Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
ist etwas geschehen – ich meine, ich steige hier doch nicht aus. Ich muß weiterfahren. Lassen Sie sich meine Koffer aus dem Gepäckwagen geben und schaffen Sie sie in den Gepäckraum. Dann bestellen Sie sich Tee und warten hier am Bahnhof auf mich.‹ ›Hier soll ich auf Sie warten, Ma’am?‹ fragte ich. ›Ja, ja, gehen Sie nicht vom Bahnhof fort! Ich werde mit einem späteren Zug zurückkehren. Ich weiß aber noch nicht, wann. Es mag sogar spät werden.‹
    ›Sehr wohl, Ma’am‹, sagte ich. Das Ganze kam mir recht merkwürdig vor, aber es schickte sich nicht für mich, Fragen zu stellen.«
    »Das sah Ihrer Herrin gar nicht ähnlich, wie?«
    »Ganz und gar nicht, Sir.«
    »Was dachten Sie sich denn dabei?«
    »Nun, ich glaubte, der Herr in ihrem Abteil habe etwas damit zu tun. Sie sprach nicht mit ihm, aber hin und wieder drehte sie sich nach ihm um, als erwarte sie eine Bemerkung von ihm.«
    »Das Gesicht des Mannes haben Sie aber nicht gesehen, wie?«
    »Nein, Sir, er kehrte mir die ganze Zeit über den Rücken zu.«
    »Können Sie ihn überhaupt irgendwie beschreiben?«
    »Er trug einen leichten rehfarbenen Mantel und eine Reisemütze. Er war groß und schlank und schien dunkles Haar zu haben.«
    »Er kam Ihnen nicht vielleicht bekannt vor?«
    »Eigentlich nicht, Sir.«
    »Hätte es der Gatte Ihrer Herrin, Mr. Carrington, sein können?«
    Mason blickte ziemlich bestürzt drein.
    »Oh, das glaube ich nicht, Sir!«
    »Aber Sie sind nicht sicher?«
    »Er hatte ungefähr die Figur des gnädigen Herrn – aber ich habe nie daran gedacht, daß er es sein könnte. Wir sahen ihn so selten. Ich kann natürlich auch nicht behaupten, daß er es nicht war!«
    »Hätte der Mann in Bristol in den Zug steigen können, ehe Sie das Abteil Ihrer Herrin erreichten?«
    Jane Mason überlegte.
    »Ja, Sir, das wäre durchaus möglich gewesen. Mein Abteil war sehr voll, und es dauerte einige Minuten, bevor ich aussteigen konnte – und dann war ein ziemliches Gewühl auf dem Bahnsteig. Das hielt mich auch auf. Aber bestenfalls hätte er nur ein paar Minuten mit der gnädigen Frau allein sprechen können. Ich hatte es als selbstverständlich angenommen, daß er durch den Gang in ihr Abteil gekommen war.«
    »Das ist gewiß auch wahrscheinlicher.«
    Poirot schwieg mit gerunzelter Stirn. Jane Mason unterbrach das Schweigen:
    »Soll ich Ihnen sagen, wie die gnädige Frau gekleidet war, Sir?«
    »Die Zeitungen erwähnen ein paar Einzelheiten, aber es wäre gut, wenn Sie sie bestätigen würden.«
    »Sie trug ein Barett aus weißem Fuchspelz mit einem weißen getupften Schleier, dazu einen Wollmantel mit passendem Rock – in einer Farbe, die man als stahlblau bezeichnet.«
    »Hm, ziemlich auffallend!«
    »Ja«, warf Halliday dazwischen, »Inspektor Japp hofft, daß es dazu beitragen wird, den genauen Tatort festzustellen. Jeder, der sie gesehen hat, wird sich an sie erinnern.«
    » Précisément! Ich danke Ihnen, Mademoiselle.«
    Die Zofe verließ den Raum.
    Poirot erhob sich flink: »Mehr kann ich hier nicht tun – ich möchte Sie höchstens bitten, mir alles zu sagen – aber auch wirklich alles! «
    »Das habe ich doch getan.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut!«
    »Dann läßt sich nichts mehr sagen, und ich muß den Fall ablehnen.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil Sie mir gegenüber nicht offen gewesen sind.«
    »Aber ich versichere Ihnen –«
    »Nein, Sie verheimlichen mir etwas.«
    Es folgte eine kurze Pause. Dann zog Halliday zögernd ein Blatt Papier aus der Tasche und reichte es Poirot.
    »Das hat Ihnen wohl quer im Halse gesessen, Monsieur Poirot – wie Sie das wissen konnten, ist mir allerdings schleierhaft.«
    Poirot lächelte und entfaltete den Bogen. Es war ein Brief mit dünner, schräger Handschrift. Er las ihn laut vor:

    Chère Madame,
    es macht mich sehr glücklich, daß ich Sie wiedersehen soll, ich freue mich unendlich darauf. Nach Ihrer so liebenswürdigen Antwort auf meinen Brief kann ich meine Ungeduld kaum bezähmen. Jene Tage in Paris sind mir unvergeßlich. Es ist allerdings grausam von Ihnen, daß Sie London morgen verlassen wollen. Sehr bald, vielleicht eher als Sie denken, werde ich jedoch die Freude haben, die Frau wiederzusehen, die stets den ersten Platz in meinem Herzen eingenommen hat. Glauben Sie mir, meine Gefühle für Sie sind unverändert, und ich bin mit den ergebensten Grüßen
    Ihr
    Armand de la Rochefour

    Poirot gab Halliday den Brief mit einer Verbeugung zurück.
    »Ich nehme an,

Weitere Kostenlose Bücher