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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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einmal wahrhaben, dass unsere Welt schon jetzt gelb ist. Wenn Hillary Clinton davon gesprochen hat, dass die afrikanischen Staaten doch bitte schön darauf achten sollen, dass sie mit moralisch sauberen Staaten zusammenarbeiten, und damit meint, dass sie nicht mit China kooperieren sollen, dann klingt sie wie eine Kindergärtnerin, die Erziehungsratschläge gibt. Das Problem an der Sache ist, dass die USA in ihrer Auslandspolitik jahrzehntelang auf moralische Standards geschissen haben, dass sich die USA um Menschenrechte, Umweltschutz und ethische Werte einen Dreck gekümmert haben, solange es etwas zu holen gab. Jetzt auf die Menschenrechte zu pochen, nur weil China auf den afrikanischen Kontinent vordringt und die USA ihre Vormachtstellung zu verlieren drohen, ist der größte Witz der Menschheitsgeschichte.
    Nach wie vor nehmen wir die schwarze Welt nicht ernst, und wenn die Schwarzen hier leben, empfinden wir sie als Fremdkörper, noch fremder als Araber, Türken oder Asiaten. Das fällt mir immer auf, wenn ich Schwarze sehe. Irgendwie haben die stets die Arschkarte. Neulich stand ich mit dem Auto am Walter-Schreiber-Platz und sah ein schwarzes Mädchen, das auf den Bus wartete. Da habe ich mir vorgestellt, wie sie sich fühlen muss. Alle Menschen im Umkreis von drei Kilometern sind weiß. Sie ist die einzige Schwarze, sie steht da, und ich fand, dass sie auch ganz traurig guckte. Wenn ich Menschen beobachte, denke ich mir immer Geschichten über sie aus und vielleicht habe ich mir das alles auch nur eingebildet, aber ich habe mich gefragt, wie das ist, wenn ich der Einzige meiner Art hier wäre. Schwarz ist tatsächlich noch schwieriger als Schlitzaugen, denn Schlitzaugen übersieht man von Weitem. Aber schwarz ist eben schwarz, und wenn da hinten Kinder spielen würden, und da wäre ein schwarzes Kind dabei, dann wäre es das Einzige, das mir aus der Entfernung auffallen würde. Es muss ja nicht mal sein, dass man was gegen Schwarze hat, aber man erkennt sie immer sofort und man guckt auch immer sofort. Das stelle ich mir schon schwierig vor, wenn man immer erkannt wird. Man kann sich ja nicht verstecken. Ein Araber kann sich ganz westlich geben, ein Asiate kann Vizekanzler werden, aber ein Schwarzer ist immer ein Exot. Als Ngulu Motote aus Ghana würde ich nicht gerne in Hoyerswerda wohnen. Das ist auf jeden Fall unangenehm. Auch nicht in Pankow. Dann schon lieber in der Hobrechtstraße.
    Die Integrationsdebatte hat aber nicht nur mit dem Aussehen und anderen Oberflächlichkeiten, sondern noch viel mehr mit dem Auftreten zu tun. Ich glaube, viele Leute empfinden das Auftreten der Türken und Araber, aber auch der Sinti und Roma und der Schwarzen als unverschämt, weil sie sich nicht verstecken. Asiaten sind immer leise, höflich und bescheiden und wir Araber sind halt laut. Wir sind präsent. Wir zeigen uns. Wir stören.
    Bei meiner Hochzeit auf dem Standesamt konnte man das sehr gut sehen, als die arabischen Folkloremusiker gekommen sind und einen Riesenrabatz gemacht haben im gutbürgerlichen Zehlendorf. Hätten wir leise, still und heimlich geheiratet – kein Problem, aber wir kommen da raus mit Trommeln und Trompeten. Alle gucken: »Oh Mann, die Scheißkanaken.«
    Ob jemand als störend empfunden wird, liegt vielleicht teilweise am Auftreten, oft aber auch an dem vorgefertigten Bild, das wir von demjenigen im Kopf haben. Es ist ein ganz großer Vorteil der Asiaten, dass sie nicht als Bedrohung wahrgenommen werden, weil sie aber in der öffentlichen Migrationsdiskussion auch nicht als solche inszeniert werden. Arabisch-türkische Jugendliche mit schwarzen Haaren hingegen schon. Wenn ich in der Bahn sitzen würde und mir gegenüber würden drei Türken, drei Chinesen oder drei deutsche Jugendliche sitzen, dann würde ich die drei Türken zuerst als Gefahr wahrnehmen, weil ich ihr lautes Auftreten als aggressiv empfinde und weil sie genau zu der Sorte Ausländer gehören, die in der Öffentlichkeit immer als Problem dargestellt werden. Die Asiaten würde ich komplett übersehen und die Deutschen würde ich erst beachten, wenn sie laut wären.
    Doch soll man sich davon beeinträchtigen lassen? Dürfen diese Oberflächlichkeiten über unser Zusammenleben bestimmen?
    So negativ sich solche Vorurteile wie das Gleichsetzen von lautem, präsentem Auftreten mit Aggressivität teilweise auf die öffentliche Meinung auswirken, wir müssen versuchen, sie zu überwinden, denn dahinter stecken weniger schlechte

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