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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Joanne geschenkt. Der angebrochene Glastisch – was oder wer war da nur gefallen, sodass die starke Glasplatte einen durchgehenden Sprung über die rechte Ecke hatte? Sie sah sich um. In der Ecke lag eine Lampe mit einem stabilen Messingfuß. Jetzt war dieser Fuß noch bedeckt vom Puder der Spurensicherung. Vielleicht war die Lampe darauf geworfen oder geknallt worden. Nur, warum? Der Sessel war so schwer, dass er nicht einfach umgefallen sein konnte. Da musste auch jemand in großer Wut oder Angst Kraft aufgewandt haben. Hatte er Marc oder Joanne als Bollwerk gedient?
    Sie musste nachher noch nach dem Ri ng fragen. Nicht vergessen, Lene, ermahnte sie sich. Denn so wie es hier aussah, konnte es ein Raubüberfall gewesen sein. Nur – dazu passte die Aussage von Fred Masters in keiner Weise. Die Tür war ja freiwillig geöffnet worden. Hatten sie vielleicht jemand anderen erwartet? Sie ging die Treppe hinauf, bog jetzt von der kleinen Galerie ins Schlafzimmer ab. Und konnte den Raum nun in Ruhe auf sich wirken lassen. Die Erkerfenster boten von hier wirklich einen Blick auf die San Francisco Bay. Blau leuchtete unten das Wasser. Die Sonne war jetzt noch intensiver geworden und ließ alle Farben aufleuchten. Die weißen Fassaden der Häuser, die roten oder grauen Dächer. Die steile Straße, die einen Block weiter nach unten führte. Rechts ein lila Klecks – ein französischer anmutender Laden, der sich L’Univers nannte und seine Fassade in einem kräftigen Lila gemalt hatte. Das Schaufenster mit rosa Umrandung. Aber hier sah es hübsch und nicht einmal kitschig aus. Ein New Age Laden? Ach ja, wir sind hier in San Francisco in einer New Age Hochburg, erinnerte sich Lene. Vor den Fenstern, die bis zum Boden gingen, hingen an jeweils beiden Seiten weiße sanft fallende Voilegardinen. Ein weicher Sessel stand so, dass man den wunderschönen Blick genießen konnte. Ein Buch lag auf dem hellen Fußboden. Sie nahm es hoch. Es war der Bestseller von Dan Brown, »Angels and Demons«, bei uns »Illuminati«, den sie auch schon gelesen hatte. Wieder dieses Gefühl von Nähe. Das breite Bett mit braunen, halbhohen Holzpfosten hatte sicher etwas Einladendes gehabt. Eine dicke Bettdecke in Terrakotta-Orange gab dem Zimmer einen warmen Mittelpunkt. Erst auf den zweiten Blick sah man den Blutfleck darauf, der schon braun angetrocknet war. Tiefes Mitgefühl mit Marc erfasste sie. Kam sie hier gar nicht aus den persönlichen Regungen heraus? Sie schluckte, spürte Tränen aufsteigen. Versuchte sich zu konzentrieren.
    » Wieso nur so wenig Blut?«, rief sie Mike zu, der in einem anderen Raum war.
    » Wohl weil er nach hinten gefallen ist. Wir müssen Gordon fragen. Woher kam nur die Waffe? Er sah gar nicht aus wie jemand, der eine Waffe zu Hause hat. Und dann eine alte Dienstpistole. Die hatten doch nur Offiziere oder Polizisten. Ist schon seltsam, nicht?«
    » Das finde ich auch. Ist es denn so gefährlich, in San Francisco zu wohnen?«
    Mike zuckte nur die Achseln.
    »Viele Leute haben Waffen hier, wie überall in den USA. Aber dieser Marc? Waren Sie schon im Badezimmer?«
    » Nein«, antwortete sie. Sie wusste, warum sie das zuletzt sehen wollte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Die Badezimmertür, die aus dem Schlafzimmer abging, stand offen. Zuerst sah sie nur einen großen Spiegel über einem Marmorwaschtisch mit wunderschönen Armaturen. Dann bemerkte sie den Blutspritzer auf dem Spiegel. Und der Raum war für sie zerstört.
    Die Badewanne lag links in der Ecke. Daneben eine Duschkabine mit durchsichtiger Glaswand, die jetzt in Scherben auf dem Boden lag. Vor der Badewanne auf den rosa Fliesen eingetrocknete Blutflecken. Auf der Badewanne ebenfalls, aber hier waren sie noch fast leuchtend rot. Der weiße Badeläufer, der vor der Badewanne gelegen hatte, war beim Fallen wohl von Joannes Füßen zusammengeknautscht worden und in die Ecke gerutscht. Auf dem Boden war Joannes Silhouette grob abgeklebt. Ein Tatort, kein Badezimmer einer jungen Frau mehr, die sich vielleicht für die Nacht fertig machte.Wie absolut unwirklich, dachte Lene. Und – hier war ein Mensch gestorben. Beachte die Einzelheiten, dachte die Kriminalkommissarin. Sie wollte, Kalle, ihr Kollege und echter Freund, wäre hier. Aber hier war Mike Fuller, der sie mit einem Blick ansah, in dem viel Mitgefühl lag.
    » Kommen Sie, Lene, wir müssen rekonstruieren, was passiert ist. Dann nachher mit der Forensik und der Ballistik über die Auswertung sprechen.

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