Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht nicht. Ohne euch auch nicht. (German Edition)
zu diesem Land zu bekennen. Die deutsche Flaggen schwenken und erklären, dass sie stolz darauf sind, Deutsche zu sein. Die Deutschen machen das nur zur Fußballweltmeisterschaft.
Wenn ich mich an den Schulen und auf den Straßen umschaue, habe ich noch nie mitbekommen, dass die deutschen Kinder mit ihrer Herkunft konfrontiert werden und auf eine positive Art und Weise mit dem Land, in dem wir leben. Da geht es nur um iPads, Nintendos, Beyblade und Notebooks. Sich auf Werte zu besinnen, sich mit dem Großen und Ganzen, mit der Gesellschaft und ihren Normen auseinandersetzen – Fehlanzeige. Aber wie soll denn so etwas wachsen, wenn die Eltern das ihren Kindern nicht beibringen? Wenn keiner da ist und das vermittelt?
Ich weiß nicht, ob das ein Charakterding ist oder ob es an dieser unglaublich beschissenen Vergangenheit liegt, die Deutschland immer mit sich herumschleppt, aber ganz ehrlich, die Vergangenheit kann doch heute keine Ausrede mehr sein, wenn Eltern ihren Kindern keine Werte mehr vermitteln und ein Vater seinen Kindern keine Ansage mehr machen möchte. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich daran, dass der Vater sagt: »Hey, du, kannst du das mal mit meinen Kindern klären, weil ich möchte hier jetzt nicht so nazimäßig rüberkommen.« Vielleicht liegt es daran. Doch im Grunde weiß ich auch nicht, warum die sich hier immer so in die Hosen pissen. Auch auf den Elternabenden fällt mir auf, dass deutsche Männer voll die Weicheier sind und keine eigene Meinung haben. In einem polemischen Artikel, der im Stern erschienen ist, haben sich zwei Frauen offensiv darüber beschwert, dass die Männer um die dreißig nicht erwachsen werden wollen und keinen Arsch in der Hose haben. Die jungen deutschen Männer flüchten sich in die ewige Jugendlichkeit und Beliebigkeit und weigern sich, erwachsen zu werden. Verantwortung? Zu anstrengend. Für eine langfristige Beziehung, inklusive Kinder, ist so eine Haltung komplett unbrauchbar.
Auch meine Frau bestätigt mir, dass deutsche Typen in der Pubertät stecken geblieben und einfach richtige Weicheier sind. Vielleicht sagt sie das auch nur, um mir zu schmeicheln, das kann natürlich sein, trotzdem habe ich den Eindruck, dass dieses Bad-Boy-Ding genau aus diesem Grund sehr gut ankommt. Härte zeigen. Ecken und Kanten haben, auch wenn es nur aufgesetzt ist, aber so ein Wischiwaschi-Verhalten und die Tatsache, keine Verantwortung übernehmen zu wollen, das ist auf jeden Fall nicht männlich. Natürlich habe auch ich Ängste, auch ich habe weiche Seiten, bin sensibel und öffne mich meiner Frau und auch guten Freunden gegenüber. Wir haben alle unsere schwachen Momente, aber auf der anderen Seite wissen wir, wann wir hart sein müssen. Da habe ich den Eindruck, die Deutschen sind in jeder Beziehung zu weich oder sie verkörpern das andere Extrem: mit Jogginghose auf einem Sofa mit Pisseflecken sitzen, total behindert mit Bier in der Hand. Auch das ist verantwortungslos.
Deutsche Männer haben einfach zu wenig Kanten. Entweder sie sind so unaufmerksam, dass sie alles schleifen lassen, sich selbst, ihr Aussehen, ihre Hygiene, ihr Benehmen und ihr Verhalten generell, oder sie sind so weich, dass sie die ganze Zeit sagen: »Ja klar, kein Problem. Ja klar, kein Problem. Ja klar, kein Problem. Ja klar, ist auch kein Problem. Entschuldigung. Entschuldigung. Verzeihung. Entschuldigung.«
Die deutschen Männer sind nicht bereit, für ihre Meinung einzutreten. Dabei ist es doch vollkommen okay, wenn man sich streitet.
In dieser Hinsicht bin ich schon sehr froh, dass ich auf der einen Seite die arabische Mentalität habe, die mir das gibt, was ich als männlich empfinde, andererseits aber durch mein Deutschsein wieder einen Dämpfer bekomme, um nicht zum Vollwichser zu mutieren, der seine Frau auch noch schwanger den Fußboden wischen lässt.
Auch in diesem Bereich kann man nämlich zu extrem werden und es gibt genügend Beispiele, die gerne und oft zitiert werden, um zu zeigen, wie rückständig die arabische Gesellschaft angeblich ist, aber genauso verquer und pseudoverständnisvoll ist dann wiederum die deutsche Gesellschaft. Denn wenn sich die Männer aus der Verantwortung stehlen, heißt das doch nichts anderes, als dass die Frauen alles allein machen müssen. Auch das ist keine wirkliche Gleichberechtigung und da wird Bequemlichkeit mit Emanzipation verwechselt.
Ich denke, dass wir, was die Beziehung zwischen den Geschlechtern angeht, durchaus von den
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