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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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besonders faden Sherrys ein und reichte uns Chips und Erdnüsse, von denen wir kaum mehr als zwei oder drei Stück erhaschen konnten, da die Platte sofort weitergereicht wurde.
    »Persönlich«, sagte Dr. Hotchkiss, ein ebensolcher Langweiler wie die anderen, »beantworte ich das Telefon nachts niemals. Sally macht das und sagt, ich sei nicht da.«
    »Und was machen Sie, wenn an der Haustür geläutet wird?«
    »Oh, Sally geht hinaus. Das gehört zu den Aufgaben einer Arztfrau.«
    Wir alle wußten von früheren, ähnlichen Gelegenheiten, daß Sally Hotchkiss zusätzlich zu ihren nächtlichen Pflichten auch die gesamte Sekretariatsarbeit für ihren Mann erledigte, als Sprechstundenhilfe arbeitete und die aufsässigen Patienten in die Knie zwang, ganz zu schweigen von ihren vier Kindern und ihrer siamesischen Katze.
    »Es würde mir nicht im Traum einfallen, Carrie nachts zu wecken«, sagte Clive. »Und ganz bestimmt lasse ich sie mitternachts nicht hinuntergehen und die Tür öffnen. Es könnte ja auch ein Betrunkener oder sonstwer sein.«
    »Richtig«, sagte Hotchkiss. »Betrunkene bleiben natürlich nicht aus. Aber Sally wird auch mit denen fertig.«
    »Wie Sie das alles fertigbringen, weiß ich nicht«, hörte ich Sylvia zu Sally sagen. »Ich habe genug mit dem Haus und den Kindern zu tun. Vor den Patienten fürchte ich mich. Ich kann einfach nicht sagen, daß mein Mann nicht da ist, wenn er zu Hause ist. Ich werde rot und beginne zu stottern.«
    »Es ist aber Ihre Pflicht, Ihren Mann zu beschützen. Wissen Sie, daß praktische Ärzte dreimal so anfällig für Herzinfarkt sind wie andere Berufszweige?«
    »Meine Patienten habe ich erzogen«, ließ Sally sich vernehmen. »Sie dürfen nur bei Lebensgefahr außerhalb der Sprechstunde an-rufen.«
    »Sally hat sie erzogen«, sagte Hotchkiss. »Ich muß nur noch die Rezepte unterzeichnen.«
    »Sie tun mir immer so leid«, sagte Carrie. »Ich meine, wenn unser eigenes Kind krank wäre, möchte man auch nicht bis zum nächsten Tag warten. Man kann die Nachtanrufer ja auch verstehen.«
    »Verwöhnen Sie sie nur nicht, sonst töten sie Ihren Gatten«, sagte Sally streng.
    »Das sage ich ja immer.« Hotchkiss leerte sein Sherryglas bis zur Neige. »Laßt sie warten, auch die mit Schmerzen. Ich warte immer fünf oder zehn Minuten, und dann sind die Schmerzen meistens vorbei.«
    Dr. Hotchkiss hatte eine Praxis, die zu den größten des Bezirks zählte.
    »Brenda kommt nie in die Sprechstunde«, sagte Arthur White. »Ich habe doch keine unbezahlte Hilfe geheiratet.«
    »Es ist der Geruch von Urin«, sagte Brenda. »Arthur vergißt immer, ihn in den Ausguß zu schütten.«
    »Sally tut das, wenn sie die Tests gemacht hat.«
    »Tests!« Dr. Smart, der in seinem Lehnstuhl saß, als sei er eingeschlafen, wurde plötzlich munter: »Ich kann mich gar nicht erinnern, in der letzten Zeit Urinuntersuchungen gemacht zu haben.«
    »Werden Sie denn nicht nach Gutachten gefragt? Und was ist mit Versicherungsfällen?«
    »Oh, ich lasse sie mir mitbringen.«
    »Ich werde jetzt den Kaffee holen«, sagte Carrie Overnell hastig, »bitte, trinken Sie doch aus.«
    Schuldbewußt tranken Sylvia und ich unsere Gläser leer. Clive sprang auf, um sie hinauszutragen. »Ich mache das, Liebling.«
    Wir saßen um den Wohnzimmertisch wie bei einem Sonntag-Nachmittag-Teestündchen. Es gab Dorschrogen auf Wasserbiskuits, Kirschtörtchen und Schokoladekuchen, dick mit Buttercreme überzogen. Carrie klatschte in die Hände, während Clive den Kaffee eingoß. »Nun, bitte, greifen Sie zu, alle, und Sie müssen unbedingt ein Stück von dem Schokoladekuchen probieren; Clive hat ihn nämlich selbst gemacht.«
     

16
     
    »Sinnlos, ein solcher Abend«, sagte ich zu Sylvia und steckte erleichtert, ihn hinter mir zu haben, den Schlüssel ins Schloß. »Und ich sage dir, daß ich beim nächsten Mal... «
    »Es ist wirklich schwierig, wenn man nicht unfreundlich sein will.«
    »Du wirst es eben einmal sein müssen. Noch eine weitere Sitzung mit Sergeant Sally und Clives Kuchen, und ich tue vielleicht etwas, was ich dann bereue. Warum ist es nur immer so schrecklich, wenn Ärzte beisammensitzen... warum ist es eine so langweilige Sache?«
    »Die Leute verstehen eben nicht, ihre Gäste richtig zu mischen«, sagte Sylvia. »Es ist, als hätten sie zu einem Essen eingeladen, dessen erster, zweiter und dritter Gang immer wieder aus derselben Speise besteht. Nichts, um den Appetit zu würzen, ihn anzuregen und zu

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