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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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tatsächlich bei Kevin Hawkins der Fall war. Das wird alles vergessen. Und wenn man nur das Geringste tut, was den Leuten nicht paßt - und wenn es noch so nichtssagend ist -, vergessen sie einem das niemals.«
    »Mein armer Liebling.« Sylvia nahm mich in ihre Arme.
    »Ich werde darüber hinwegkommen, ich habe nun schon eine Menge Erfahrung mit solchen Sachen. Es ist ja wirklich nicht das erstemal.« Ich schnupperte an ihren Ohren, ihrem Nacken.
    »Dieser Geruch kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Das glaube ich nicht. Ich habe es heute erst gekauft. Für die neue Sylvia.«
    »Miss Diorling, nicht wahr?«
    »Und woher«, fragte Sylvia, »kennst du es?«
     

17
     
    Ich werde nie erfahren, wie Robin es fertiggebracht hat, Miss Nisbet zur Rückkehr zu überreden. Alles, was ich aus ihm herausbekam, war: »Man muß eben wissen, wie man die Leute anpacken muß.« Und Miss Nisbet sagte: »Dr. Letchworth hat ein langes Gespräch mit Ronald geführt; er ist ein guter Psychologe, wissen Sie.« Es wurde mir nicht klar, ob sie damit Robin oder Ronald meinte, und ich ließ es dabei bewenden, aber die Überbleibsel von »Miss Diorling« an Miss Nisbets Kittel waren überall und brachten Lavi-nias Bild wieder, wenn sie an mir vorbeiging. Zwei volle Tage waren wir stark beschäftigt, dann kam der Sonntag, der sehnlichst erwartete, große Tag.
    »Kannst du es auch bestimmt ohne mich schaffen?« fragte ich Robin, der uns netterweise zum Flughafen bringen wollte.
    Er betrachtete die sechs Koffer, welche Sylvia für sieben Tage gepackt hatte.
    »Stell dir vor, ich sagte jetzt >nein    Ich nahm zwei Koffer, und wir stampften zum Wagen. »Was hast du da nur hineingetan, Sylvia: Bomben?«
    Sie sandte mir einen vorwurfsvollen Blick. Nachdem sie mit ihrem Verleger bei Claridges gegessen und von ihm einen kleinen Vorschuß auf ihr Buch erhalten hatte, war sie nicht mehr zu bändigen. »Vielleicht werden am Flugplatz Fotoreporter sein«, meinte sie. »Bekannte Autorin fliegt nach Paris... Halte nur Peter von mir fern; du weißt, daß er jedesmal die Zunge ’rausstreckt, wenn er nur eine Kamera sieht.«
    »Ich bin stolz auf dich, Liebling, wirklich«, sagte ich, als sie mit ihrem Vorschuß heimgekommen war. »Hast du ihm auch erzählt, daß du das meiste davon im Badezimmer geschrieben hast?«
    Die Zwillinge waren außer Rand und Band, sie waren noch nie geflogen, geschweige denn je im Ausland gewesen.
    Es war kein Fotograf zu sehen an diesem nebligen, kalten, feuchten, dunstigen, eben typisch englischen Morgen. Mein Gedanke an Draußensitzen in einem Boulevard-Café schwand dahin.
    »Es ist früh um diese Zeit immer so«, sagte Sylvia optimistischer, als sie aussah, sie stampfte mit dem Fuß und zog ihren Mantel enger um sich, als wir im Gänsemarsch ins Flugzeug gingen. »Später wird es bestimmt auf klaren.«
    Peter brachte es fertig, sich einen Fenstersitz zu sichern. Er versuchte sofort, die Geheimnisse des Gurtes zu ergründen, dann machte er sich daran, die verschiedenen Druckschriften zu studieren, mit denen die Fluggesellschaft ihren Passagieren Verhaltenshinweise gibt.
    Wir sausten schon die Piste entlang, und der Lärm der Düsen, die sich langsam erwärmten, schlug gegen unsere Trommelfelle.
    Sylvia und ich saßen jeder in einem Sitz am Gang nebeneinander. Peter rief uns etwas zu.
    »Ich kann dich nicht verstehen, Liebling«, rief Sylvia zurück, »es ist zu laut.«
    Peter legte seine Hände um den Mund“. »Ich habe gesagt, daß du, wenn du ein pfeifendes Geräusch hörst, bei einer Notlandung dein Gebiß herausnehmen mußt.«
    »Ich habe doch gar keins.«
    »Und deine Schuhe ziehst du am besten jetzt gleich aus!«
    »Jetzt ist es soweit«, sagte ich geheimnisvoll. »Sieh mal zum Fenster hinaus. Gleich steigen wir steil hoch.«
    Wir ließen die anderen Flugzeuge auf dem Boden immer weiter hinter uns, schneller und schneller, bis wir ganz plötzlich in der Luft waren, die Gebäude des Flughafens und des Hotels Ariel unter uns. Noch ein letzter Blick auf die grünen Flächen und die Spielzeugwagen auf den Straßen, dann waren wir geborgen in den Wolken.
    »Wie Baumwollflocken«, sagte Penny. »So etwas Aufregendes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht mitgemacht.«
    »Wenn du in Paris deinen Hund verlierst«, schrie Peter durch den Gang, »kann ich dir sagen, wo das Hundeheim ist... «
    »Wir haben doch gar keinen Hund bei uns. Was liest du denn da?«
    »Einen Führer durch Paris. Er weiß über alles Bescheid. Wenn du

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