Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)
Ausländerproblem oder von Integrationsproblemen gesprochen wird, meint man damit eigentlich nur Probleme mit Türken, Arabern und Schwarzafrikanern. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass die Horden von spanischen Touristen, die zurzeit in Berlin-Kreuzberg, -Mitte, -Friedrichshain und -Neukölln billige Wohnungen anmieten, um dort ihre Drogen- und Partyexperimente abzuhalten, ein Ausländerproblem darstellen. Kein Mensch würde von Integrationsproblemen sprechen, wenn man in Berlin-Mitte in einigen Bars und Restaurants nur noch auf Englisch bestellen kann, weil die Bedienung aus Amerika kommt, zwar seit fünf Jahren in Deutschland lebt, aber immer noch kein Wort Deutsch spricht. Franzosen, Italiener, Schweden, Spanier, Amerikaner, Niederländer, Briten. Sie alle sind ja auch Ausländer, haben aber gar kein Problem damit oder werden zumindest nicht als Problem wahrgenommen. Türken, Araber, Schwarze, Sinti und Roma, die sogenannten Zigeuner, und zum Teil auch Osteuropäer gelten dagegen als Problemfälle. All die Menschen, die auf den ersten Blick ausländisch aussehen oder, was noch wichtiger ist, deren Nationalität hier in Deutschland als unerwünscht gilt. Einem Polen oder einer Polin sieht man ihr Polnischsein ja auch nicht unbedingt an, aber während sich jeder darum reißt, mit der australischen Verkäuferin eines Modeladens in Berlin-Mitte Englisch zu sprechen, heißt es bei den anderen nur: Lern erst mal Deutsch!
In der sogenannten Integrationsdebatte der letzten Jahre hat sich ein weiteres Kriterium eingeschlichen, nach dem man integrationsfähige und nicht integrierbare Ausländer anscheinend unterscheiden kann: Ist jemand Moslem oder nicht? Der Moslem an sich ist nicht eingliederungswillig, er gilt als kulturresistent, antieuropäisch, demokratiefeindlich und immer bemüht, eine Parallelgesellschaft zu errichten. Der Moslem gehört einfach nicht dazu.
Aber sind tatsächlich nur Moslems ein Problem? Hat man dann auch mit Kristiane Backer, der ehemaligen Moderatorin von MTV, ein Problem, weil sie jetzt Muslima ist? Hat man mit den Scheichs aus Saudi-Arabien ein Problem, wenn sie in den Luxushotels am Genfer See absteigen oder sich bei Mercedes am Salzufer die Maybach-Limousinen zeigen lassen – außerhalb der Öffnungszeiten?
Aufgrund seines Aussehens hat ein Süditaliener wahrscheinlich dieselben Probleme wie ein Araber. Wegen seiner Armut und seiner schlecht sitzenden Kleidung wird ein ukrainischer Hilfsarbeiter genauso verachtet wie ein rumänischer Roma.
Im Grunde sind wir nach wie vor sehr oberflächlich und entscheiden nach dem Äußeren. Natürlich hätte ich Anna-Maria nie geheiratet, wenn sie mir optisch nicht gefallen hätte, und natürlich hätten die Prinzen aus Saudi-Arabien aufgrund ihres Glaubens in der Schweiz dieselben Probleme wie ihre Brüder aus dem Libanon oder Palästina, wenn sie nicht die Kohle bergeweise auf den Tisch legen könnten. Alles »Kanaken«. Frauenverachtende, schwulenfeindliche Islamisten, aber mit Geld geht eben alles. Keine Minarette in der Schweiz, aber die Scheichs in die Hotels bitte.
Wenn China und die Ostasiaten nicht immer so fleißig und kaufkräftig wären und nicht die westlichen Argumente in Form von Dollars und Euros auf den Tisch legen könnten, würden wir sie gar nicht wahrnehmen. Respekt? Gar nichts würden diese Länder von uns bekommen. Lediglich aufgrund ihrer Wirtschaftsmacht haben wir Angst vor ihnen und bringen ihnen deshalb ein wenig Achtung entgegen. Die Asiaten, zumindest die Chinesen, haben sich da reingekauft, genau wie die ganzen Scheichs.
Die Einzigen, bei denen das nicht wirklich funktioniert, sind Schwarze, weil auch ein reicher Schwarzer immer Nachteile haben wird. Und ich rede jetzt nicht von Jay-Z oder Beyoncé und anderen Models mit kakaobrauner Haut und geglätteten Haaren, ich rede von schwarz-schwarz. Ich rede davon, dass Schwarze, egal, wie sie zu ihrem Geld gekommen sind, immer schief angeschaut werden, weil in unserer Vorstellung schwarz und reich einfach nicht zusammenpasst. Wenn ein Schwarzer reich ist, denkt man sofort, dass an seinen Händen Blut kleben muss, wobei Esso im Kongo an den Ölpipelines wahrscheinlich mehr schmutziges Geld verdient hat, als irgendein afrikanischer Herrscher jemals anhäufen könnte. Wir beurteilen die Welt nach wie vor nach unseren Maßstäben und unsere Welt ist nun mal weiß. Nach wie vor denken wir, dass Amerika und Westeuropa das Zentrum der Welt sind, und wollen noch nicht
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