Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Seit Karen Fenders in das Leben dieses Mannes getreten war, hatte sich alles verändert. Werner wußte nur noch nicht, was es war. Zum ersten Mal seit zwei Jahren verfluchte er seine Blindheit.
Er wollte das Mädchen sehen können, das zu der sanften, beruhigenden Stimme gehörte, die Tag und Nacht seine Gedanken und Gefühle durcheinander brachten.
War Karen jedoch in Werners Nähe, dann benahm er sich kalt und abweisend ihr gegenüber aus lauter Angst, sie könnte seine Gefühle erraten, und vielleicht sogar darüber lachen. Nichts fürchtete Werner so sehr, als wenn er ausgelacht oder bemitleidet wurde.
Als es zaghaft an die Tür klopfte, fuhr der Mann erschreckt herum. »Ja, bitte? «
»Wir sind es, Werner. Tamara wollte nach ihrem Papi sehen, ehe ich sie ins Bett bringe. Hoffentlich stören wir nicht. « Karen betrat das Zimmer mit dem kleinen schwarzgelockten Mädchen auf dem Arm, das sich verschlafen die Augen rieb. Seit fast einer Woche arbeitete die junge Frau bereits für Werner, doch noch immer hatte sie sich nicht an den Brauch gewöhnt, dass man sich zwar siezte, doch nur mit dem Vornamen anredete.
Besonders bei ihrem Arbeitgeber fiel es ihr schwer, ihn nicht Herr Bostel zu nennen, sondern ganz einfach Werner.
»Papi gehen«, quengelte Tamara und strampelte wild, als sie ihren Vater, erblickte. »Will zu Papi. Loslassen!«
Karen stellte das Kind auf den Teppich und führte es dann zu Werner, der noch immer unbeweglich am Fenster stand. Das Gesicht verriet keines seiner Gefühle. Es wirkte so unbeteiligt, als hätte er überhaupt keine Beziehung zu dem Kind. Vielleicht aber lag es auch daran, dass er Tamara nicht sehen konnte.
Als das kleine Mädchen ihn am Hosenbein zupfte, bückte er sich und hob es hoch. »Na, du kleiner Spatz, warst du auch artig zu Karen? « In seiner Stimme schwang verhaltene Zärtlichkeit mit. Es schien fast, als schämte er sich seiner Gefühle.
»Bin immer lieb«, antwortete Tamara mit drolligem Augenaufschlag. »Freust du dich, Papi? «
»Natürlich freue ich mich, Tamara. « Werners Hand glitt langsam am Ärmchen des Kindes hoch, bis er die Wange erreicht hatte. Ganz vorsichtig fuhr er dann Tamara über die Stirn, als ob er Angst hätte, etwas zu zerbrechen.
Karen beobachtete Vater und Tochter gerührt. Sonst war Tamara ein richtiger kleiner Wildfang, doch wenn sie in die Nähe des Vaters kam, entwickelte sie sich zu einem Schmusekätzchen.
Werner Bostel wurde es sichtlich unbehaglich zumute. Er fühlte sich plötzlich beobachtet. Rasch stellte er Tamara auf den Boden. »Nehmen Sie endlich das Kind, Karen. Ich - ich habe noch zu arbeiten. « Er war offensichtlich erleichtert, dass ihm diese Ausrede eingefallen war.
»Selbstverständlich. Ich wollte die Kleine ohnehin gerade zu Bett bringen. Es ist höchste Zeit, dass du dein Mittagsschläfchen machst «, sagte sie liebevoll zu dem Mädchen und ergriff die beiden kleinen Händchen, die das Kind ihr entgegenstreckte. Zwar war Tamara schon ziemlich sicher auf ihren Beinchen, doch sie liebte es, wenn jemand sie führte.
»Mit Karen gehen«, plapperte sie munter drauflos. »Papa ist müde. « Sie verzog ihren Mund zu einem lieben Lachen, und ihre großen eisblauen Augen blitzten vor Vergnügen, als Karen das Kind auf den Arm nahm.
Karen merkte immer deutlicher, dass sie dem natürlichen Charme dieses Kindes nicht mehr länger widerstehen konnte. Zwar hatte sie sich von Anfang an gegen Gefühle jeglicher Art gewappnet, doch auf die Dauer waren diese Vorsätze nicht durchführbar. Zumindest Tamara hatte in der kurzen Zeit ihr Herz gewonnen,
Karen wandte sich zur Tür und drückte die Klinke nieder. Sie überlegte gerade, was sie mit den nächsten beiden Stunden anfangen sollte, in denen das Kind schlief. Wenn sie in den Garten hinausging, dann lief sie unweigerlich Armin Bostel in die Hände, den sie seit ihrem Aufenthalt hier erst zweimal begegnet war.
Das eine Mal hatte er ihr freundlich die Hand geschüttelt. Das war am Tag ihrer Ankunft gewesen. Karen erinnerte sich noch gut daran, dass sie vor
Verlegenheit nicht gewusst hatte, was sie sagen sollte
Beim nächsten Mal war sie dann schon mutiger gewesen. Sie war Armin auf der Treppe buchstäblich in die Arme gefallen, weil sie vor Schreck die letzten beiden Stufen übersehen hatte. Dennoch hatte sie die peinliche Situation mit einem höflichen Danke und einem kleinen Scherz gemeistert.
»Der Papi ist immer müde.
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