper sehen konnte. Dann schaute er an mir vorbei zum Rambler. Nicht gut. Ich hatte keinen Bock, nach meinem Stiefbruder und dessen Rostlaube beurteilt zu werden.
    Ich klopfte an die Scheibe, um die Aufmerksamkeit des Wachmannes wieder auf mich zu lenken.
    »Hallo«, sprach ich ins Mikrofon. »Ich bin Susannah Simon und gehe auf die Mission Academy. Ich schreibe für unsere Schülerzeitung einen Artikel über die zehn einflussreichsten Menschen von Carmel und hatte gehofft, Mr Beaumont interviewen zu können. Aber leider hat er auf meine Anrufe noch nicht reagiert und ich muss den Artikel morgen abgeben. Deswegen dachte ich, vielleicht ist er zu Hause und empfängt mich.«
    Der Wachmann sah mich verständnislos an.
    »Ich bin mit Tad befreundet, Tad Beaumont, Mr Beaumonts Sohn, Sie wissen schon«, fuhr ich fort. »Er kennt mich, also wenn Sie wollen, könnten Sie ihn vielleicht bitten, mal einen Blick auf den Monitor zu werfen und mich zu identifizieren. Ich bin mir sicher, das würde er tun. Falls ich identifiziert werden muss, meine ich.«
    Der Mann starrte mich weiterhin nur an. Man sollte meinen, so ein reicher Typ wie Mr Beaumont könnte sich Angestellte mit etwas mehr Grips leisten.
    »Aber wenn das kein guter Zeitpunkt ist«, quasselte ich weiter und wich zurück, »dann kann ich natürlich auch ein andermal wieder kommen.«
    Plötzlich tat der Wachmann etwas Verblüffendes. Er beugte sich nach vorn, drückte auf einen Knopf und sagte: »Schätzchen, so schnell hab ich noch nie jemanden reden hören. Könntest du das bitte noch mal wiederholen? Aber diesmal langsamer, okay?«
    Also hielt ich meine Rede noch mal, diesmal langsamer, während hinter mir Schlafmütz mit laufendem Motor wartete. Ich hörte, wie das Autoradio plärrte und Schlafmütz mitsang. Bestimmt hatte er gedacht, mit geschlossenen Scheiben sei der Wagen schalldicht.
    Wie man sich irren konnte …
    Nachdem ich mein Sprüchlein ein zweites Mal runtergerasselt hatte, setzte der Wachmann ein freundliches Lächeln auf. »Augenblick mal«, sagte er, nahm den Hörer eines weißen Telefons in die Hand und sprach etwas hinein, was ich nicht hören konnte. Ich stand da und wünschte mir, ich hätte eine Strumpfhose angezogen, ich fror nämlich fürchterlich in dem kalten Wind, der vom Meer herüberwehte. Außerdem überlegte ich mir, wie in aller Welt ich hatte denken können, es wäre eine gute Idee hierherzukommen.
    Dann knackte es im Mikrofon.
    »Okay, Miss«, sagte der Wachmann. »Mr Beaumont erwartet Sie.«
    Und dann schwangen zu meiner Überraschung die stachligen Torflügel auf.
    »Oh«, sagte ich. »Oh Gott! Danke! Danke …«
    Mir entging, dass der Mann mich gar nicht hören konnte, weil ich nicht ins Mikro gesprochen hatte. Ich rannte zum Wagen und riss die Tür auf.
    Schlafmütz, der gerade extrem leidenschaftlich Luftgitarre gespielt hatte, hielt mitten in der Bewegung inne und sah mich peinlich berührt an.
    »Und?«, fragte er.
    »Und«, sagte ich, warf mich auf den Beifahrersitz und schlug die Tür hinter mir zu. »Wir sind drin. Setz mich einfach vor dem Haus ab, okay?«
    »Aber gerne doch, Aschenputtel.«
    Die Fahrt über die extrem lange Zufahrt dauerte fünf Minuten. Kein Witz. So lang war die. Rechts und links wurde sie von riesigen Bäumen flankiert, die eine Art Allee bildeten. Irgendwie cool. Bei Tageslicht sah das bestimmt wunderschön aus. Gab es eigentlich irgendwas, was Tad Beaumont nicht hatte? Er sah gut aus, er hatte Kohle, ein umwerfendes Zuhause …
    Das Einzige, was ihm noch fehlte, war die süße kleine Susannah Simon.
    Schlafmütz hielt vor dem steingefliesten Zugang zum Haus, der wie das Polynesian Hotel in Disney World von riesigen Palmen eingerahmt wurde. Überhaupt sah der ganze Laden hier ein bisschen nach Disney World aus. So überdimensional, modern und

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