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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Also, was machst du? Saukalt is und noch stockfinster. Der Grenzer hat Licht in seiner Bude und heizt grad ein. Also klopfst du und fragst, ob du einen Kaffee kriegst, oder? Und dann stellt sich raus, dass der Typ ein halber Bayrischzeller ist. Und dass er mit deinem Onkel in der Bergwacht war. Und dass er manchmal fast eingeht vor Heimweh. Aber er hat sich geschworen, dass er keinen Fuß mehr in dieses Land setzt. Nie wieder. Warum, sagt er nicht. Der Mahoney hat da aber mal was gehört von einer abgebrannten Gastwirtschaft, die mussihm gehört haben. Denkmalschutz. 800 Jahre alter Hof. Nicht erteilte Baugenehmigungen in der Nachbarschaft. Da schieben’s dir ja alles in die Schuhe. Jedenfalls, in Kanada hält den Grenzer auch nichts mehr. Seine Frau ist mit einem Weltcup-Skifahrer davon. Schlimme Scheidung. Schlimme, schlimme Scheidung. Der Typ hat’s zu nichts gebracht im Weltcup. Das ist eine Genugtuung an miesen Tagen. An guten Tagen braucht der Grenzer keine Genugtuung. Da ist er genau am richtigen Fleck. An der Grenze nach Alaska, irgendwo in den Rockys, und 1000 Kilometer nichts.
    Und wenn’s dann auf einmal neun Uhr ist, magst’ gar nicht mehr fahren. Möchtst’ lieber noch a bissl ratschen, über Bayrischzell und die ganzen Holzköpfe daheim.
    Vielleicht sollt ma mal wieder rüberfahren und schauen, ob der Grenzer da noch haust, an seinem Schlagbaum.
    Ich hör dem Mahoney zu. Wie schön er erzählt, wenn er mal erzählt.
    Es wird spät …
    Die Hunde müssen auf den Rücksitz, weil im Kofferraum die Winterreifen liegen. Aus den Augenwinkeln seh ich Mahoney zusammenzucken. Nikas Tatzen hinterlassen Schlammstempel auf dem hellgrauen Rücksitzpolster.
    »Sorry!«, japse ich.
    »Hätt’ i ma s’Staubsaugen spar’n kenna.«
    »Ich hab einen Hundeteppich, normalerweise.«
    »Hey, des is dei’ Auto.«
    Ja. Also. Dann fahr ich. »Billy, Nika! Sitz!«
    Rückwärts aus der Einfahrt ausparken. Die Kupplung geht um einiges strenger als bei meinem Bus. Oder meine Beine sind schon lahm vom Mari-Steigjoggen. Das wird nett, morgen auf der Alm. Servolenkung hat der Golf nicht. Ich würg ihn ab. Billy haut sich den Kopf an der Seitenscheibe an, weil er sich nie hinsetzt, wenn man’s ihm sagt. Und der Mahoney reibt sich die Stirn.
    Es bleibt zu hoffen, dass das morgen besser hinhaut. Wenn ich erst mal in der Steilkurve an der Mur’ reinfahre, wär’sschon besser, ich würg den Golf nicht ab. »Des werd scho!«, schreit der Mahoney mir nach.
    »Danke!«, schrei ich zurück.
    Ich wette, seit Jahrzehnten hat den Mahoney keiner so viel reden hören wie wir heute.
    Die nächsten fünf Stunden verbringe ich mit einpacken.
    Bettzeug. Ich kann nur auf meinem eigenen Kopfkissen schlafen und unter meiner eigenen Bettdecke. Und die muss rot, gelb, orange oder hellgrün sein.
    Socken, Unterwäsche: alles, was ich habe.
    Zimmererhosen, lang und kurz. Jeans, die den nächsten Winter eh nicht mehr überstehen.
    Espressokanne. Espressopulver, zehn Päckchen. Nudeln. Haferflocken. Eine Kiste Äpfel. Drei Kilo Bananen. Acht Gläser Bio-Nutella. Marmelade, Erdbeer. Die hat meine Oma noch gemacht.
    Regenjacke. Mütze. Handschuhe. Fleeceweste. T-Shirts: zehn. Eins hat das Gesicht von Bryan Adams vorne drauf. Konzerttour 1993. Das wird sein letzter Sommer, glaube ich. Pullis: vier.
    Dann: Schuhe.
    Ein Paar Zwiegenähte. 1220 Gramm pro Schuh. Juchtenleder. Regnen wird’s auf jeden Fall.
    Dazu ein Paar leichtere, aus Nubukleder. Einen Gore-Tex-Bergpantoffel und ein Paar Joggingschuhe. Gummistiefel! Mit Stahlkappen und Profilsohlen. Für den Stall und für die Härtetesttage.
    Das alles passt in den Golf. Und noch Platz für die Hunde. Einigermaßen. Die Nika lässt sich ja zusammenfalten wie eine Zeitung.

    Am nächsten Tag kann ich vor Muskelkater nicht gehen. Was zu befürchten war.
    In der Früh aus dem Bett raus war’s schon hart. In die Küche, zum Kaffeeschrank und an den Herd ist’s Gott sei Dank nicht weit. Ins Auto hangle ich mich halb am Dach hängend.
    Und dann fahren wir.
    Mein Garten wird verwahrlosen bis zum September. Ich habe das Gefühl, es wird mehr als gewöhnlich regnen, und das Gras wird wachsen, meterhoch. Ich hoffe, dass ein paar gute Geister auf mein Haus aufpassen, solang ich nicht da bin. Ich winke aus dem Fenster. Pfiad’ euch, bis zum Herbst! Es riecht nach Rosen und Himmelblau. Im Rückspiegel blinkt es silbern. Vielleicht ist das meine Hauselfe, die mir winkt. Oder eine Libelle, kann auch sein.
    Die

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