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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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Schutz verkaufen wollen. Das kommt bei mir nicht vor und anscheinend hat mein Background in dieser Beziehung einen sehr guten Ruf. Wenn ich irgendwo rumlaufe, dann sind es vielleicht zwei von hundert Leuten, die mich anmachen. Aber das ist halt der typische Penisneid, wenn sie jemanden sehen, dem es anscheinend besser geht. Der hat Kohle, der hat Kumpels, der hat ’ne tolle Frau, ein geiles Auto, der hat alles. Dann ist ja klar, dass die alle ein bisschen blöd gucken.
    Neulich am Hauptbahnhof hat es allerdings nicht funktioniert, dass mich niemand anpöbelt, und ich musste mich tatsächlich fast schlagen. Wir waren dort in einem Espressoladen, der uns eigentlich total sympathisch war, denn ein paar Tage vorher hatte ich da schon einmal einen Kaffee getrunken und wurde auch ganz nett und freundlich bedient. Ich habe also bestellt und bezahlt und wir setzten uns gerade hin, als die Frau am Tresen rief: »Hey, eure Sachen sind hier.« Ich war etwas überrascht und fragte sie, ob sie uns die Bestellung nicht an den Tisch bringen würde. Sie: »Nö.« Ich stand also auf, holte die Sachen. Alles kein Problem. Plötzlich kamen zwei Kids rein und fragten mich nach Autogrammen. Ich hatte keinen Stift und keinen Zettel dabei, also haben die Kinder am Tresen danach gefragt. Das ist zwei-, dreimal passiert und nach dem vierten Kind kam der türkische Besitzer des Ladens an unseren Tisch und meinte: »Hey, du nervst.« Ich habe das zuerst gar nicht verstanden und schaute ihn nur fragend an. Er: »Ja, Mann. Mach mal hier nich so mit Autogramme und so. Du nervst voll.« Ich guckte ihn an und fragte: »Hast du ein Problem, Alter?« Darauf erwiderte er: »Ja, die nerven hier alle rum mit Autogramme, Autogramme ... Du störst.« Ich versuchte, ruhig zu bleiben, war aber schon fast auf 180 und meinte: »Was soll ich denn machen? Ich sitze hier. Das waren drei, vier kleine Kinder. Bleib mal ruhig. Wallah! Du nervst!«, und dann bin ich aufgestanden und mit meinem Gesicht an sein Gesicht. Er gab auch nicht nach und ich sagte: »Jetzt pass mal auf, Alter. Halt deine Fresse und geh hinter deinen Tresen und arbeite. Okay? Deine Kollegin war schon so unfreundlich. Halt einfach dein Maul!« Er fing dann an, mit seinen Händen zu fuchteln und mich als Opfer zu beschimpfen, traf aber aus Versehen beim Rumfuchteln mit seinem Handrücken den Kopf meiner Frau. Daraufhin stand Anna-Maria auf und schrie den Typen an, während ich ihn wegschubste. Er rannte hinter den Tresen und sein jugoslawischer Kollege, der auch dabei war, hat ihn dann im Hinterraum des Lokals versteckt und die Tür zugemacht. Das Ganze passierte am Samstagnachmittag, der Hauptbahnhof war voll, die Leute blieben stehen, ich habe rumgeschrien und rumgepöbelt, aber der Typ kam nicht mehr raus. Der Jugo hat sich schließlich vor mir aufgebaut und wollte schlichten, aber ich war so außer mir, dass ich den auch noch beschimpft habe und die unfreundliche Bedienung ebenfalls. Ich habe tausend üble Ausdrücke benutzt und mir nur gedacht: »Scheiße, das wird richtig teuer.« Da waren dreißig Leute im Laden, ältere Damen, die nach Eberswalde fahren wollten, und japanische Touristen, aber ich wollte den Türken so provozieren, dass er da rauskommt. Irgendwann wollten wir gehen, da meinte die Frau: »Mann, ihr seid so richtige Vögel.« Da platzte Anna-Maria endgültig der Kragen und sie ging hin, nahm die Kekse vom Tisch und warf sie der Frau an den Kopf, worauf die wieder auf Anna-Maria losgehen wollte, ich wieder dazwischenging und alles von vorne anfing. Auf einmal kam auch der Türke wieder aus seinem Hinterzimmer gelaufen, nahm ein langes Brotmesser und rannte um den Tresen herum auf uns zu. Alle Leute fingen an zu schreien, mein Kumpel schubste mich nach hinten, ich schnappte mir einen Zuckerstreuer und wollte ihn gerade nach dem Messertypen werfen, als zwei Bullen hereingerannt kamen, dazwischengingen und sofort Verstärkung riefen. Plötzlich waren zwanzig Bullen da und ich dachte nur, dass es jetzt wieder losgehen würde mit Anzeige hier und Anzeige da, wegen Beleidigung und all dem Schnickschnack. Dann kam allerdings dieser Jugo zu mir und meinte, dass es ihm leidtue für seinen Kumpel, dass er gerade eine Polizeiausbildung machen würde und nur am Wochenende hier arbeiten würde und ob ich bitte die Anzeige zurücknehmen könne. Daraufhin kam auch noch der Türke und hat sich entschuldigt und meinte, dass er überreagiert habe und: »keine Anzeige – keine Anzeige«.

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