Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
ihrem abendlichen Ausflug gesagt hatte.
Werner Bostel jedoch hatte das kleine Geheimnis durch Wera erfahren. Er hatte Armins Wagen wegfahren hören, und eine unbestimmte Ahnung hatte ihn ins Kinderzimmer getrieben. Doch Karen war nicht dort gewesen. Wera hatte ihm dann gesagt, dass sie mit seinem Bruder in die Stadt gefahren war.
Als er nun spät in der Nacht Armins Wagen in den Innenhof einfahren hörte, erhob er sich von seinem Lehnstuhl und trat ans Fenster. Müde legte er die Stirn an das kühle Glas und lauschte auf jedes Geräusch.
Ob sie sich küssten.
Bei dieser Vorstellung wurde Werners Herz schwer. Er presste die Fäuste auf die geschlossenen Augen und stöhnte gequält auf. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten fielen über ihn her wie Raubtiere, die gnadenlos ihr Opfer umzingelten.
Doch das wollte Werner nicht ertragen. Er ging vorsichtig zum Bett zurück und tastete suchend über seinen Nachttisch. Dann hatte er die Schachtel gefunden, die ihm Vergessen für die nächsten Stunden garantierte. Hastig nahm er eine kleine Tablette aus dem Gläschen und spülte es mit kühlem Wasser hinunter. Dann legte er sich ins Bett zurück und schloss die Augen.
***
»Fang mich, Tamy, hier bin ich . « Jubelnd lief Karen über den grünen Rasen, der sich hinter dem Wohnhaus weithin ausdehnte.
»Warte, Tamy kommt schon«, rief die Kleine und klatschte vor Vergnügen in die Händchen. In den Wochen, seit Karen auf dem Fohlenhof lebte, war das Kind sichtlich aufgelebt. Mit all ihrer Liebe hing Tamara an der Frau, die sich um sie sorgte und auf all ihre kleinen Kümmernisse einging.
Und Karen Fenders erging es nicht viel anders. Das Mädchen, das nach dem Tod der Mutter sein Leben nur auf Vergnügungen und Abwechslung eingestellt hatte, begann dieses Leben in der Einsamkeit, meist nur in Gesellschaft eines kleinen Kindes und einer freundlichen Haushälterin, zu lieben. Sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen, in der Stadt leben zu müssen und den ganzen Tag in einem Büroraum eingesperrt zu verbringen.
»Jetzt legen wir uns auf die Decke und lassen uns von der Sonne bescheinen. Bist du einverstanden, Tamy? « Mit einem glücklichen Lachen hob Karen das kleine Mädchen hoch, das vor Vergnügen laut zu kreischen begann.
»Tamy ist einverstanden. « Die blauen Augen des Kindes blitzten, die Beinchen strampelten, als Karen Tamara auf die Decke legte und begann, sie zu kitzeln. Das war genau das Spiel, das sie liebte.
»Noch mal«, bettelte sie, als Karen sie endlich in Ruhe ließ, weil ihr allmählich der Atem ausgegangen war.
»Kleine Pause, Tamy. Ich bin am Ende. « Lachend warf sich Karen nun ebenfalls auf die Decke und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Versonnen starrte sie zum blauen Himmel hinauf. Kleine weiße Wolken schwammen in dem unendlich scheinenden Azurblau, und aus dem nahen Waldstück erklang das muntere Gezwitscher unzähliger Vögel.
»Es ist herrlich hier, findest du nicht auch, mein Schatz? Du bist wirklich ein Glückspilz, dass du hier zu Hause bist. « Karen drehte den Kopf zur Seite und stellte überrascht fest, dass das Kind eingeschlafen war. Nun hatte sie ein wenig Zeit zum Träumen.
Früher hatte Karen nie geträumt. Ihr war weder die Schönheit einer Blume aufgefallen, noch hatte sie das wunderbare Gefühl gekannt, wenn Sonnenstrahlen ihre Haut berührten und sie wärmten. Das alles lernte sie nun erst kennen. Und sie stellte fest, dass sie noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen war und so intensiv gelebt hatte wie hier in der freien Natur. Erst jetzt erfuhr sie, wie frisches Heu riecht, und sie lernte langsam, dass man sich vor Pferden nicht zu fürchten braucht, auch wenn sie so groß sind, dass man sich strecken muss, um sie zu umarmen.
Als ein Schatten über ihr Gesicht fiel, öffnete sie erschrocken die Augen. Kaum drei Schritte von ihr entfernt stand Werner Bostel und tastete
vorsichtig mit seinem Stock die Umgebung ab.
»Hier sind wir, Werner«, sagte sie leise. Karen war so. erstaunt über sein unvermutetes Auftauchen, dass ihre Stimme leicht vibrierte. »Warten Sie, ich werde Sie führen. «
Rasch erhob sie sich und fasste den Mann am Arm »Jetzt sind wir auf der Decke Sie können sich setzen. Aber bitte leise... Tamy liegt hier und schläft. «.
- Der Mann nickte und tat, wie Karen ihm gesagt hatte. »Ich habe Ihr Lachen gehört und das Juchzen meiner Tochter, und da dachte ich … Ach, ich weiß nicht mehr, was ich dachte. Es war nur so eine
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