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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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»Danke.«
    »Gut.«
    »Wenn ich dir mal helfen kann ...«
    »Du könntst mir helfen, die Gartenstühle rauftragen.«
    »Ja, klar ... aber ...«
    »Doch. Das mach ma jetz’. Sonst hätt ich’s ja ganz umsonst kauft.«
    »Ja«, lache ich. »Hättst’.«
    Es ist eine gute Gartengarnitur. Wie gemacht für Malis Terrasse und exakt so lang, dass die Hängematte daneben noch frei schwingen kann. Perfekt.
    Zwei Wochen später leiht sie mir noch mal ihren Hänger. Offiziell. Hubert höchstselbst hängt ihn mir an den Bus dran. Sorgfältig gesichert.
    Die Nelly zieht vom Stall meiner Tante um auf ihre neue Sommerweide. Eine Apfelbaumwiese, die sie sich mit zwei schottischen Hochlandrindern, einem Haflinger und zwei Zwergponys teilt. Und ab und zu mit zwei übergewichtigen Hängebauchschweinen. Sie erholt sich. Langsam, aber sie erholt sich.
    Glück g’habt.

    Es wird ein langer Winter, mit Schnee bis in den April.
    Die Nika ist ein großer Hund jetzt. Und hockt, steil wie der Elfuhrzeiger am Kirchturm, seit halb sieben neben meinem Bett. »Wua-wua! Wua!«
    »Ja, gleich«, brumme ich. Und dann gehen wir von der Haustür weg eine kleine Skitour.
    Ich habe Reisepläne.
    Es gibt einen heiligen Berg in Peru, von dem ich geträumt habe. Apu Salkantay. Ein faltiger Indio mit blinden, hellsichtigen Augen erzählt mir von der Urkraft, die in diesem Berg lebt, wie ein schlagendes Herz. Das unbezähmbar Weibliche.
    Die Liebe einer Frau, die Liebe von Mutter Erde.
    Er schaut mich an, der alte Indio. Seine Augen sind so weiß wie der Gletscher, unter dem er lebt. Komm, sagt er auf Quechua: »Jamuy.«
    Ich hab gestern den Flug gebucht. Und eine Trekkingtour zur Gletscherlagune am Fuß des heiligen Berges Salkantay …
    Die Nika interessiert sich nicht für alte Indios und heilige Berge. »Wuä! Wäff-wäff-wäff!« Schmeiß endlich einen Schneeball! Und der Billy verschwindet kopfüber unter dem Schnee und gräbt sich in einen Maulwurfshaufen.

    Peru ist anders, als ich es mir vorgestellt habe. Heller. Und so weit. Im Hotel treffe ich meine Reisegruppe aus einander unbekannten Amerikanern, Europäern und einer Holländerin aus Uganda. Unsere Tour wird von zwei Q’ero-Schamanen geführt. Don Pablo und Don Francisco.
    Am ersten Abend sitzt unsere Gruppe auf gepolsterten Hotelstühlen im Kreis. Die Schamanen betreten den Raum. Sie lächeln und winken uns zu. Wir winken zurück. Erstaunt. Zurückhaltend. Und da fängt Don Francisco an, jeden von uns zu umarmen, der Reihe nach. Ich fürchte um meine Schutzmauern. Ich bin’s nicht gewohnt, Leute zu umarmen, schon gleich gar keine Fremden. Aber Don Francisco lässt sich von nichts abhalten. Er packt mich, drückt mich und sagt laut in mein Gesicht: »Panai.«
    Meine Schwester.
    Ich bin zu Tränen gerührt. Als wir uns, einer nach dem anderen, wieder hinsetzen, sind wir nicht mehr dieselben. Denn plötzlich lächeln wir einander an.
    Wie leblos wir alle waren, bevor Don Francisco diesen Raum betreten hat. Wie weit entfernt voneinander. Und wie wenig es braucht, um uns komplett auf den Kopf zu stellen.
    Am nächsten Tag fahren wir in einem großen Reisebus raus aus Cuzco und stundenlang über weite Ebenen. Ich hab mir nicht vorstellen können, wie viel Raum zwischen den Bergen sein kann. Dann, im Dorf Mollepata, steigen wir in röhrende und spektakulär rußende Allradkleinbusse um. Es geht eine Schotterstraße hinauf bis Salkantay Pampa.
    Dort beginnt unsere Trekkingtour, an einem Morgen, an dem der Regen an unseren Zeltwänden gefroren ist.
    Mich friert’s. Trotz Primaloftjacke, Gore-Tex-Hardshell und Hochtourenstiefel.
    Don Francisco trägt ausgelatschte Joggingschuhe, und Don Pablo steht barfuß in Sandalen, die aussehen, als hätte er sie aus alten Autoreifen gemacht. Dazu tragen sie graue Ponchos und regenbogenbunte Mützen.
    Sie beginnen unsere Wanderung mit einem Gebet. Hampui, Apu Salkantay. Sie bitten den Berg, uns willkommen zu heißen. Immer wieder, bei jedem Schritt. Sie bringen uns bei, Pachamama (Mutter Erde) zu ehren und Inti TaiTai (Vater Sonne) zu danken. Sie zeigen uns die Kraft der vier Himmelsrichtungen und weihen uns ein, Hüter der Erde zu sein. Hüter der inneren Weisheit und Geschwister der Sterne.
    Und sie lehren uns das Wort munay, immer wieder.
    Liebe im Herzen.
    Am dritten Tag stehen wir am Fuß des Gletschers. Ein leuchtend türkisgrüner See. Und dort erklären sie uns, wie wir unsere eigene Wirklichkeit erschaffen. Tag für Tag. Indem wir so sind, wie wir

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