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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schwefel. Die Stärke einer Familie ist etwas Wunderbares. In der Familie können sie alle schauspielern. Daher hat Valerie auch ihr Schauspielertalent. Ich glaube ebenso wie Prinz Paul an Vererbung! Sie hatten mich sogar getäuscht! Ein glücklicher Zufall und meine an Mrs. Oglander gerichtete Probefrage, wodurch ich sie dazu brachte, die Angabe ihrer Tochter über die Sitzordnung zu widerlegen, haben es verhütet, daß die Familie Oglander Hercule Poirot eine Schlappe beigebracht haben.«
    »Was werden Sie nun dem Prinzen sagen?«
    »Daß Valerie das Verbrechen unmöglich begangen haben kann und daß ich sehr bezweifle, daß der Landstreicher jemals gefunden wird. Auch werde ich ihn bitten, Zara meine Empfehlung auszurichten. Das war wirklich ein merkwürdiger Zufall! Ich glaube, ich nenne diese kleine Affäre das Abenteuer des Kreuzkönigs. Was halten Sie davon, mein Freund?«

Das Geheimnis des Plymouth-Express
    Alec Simpson, Leutnant zur See, stieg in Newton Abbot in ein Abteil erster Klasse des Plymouth-Express. Ein Gepäckträger folgte mit einem schweren Koffer. Er schickte sich an, diesen ins Gepäcknetz zu schwingen. Aber der junge Seemann wehrte ab:
    »Lassen Sie ihn nur unten. Ich werde ihn nachher schon selbst verstauen.«
    Mit diesen Worten drückte er ihm ein großzügiges Trinkgeld in die Hand. Der Gepäckträger bedankte sich und verschwand. Türen klappten; eine gewaltige Stimme rief: »Der Zug hält nur in Plymouth. Nach Torquay umsteigen. Nächste Station Plymouth!« Dann schrillte eine Pfeife, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
    Leutnant Simpson hatte das Abteil ganz für sich. Die Dezemberluft war frostig, und er zog das Fenster zu. Dann schnupperte er etwas und runzelte die Stirn. Was für ein merkwürdiger Geruch! Genau wie damals im Krankenhaus, als er am Bein operiert wurde, dachte er. Ja, Chloroform, das war’s! Er ließ das Fenster wieder herunter und setzte sich mit dem Rücken zur Lokomotive. Dann zog er seine Pfeife aus der Tasche und zündete sie an. Eine Zeitlang saß er regungslos da und blickte rauchend und sinnend in die Nacht hinaus. Schließlich raffte er sich auf, öffnete seinen Koffer und nahm einige Zeitungen und Zeitschriften heraus. Dann schloß er den Koffer wieder und versuchte, ihn unter die gegenüberliegende Bank zu schieben, was ihm aber nicht gelang. Irgend etwas war da im Wege. Er schob kräftiger mit ständig wachsender Ungeduld, aber immer noch ragte der Koffer halbwegs ins Abteil.
    »Verdammt nochmal, warum geht das Ding denn nicht hinein?« murmelte er vor sich hin. Seine Geduld war zu Ende. Er zog den Koffer vollständig heraus, bückte sich und spähte unter den Sitz.
    Im nächsten Moment hallte ein Schrei, und ein heftiger Ruck an der Notbremse brachte den langen Zug zum Stehen.

    » Mon ami « , sagte Poirot, »wie ich weiß, haben Sie großes Interesse an der geheimnisvollen Angelegenheit im Plymouth-Express. Hier, lesen Sie mal.«
    Ich griff nach dem Brief, den er mir über den Tisch hinweg zuschob. Der Inhalt war kurz und bündig:

    Sehr geehrter Monsieur Poirot!
    Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich so rasch wie irgend möglich aufsuchen würden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Ebenezer Halliday.

    Der Zusammenhang war mir nicht ganz klar, und ich blickte Poirot fragend an.
    Als Antwort entfaltete er eine Zeitung und las folgenden Absatz laut vor:
    »Eine sensationelle Entdeckung wurde gestern abend gemacht. Ein junger Marineoffizier, der zu seiner Station in Plymouth zurückkehrte, fand unter dem Sitz in seinem Abteil eine erstochene Frau. Der Offizier zog sofort die Notleine, und der Zug wurde zum Stehen gebracht. Die ungefähr dreißig Jahre alte, auffallend gekleidete Frau ist noch nicht identifiziert worden. Und später folgt diese Notiz:
    Man hat festgestellt, daß die im Plymouth-Express tot aufgefundene Frau die Ehrenwerte Mrs. Rupert Carrington ist. Wenn Ihnen das kein Begriff ist, mein Freund, will ich hinzufügen, daß Mrs. Rupert Carrington vor ihrer Heirat Flossie Halliday war, die Tochter des alten Halliday, des Stahlkönigs von Amerika.«
    »Und er läßt Sie kommen? Das ist ja großartig!«
    »Ich habe ihm früher mal einen kleinen Dienst erweisen können – es handelte sich damals um Wertpapiere. Und einmal, als ich anläßlich eines königlichen Besuchs in Paris war, machte man mich auf Mademoiselle Flossie aufmerksam. La jolie petite pensionnaire! hieß es. Sie hatte auch eine hübsche Mitgift, diese hübsche

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