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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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ich diesen Eingang benützen darf«, sagte Lavinia.
    »Hm?... Oh, ja, ja. Ja, Sie dürfen natürlich durch das Haus gehen, ich werde Ihnen jetzt Ihren Arbeitsplatz zeigen. Leider ist er nicht sehr groß.«
    »Wird schon groß genug sein.«
    Ich fragte mich, warum jede ihrer Antworten so gewöhnlich klang. Ich führte sie in das Wartezimmer. »Wie ich hörte, sind Sie an rasches Arbeiten gewöhnt.«
    »Oh, ja«, murmelte sie. »Ich bin schrecklich schnell.«
    »Das ist gut. Ich habe einen ganzen Stapel Briefe zu beantworten, sobald die Sprechstunde vorbei ist.«
    Wir mußten durch das Wartezimmer gehen, wo den Patienten beinahe die Augen aus dem Kopf fielen, als sie Lavinias ansichtig wurden.
    Miss Nisbets weißer Mantel hing an dem Haken.
    »Wünschen Sie, daß ich ihn trage, Herr Doktor?«
    »Ganz wie Sie wollen. Ich will nur nicht, daß Sie sich Ihr Kleid verderben.«
    Sie war bereits dabei, ihre Jacke aufzuknöpfen. »Ich finde immer, man sieht damit dienstlicher aus.«
    Im Blickfeld der Patienten, die durch die Glastür sehen konnten, zog sie ihre Jacke aus und enthüllte einen trägerlosen Büstenhalter und viel von dem, was eigentlich da hineingehörte, dann schlüpfte sie in den weißen Nylonkittel, dessen Gürtel sie so straff um ihre Taille zog, daß ich befürchtete, sie bekäme kaum noch Atem.
    »Also«, sagte sie, holte einen Parfümzerstäuber aus ihrer Handtasche und besprühte sich damit. »Miss Diorling«, erläuterte sie, »mein Lieblingsparfüm. Und womit soll ich beginnen?«
    Zu meiner Überraschung war sie erstaunlich tüchtig. Sie hatte bereits bei einem Arzt gearbeitet und stellte mit bemerkenswerter Tüchtigkeit Rezepte und Bescheinigungen aus.
    Die Patienten waren sprachlos, als sie Lavinia sahen, und die Stimmen der männlichen Patienten waren mindestens zwei Tonlagen höher als normalerweise, wenn sie sich so weit erholt hatten, um mit mir sprechen zu können. Ich hatte noch nie eine Sprechstunde abgehalten, in der jedermann darauf erpicht war, der letzte zu sein, so entzückt waren sie von Lavinias Anblick, die sich auf hohen Absätzen durch das Wartezimmer zwängte. Ich fand, daß es doch netter sei als mit Miss Nisbet, und segnete die Fruchtbarkeit des glücklichen Ehepaares, die mich am Tage vorher noch so verstimmt hatte.
    Der letzte Patient war gegangen, die Tür verschlossen, Lavinia und ich blickten einander an.
    »Nun zu den Briefen«, sagte ich. »Für gewöhnlich trinken wir vorher einen Kaffee, aber ich befürchte, daraus wird heute nichts werden, da unsere Zugehfrau nicht gekommen ist und meine Frau den ganzen Tag in der Stadt bleibt.«
    »Lassen Sie mich nur machen«, sagte Lavinia und verschwand im Haus. »Ich bin an fremde Küchen gewöhnt.«
    Sie bereitete nicht nur Kaffee für uns beide, sondern sie brachte auch eine Platte mit Florentinern, die Sylvia vermutlich für besondere Gelegenheiten aufbewahrt hatte und denen wir beide nun Gerechtigkeit widerfahren ließen.
    »Also«, sagte ich, als sie aus der Küche zurückkam, wo sie die Tassen abgewaschen hatte, »nun an die Arbeit.«
    Sie saß mir gegenüber, braungebrannt und vollbusig, den Bleistift gezückt.
    »Lieber Mr. Spode«, begann ich. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nach Miss Hampton schauen würden. Sie klagt über Kopfweh, und der einzige erkenntliche Anhaltspunkt ist eine leichte Trübung der linken optic disc. Ich wäre Ihnen für Ihre Meinung dankbar. Mit freundlichem Gruß etc... «
    Wir arbeiteten eine geschlagene Stunde. Robin war schon früh bei seinen Patienten gewesen und hatte jetzt die Visiten übernommen.
    Um halb eins schlug ich Lavinia vor, Mittagspause zu machen.
    »Ich bin müde, falls Sie es noch nicht sind«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Ich bin noch ganz frisch. Ich könnte noch eine Ewigkeit so weitermachen.«
    »Ich befürchte, daß Sie das sowieso müssen. Sie haben eine Menge Stenogramm in Ihrem Notizblock.«
    Sie stand auf. »Genügt es, wenn ich um zwei Uhr zurückkomme? Herbert wußte nicht genau, wie Ihre Arbeitszeiten sind.«
    »Fein«, sagte ich. »Miss Nisbet pflegte die Schreibarbeiten meistens an den Mittwochnachmittagen zu erledigen. Sonst nur vormittags und, wenn nötig, an den Abenden.«
    Sie ging in ihr Büro und zog den Kittel aus.
    »Das macht mir gar nichts aus. Ich bin ja mein eigener Herr.«
    Ich schloß meine Augen.
    Sie kam wieder heraus, das Jackett angezogen. »Also bis um zwei Uhr. Wiedersehen! «
    Sie hob die Hand und sprang die Wartezimmerstufen herunter.
    Ich

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