Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
«
Die traurige Stimme Werner Bostels ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Sie drehte ihren Kopf, um ihn ansehen zu können.» Ich verstehe nicht«, murmelte sie verlegen und fühlte, wie sie errötete.
Sie war froh, dass er es nicht sehen konnte. Karen jedoch konnte sein Gesicht sehen. Es war unendlich traurig und deprimiert. Dies schnitt ihr ins Herz.
»Sie brauchen es auch nicht verstehen. Bringen Sie jetzt endlich die Kleine zu Bett. Gehen Sie doch!«
Gequält wandte sich der Mann ab und starrte wieder durchs Fenster hinunter. Seit dem Tod seiner Frau hatte Werner einen, eisernen Panzer um sein Herz gelegt, der keine tieferen Gefühle mehr zugelassen hatte. Nun jedoch war alles anders.
Angefangen hatte es bereits damit, dass er zum ersten Mal mit diesem fremden Mädchen gesprochen hatte, als Karl es vor dem Sprung in die Tiefe bewahrt hatte. Noch immer wußte Werner nicht, weshalb er überhaupt ausgestiegen war und sich eingemischt hatte. Es wäre doch vollkommen ausreichend gewesen, dass der Chauffeur mit ihr sprach. Dann dieses Angebot…
Zugegeben, er hatte sich bereits Gedanken gemacht, dass es für Wera eines Tages zu viel sein würde, sich um den großen Haushalt und dann noch um ein kleines Kind kümmern zu müssen. Doch daran, dass er für Tamara ein eigenes Kindermädchen einstellen könnte, hatte er nicht gedacht.
Und nun war Werner schon so weit, dass er sich Karens Stimme immer wieder ins Gedächtnis rief, wenn er sie nicht hörte. Er fragte sich immer wieder, was das bedeuten sollte. Hatte er sich etwa verliebt? In eine Stimme verliebt?
Verhalten stöhnte der Mann auf. Früher hatte er nur auf den Tod gewartet, doch inzwischen sehnte er ihn geradezu herbei.
Was war denn das noch für ein Leben, das er führte? Für alle eine Belastung, am meisten jedoch für sich selbst.
Karen stand noch immer an der Tür. Sie ahnte, dass Werner glaubte, allein zu sein. Deshalb verhielt sie sich ruhig und legte ihren Zeigefinger an die Lippen, als Tamara etwas sagen wollte. Zum Glück verstand das Kind sofort.
Leise schlich sie aus dem Zimmer und zog die Tür ins Schloss. Mitleid krampfte ihr Herz zusammen, wenn sie an den einsamen Blinden dachte. Da sie jedoch nicht wußte, wie sie ihm helfen konnte, bemühte sie sich, Werner Bostel schnell wieder zu vergessen.
Da war ja noch Armin.
Er lag im Garten auf einem Liegestuhl, und er war immer lustig und guter Dinge. Seine Gesellschaft wollte sie suchen, wenn Tamara im Bett war.
Zufrieden vor sich hin summend, machte sich Karen auf den Weg zum Kinderzimmer.
***
»Hallo, schönes Fräulein! Sind Sie endlich Ihrer Pflicht enthoben? « Armin Bostel hob schützend eine Hand vor die Augen und betrachtete Karen bewundernd.
»Hoffentlich störe ich Sie nicht. Ich habe jetzt eine Weile frei, weil Tamara schläft. Und da dachte ich, dass ich mich auch etwas in die Sonne setzen könnte, falls Sie nichts dagegen haben. «
»Aber nein, schönes Fräulein, keineswegs. Ich bin sehr erfreut, wenn Sie mir Gesellschaft leisten. Immer bin ich so allein, wenn ich schon einmal Urlaub in der Heimat mache, was ohnehin nicht sehr oft vorkommt. Der Betrieb in Italien spannt einen ganz schön ein, das kann ich Ihnen sagen. «
»Es macht doch sicher auch sehr viel Spaß - ich meine, so ein tolles Hotel zu leiten und immer im sonnigen Süden leben zu können«, sagte Karen bewundernd und zog einen der Liegestühle heran. Dann legte sie sich mit einem wohligen Seufzer zurück und schloss die Augen.
»Oh, es ist jedenfalls nicht langweilig. Ständig geschieht etwas, das einen in Trab hält und immer neue Entscheidungen verlangt. Doch ich will mich nicht beklagen. Mir gefällt der Job. So eine sture Büroarbeit von morgens bis abends würde ich mit Sicherheit nicht überleben. « Er lachte, und seine Augen blitzten vor Lebensfreude. »Werner, mein Bruder, ist wirklich nicht zu beneiden.«
»Nein, das ist er gewiß nicht. «
Karens Lächeln erlosch. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, dass sie gerade ebenfalls an Armins blinden Bruder gedacht hatte. »Wenn ich mir vorstelle, ich müsste in ewiger Nacht leben, dann würde ich mit ziemlicher Sicherheit verrückt werden. Es muss ein entsetzliches Gefühl sein, wenn man so hilflos und ständig auf andere angewiesen ist. «
»Denken Sie nicht mehr daran, Karen. Sie sind ein bezauberndes junges Mädchen. Schon allein deshalb bin ich froh und dankbar, dass nicht ich es bin, der nicht sehen kann. Werner wüsste mit einem
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