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Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)

Titel: Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anis Mohamed Youssef Ferchichi , Marcus Staiger
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großen Familien leben, aber trotzdem allein gelassen sind. Da entstehen soziale Defizite, weil sich keiner kümmert und keiner da ist, der sich mit den Kindern beschäftigt oder ihnen zum Beispiel etwas vorliest.
    Der Einzelne fällt da manchmal durch das Raster, denn alle werden gleich behandelt. Wenn sich zwei oder drei Geschwister mit ihren jeweiligen Kindern treffen, sind sofort 14 Kinder beisammen und manches Mal können da nicht alle Bedürfnisse gleichermaßen befriedigt werden. Dabei sind Kinder doch sehr unterschiedlich. Der eine ist eben ein bisschen wehleidiger oder mag gerne Schafe, der andere möchte Boxer werden und natürlich gefällt dem Vorstand einer kernigen Großfamilie der Boxer besser. Das Schlimme daran ist, dass das, was man seinen Kindern heute antut, Auswirkungen in der Zukunft hat und man erst Jahre später merkt, was man angerichtet hat.
    Es ist unsere Aufgabe, das besser zu machen, denn generell bin ich ein echter Freund von großen Familien und ich kann auch der dort herrschenden Hierarchie durchaus positive Seiten abgewinnen.
    In unserem Freundeskreis gibt es zum Beispiel eine recht ausgeprägte Hierarchie, in der die Ältesten etwas zu sagen haben und die anderen die Klappe halten. Auch wenn vielleicht jemand eine andere Meinung hat, egal, das wird einfach so akzeptiert, und solange derjenige mit mehr Macht seine Machtposition nicht ausnutzt, solange damit nicht eigennützig umgegangen wird, ist das auch vollkommen in Ordnung.
    Schlecht wird es, wenn der Älteste in der Runde seine Position missbraucht, um Vorteile daraus zu ziehen. Dann gerät das System ins Wanken und es entstehen Unzufriedenheit und verdeckte Wut, weil man nicht offen widersprechen kann. Hier muss man zwischen der »Amtsautorität« und einer echten, gewachsenen Autorität unterscheiden. Es gibt viele, die aufgrund ihrer Position als ältester Bruder Entscheidungen treffen, die nicht besonders klug sind. Selbst wenn die anderen dann nichts sagen dürfen, haben sie doch eine andere Meinung, und wenn diese Respektspersonen immer wieder falsche Entscheidungen treffen oder Sachen sagen, die schlichtweg bescheuert sind, dann verlieren sie auch immer mehr an Ansehen. Irgendwann bleibt dann nur noch die formale Autorität übrig, das theoretische Recht des Älteren, weil derjenige eben zufällig der Erstgeborene und eine halbe Stunde älter als sein jüngerer Zwillingsbruder ist. Das macht eine echte Autorität aber nicht aus. Das ist eine leere Hülle und tatsächlich gibt es nur sehr wenige Menschen, die gut mit ihrer Autorität umgehen. Dasselbe gilt natürlich auch für Väter. Auch sie müssen in ihrer eigenen Familie, zwischen ihren eigenen Kindern gerecht sein und nicht einfach nur nach dem Motto handeln, ich bin der Vater, ich sage, was geht und was nicht, der Erstgeborene muss auf mich hören, der Zweitgeborene hört auf den Erstgeborenen und so weiter und so fort. Man muss auch als Vater die Augen offen halten und vielleicht mal dem Jüngeren recht geben, wenn man sieht, dass der Ältere mit seiner Verantwortung nicht korrekt umgeht. Das ist eine riesengroße Herausforderung und auch Verantwortung, doch wenn das gelingt, sind solche Hierarchien wunderbar, denn sie verleihen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität, das man selten erlebt in dieser Gesellschaft. Jeder kennt seine Position und weiß, was er zu tun hat. Keiner wird fallen gelassen, es herrscht echte Solidarität.
    Unser Freundeskreis zum Beispiel ist sehr kompliziert, weil da sehr viele Menschen mit sehr vielen Bedürfnissen und sehr vielen Meinungen und mit viel Individualität aufeinandertreffen. Wenn dieser Freundeskreis als Ganzes funktionieren soll und nicht nur als loser Treff, wenn wir wirklich füreinander da sein wollen, dann muss es, genau wie in unserer Gesellschaft, gewisse Eckpfeiler geben und Dinge, auf die wir uns verlassen können. Wir sind alle zusammen, jeder erfüllt seine Aufgabe, jeder hilft dem anderen und man genießt die Vorteile eines funktionierenden Apparates. Das ist so ähnlich wie in einem Bienenschwarm. Die Bienen haben alle eine bestimmte Funktion, eine Drohne wird nie eine Königin werden und umgekehrt. Aber das Ganze funktioniert, und auch wenn die Königin eine Sonderstellung hat, ist sie ohne Volk nichts wert. Genauso wenig, wie ohne Königin Eier gelegt und ohne Arbeiterinnen Brutstätten gebaut werden. Jeder trägt seinen Teil dazu bei.
    Das ist total entspannend, wenn jeder sich auch ein Stück weit

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