Auch Schmetterlinge können weinen (Der romantische Heftroman für den Kindle) (German Edition)
plötzlich ein. »Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Nur Werner weiß es noch nicht. « Er lachte so laut, dass Tamara aufwachte.
»Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie wieder nach Italien zurückgehen«, sagte Karen gleichgültig. Nur mit Mühe konnte sie den Sturm verbergen, der in ihrem Innern tobte.
Ja, Armin hatte Recht. Sie, Karen, hatte sich verliebt - ausgerechnet in Werner Bostel. Nun erkannte auch sie die Anzeichen, die dafür sprachen. Doch sie wußte auch, dass es eine Liebe ohne Zukunft war. Werner liebte Gerti, seine verunglückte Frau. Gerti aber war tot, und gegen eine Tote kann man nicht kämpfen.
***
»Was hat der Arzt gesagt? So rede doch endlich, Werner. « Fürsorglich hatte Karl den Mann am Arm gefasst und führte ihn aus dem Krankenhaus, in dem ein bekannter Augenspezialist praktizierte.
»Lassen Sie mich endlich in Frieden, Karl. Ihre Fragerei ist kaum mehr zu ertragen. Wenn Sie nicht ständig genörgelt hätten, dann hätte ich mir diese Untersuchung erspart. Sie führt ohnehin zu nichts. « Werner Bostel verzog gequält das Gesicht.
»Also keine Hoffnung?«
Der Mann gab keine Antwort darauf. Schweigend gingen sie über den langen weißen Krankenhausflur, bis sie zum Ausgang gelangten. Strahlende Sonne empfing die beiden Männer. Es. schien fast, als wollte der Himmel sie für alles entschädigen, was das Schicksal ihnen antat.
»Die Chancen betragen fünfzig Prozent«, sagte Werner, als sie durch den wunderbar angelegten Park gingen. Üppige Vegetation umsäumte die breiten Wege. Büsche und Stauden standen in voller Blüte und erfüllten die warme Frühlingsluft mit verschwenderischen Düften. .
»Aber das ist doch wunderbar. « Karl konnte das eben Gehörte kaum fassen. »Dann wirst du also in die Klinik gehen?«
Werner schüttelte den Kopf. »Wozu denn? Lebe ich so nicht gut genug? Es hat auch seine Vorzüge, wenn man blind ist. Man muss dann nicht ständig in den Gesichtern. der anderen Menschen lesen. So erspart man sich manchen Arger und auch einige Enttäuschungen. Kannst du das nicht verstehen, Karl? « In seiner Erregung verfiel auch Werner wieder in das vertraute Du.
»Setzen wir uns auf die Bank. Ich möchte noch mit dir reden«, entschied der Chauffeur und führte den Blinden zu einer der Bänke, die in diesem Park in ausreichender Anzahl vorhanden waren.
»Aber ich möchte nicht reden. Es führt ohnehin zu nichts. Ich kenne deine Meinung zu der Operation, doch ich denke gar nicht daran, an mir herumdoktern zu lassen, nur um am Ende enttäuscht zu werden, weil sie sich in ihrer Diagnose geirrt haben. Jetzt weiß ich, dass ich blind bleiben werde, daran gibt es nichts zu ändern. «
Karl machte ein sorgenvolles Gesicht. Alle seine Hoffnungen waren zerplatzt wie eine Seifenblase, obwohl die Diagnose der Ärzte besser ausgefallen war, als er je zu träumen gewagt hätte.
»Wäre es nicht wenigstens einen Versuch wert? « versuchte er noch einmal, den Blinden umzustimmen. »Fünfzig Prozent Hoffnung ist doch schon eine ganze Menge. Schlimmer als es jetzt ist, kann es nicht mehr werden. «
»0h doch, Karl. Du verstehst es nur nicht. Jetzt kann ich mir sagen, wenn ich nicht mehr blind sein möchte, gut, dann wage ich eben die Operation. Ist aber der Versuch schon unternommen worden, mir mein Augenlicht wiederzugeben, und ist dieser Versuch gescheitert, dann kann ich mir gleich einen Strick nehmen. Das wäre ohnehin das Beste. Wäre Tamara nicht, dann …«
»Jetzt reicht es. Ich wußte gar nicht, dass du so eine Memme bist. Bitte, entschuldige diesen Ausdruck«, fügte der ältere Mann rasch hinzu. »Ich möchte dich nicht beleidigen, doch dass du mit einem Mal dein Leben wegwerfen möchtest, dafür habe ich wirklich kein Verständnis. «
Werner senkte betroffen den Kopf. Er wußte selbst nicht, weshalb er plötzlich so mutlos war. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. All seine Kraft hatten ihn verlassen. Dabei war er vor einigen Wochen noch so voll Zuversicht gewesen und hatte sogar wieder ein wenig Freude am Leben bekommen.
»Ist schon in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Karl, weil du ja Recht hast. Irgendetwas ist mit mir. Ich habe keine Kraft mehr im Leib. Es ist fast so, als wäre alles schon tot. Ob es noch immer der Verlust meiner Frau ist, der mir so zu schaffen. macht? Ich kann Gerti einfach nicht vergessen. Dabei glaube ich nicht einmal, dass ich sie noch liebe. «
»S hat dich betrogen! « Karl erschrak über seine
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