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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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Stalltür auf und klatsch in die Hände.
    Wollen sie nicht. Raus ist brrr.
    »Raus ist eine Ansage«, teile ich ihnen mit.
    Naaaaa, oiso, hmmmm, wiss’ma ned ...
    Raus!
    Hmmmm ..., meinen sie, bei der Gitti hama aa immer no a bissl rumschnofl’n dürfen und eigentlich aa drin bleim, wenn’s schlecht Wetter war ...
    Sofort raus!
    Es ist sieben Uhr vorbei. Fionas Kälber springen schon quer über die obere Wiesn.
    Ich schiebe die Kälber einzeln aus dem Stall raus. So!
    Jetzt stehen sie halt vor der Hütte. »Mööööhh!« Geht’s in’ Wald, spielt’s was.
    Ich miste den Stall aus. Der Gummischieber, mit dem ich die Kälberfladen in die Mistrinne schiebe, ist schwer wie ein Betonklotz, und wenn ich ihn hochhebe, dreht er sich, denn der ursprüngliche Stiel ist irgendwann durch einen krummen Haselnussstecken ersetzt worden.
    Jetzt den Mist durch das Loch in der Wand auf den Misthaufen schaufeln. Die Schaufel hat einen geraden Stiel, nur leider wackelt sie wie ein Wackeldackel. Zusätzlich ist sie vorn ausgefranst. Sie verhakt sich im Holzboden. Dieses Gerät geschmeidig zu bedienen, wird neuartige Bewegungsabläufe erfordern. Auf der Alm muss man sich an seine Schaufel anpassen.
    Eine Alm wär keine Alm ohne almerische Geräte.
    Auf dem Fensterbrettl: Der Hammer. Mit Isoband am Stiel befestigt. Einmal auf einen Nagel hauen, und er zerfällt in seine Bestandteile.
    Beißzange. Aus der hat jemand ein Loch rausgebissen. Aber zum Nägel Reinklopfen geht sie noch, wenn der Hammer auseinandergeflogen ist.
    Die Axt. Hacke. In grauer Vorzeit ist der Griff mal gesplittert. Wenn man mit Wucht ein Holzscheitl spaltet, fliegt einem das halbe Hacke aus der Hand und zerfetzt eventuell bei der Landung den im Jahr 1987 dort abgestellten Sack voller Holzkohle.
    An die Wand geschraubt: ein Bajonett aus dem ersten Weltkrieg an einem Scharnier. Das ist die Vorrichtung, mit der man Holzscheitl in kleine Späne spaltet, zum Feuer machen.
    In der Ecke lehnend:
    Besen 1. Ein Brett, drei Borsten.
    Besen 2. Verfilzte Reisigstängel an einem morschen Ast.
    Besen 3. Als Ersatz-Mistschieber missbrauchter Exstubenfeger, gestutzt auf Zwergenmaß.
    Und ein Rechen mit 30-Zentimeter-Zahnlücke.
    Aber dann finde ich ihn: Einen robusten, rotborstigen, dichten Straßenbesen. Ich seufze auf vor Glück, klemme den Gartenschlauch in meine Faust, packe den Besen, mache einen großen Ausfallschritt und schrubbe den Boden mit Einsatz meines ganzen Körpergewichts. Da geht was. Wer braucht Magic Guitars, wenn man so einen Besen hat. Die Fleeceweste fliegt in den Durchgang zur Stube.
    Als ich fertig bin, hör ich draußen ein missmutiges »Mööööh.« ’s Wuzerl. Die Kälber stehen immer noch vorm Gartenzaun. Uns friert’s!
    »Geht’s in’ Wald «, sage ich, mach gnadenlos die Hüttentür hinter mir zu und koch mir einen Kaffee. So.
    Halb acht.
    Als Nächstes brauch ich die Kuh.
    Ich tausche die Gummistiefel gegen die zwiegenähten Bergschuhe. Jetzt fällt mir erst auf, dass ich meine Beine wieder einknicken kann. Der Muskelkater ist weg. Was für eine Befreiung!
    Einem vagen Gefühl folgend stapfe ich den kleinen Hügel gleich hinter der Hütte hinauf.
    Und da kommen sie schon. Fiona mit ihren zwei Sportskanonen und einem Nilpferd. Die Sportskanonen recken ihre Schwänze in die Luft, schlagen mit den Hinterbeinen aus wie Rodeopferde und rasen im Galopp über die obere Wiese auf ihren Stall zu. Fiona lacht. Sie winkt mir und schreit: »Die Selma kommt auch!«
    Ich signalisiere ihr ein Dankeschön und geh meinem Nilpferd entgegen. Vielleicht braucht sie ja noch ein bisschen Antreiben ...
    Aber ich höre nur ein tiefes » MMMuuuuh « und galoppierende Hufe. Ich stehe ihr mitten im Weg und glotze wie ein Tourist. Selma! Sie macht einen sachten Bogen um mich, nimmt Geschwindigkeit auf.
    Und dann schleudert sie ihre Hinterhufe hoch hinaus, sodass ich den Luftzug an den Ohren spüre.
    »Langsam, Selma!«, schreie ich. »Brich dir nix!« Und die Kuh rast weiter.
    850 Kilo pure Lebensfreude.
    »Go, Selmaaaa!«, brülle ich, und ich reiße die Arme hoch, weil sie vor Fionas Sportskanonen am Stall ist.
    Ich habe ihr keinen Futtereimer hingestellt.
    Was für ein Anfängerfehler! Sie ist zornig. Schnaubend durchsucht sie den ganzen Stall. Sie weiß, dass das, was sie will, in der Futterkiste ist. Aber die kriegt sie nicht auf. Und dann stehen da noch fünf Eimer rum, aber in keinem von denen ist ihr Sach!
    »Selma, des hama glei«, sage ich und springe zur

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