Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Nein? Na gut, ich melde mich später wieder. Ach ja, hätte die Wunde von Marc so auf das Bett geblutet, wenn er nach hinten gefallen wäre, auf den Rücken?«
Mike Fuller lauschte in den Hö rer, runzelte die Stirn. Dann bedankte er sich bei Gordon und legte auf.
» Das ist ja seltsam. Die blauen Flecke sind auf keinen Fall von äußerer Gewalteinwirkung. Es sind ausnahmslos Leichenflecken vom Liegen auf dem Rücken auf dem Bett nach seinem Tod. Da bilden sich auch Hämatome. Aber was Gordon noch gefunden hat, sind Faserspuren an Marcs Händen. Hat er gleich rübergeschickt in die forensische Abteilung. Vielleicht passen sie ja zu den Sachen von seiner Verlobten, vielleicht auch nicht. Mal sehen. Die nicht so starken Blutflecken auf dem Bett sind bei einem Rückwärtsfall normal, wenn die Kugel nicht ausgetreten ist, blutet es nach innen. Das hat es bei Marc. Ich würde jetzt gern erst einmal zurück ins Department fahren und Fred Masters verhören. Mal sehen, ob er schon da ist.«
Lene wusste nicht, wie sie fragen sollte . Nahm ihren Mut zusammen. »Ich kann wohl nicht dabei sein? Oder?«
Mike lä chelte.
» Nein, das geht nicht. Es wäre auch besser, er würde Sie noch nicht sehen. Sie haben ja nachher noch privat mit ihm zu tun. Aber ich werde Sie hinter der Scheibe zusehen und zuhören lassen. Okay?«
» Sehr okay. Danke.«
» Also dann. Wollen wir es versuchen, Licht in das Dunkel zu bringen! Und, Bill, diesmal wird versiegelt!«
Aber jetzt hatte Mike ein mutwilliges Lä cheln, das ihm ausgezeichnet stand. Fand Lene.
Ka pitel 14
Als sie in die sonnendurchflutete Straße hinaustraten, sah Lene wieder das L’Univers . In den Namen war eine Tarotkarte unter einem Regenbogen eingearbeitet, ein Zeichen für New Age. Der Laden machte wirklich durch seine ungewöhnlichen Farben auf sich aufmerksam. Lene wollte auf jeden Fall daran denken, dort hineinzuschauen und nach Joanne zu fragen. Nur – mit Mike wäre es sicher schwieriger. Männer hatten oft einen seltsamen, unterschwellig ablehnenden Ton an sich, wenn sie mit Esoterik in Kontakt kamen. Vielleicht fühlten sie sich in ihrer wissenschaftlichen Denkweise mehr bedroht als Frauen. Dabei fielen ihr die Forschungsprojekte der Berkeley University ein, in denen sich metaphysische Fragen und moderne Forschung begegneten. Da wollte sie noch einmal nachforschen, wie weit diese Projekte entwickelt waren, zum Beispiel die These des einen dort lehrenden Biologen, dass alles, was es hier auf der Erde an pflanzlichem und tierischem Leben gibt, sein Urbild in einer jenseitigen Welt besitzt. Aber solche Themen, ebenso wie die Frage nach der Seelenerforschung mit Tarotkarten – die Tarotkarte »Die Welt« war das Logo des Ladens - wollte sie bei Mike lieber nicht ausprobieren. Besser sie ging mit Sophie dorthin. Vielleicht stieß sie dabei auf etwas Interessantes. Mike war wieder aktiv.
» Ach, Bill, Lene und ich könnten ja noch in dem Bistro vorbeischauen, in dem Fred Masters gewartet hat an dem Abend. Und klingele du noch mal unten bei den Leuten. Vielleicht sind jetzt wenigstens die Bewohner einer Wohnung da. Übrigens, hast du den Briefkastenschlüssel schon gefunden? Dann könntest du noch nach der Post sehen. Und dann im Revier überprüfen, ob man Masters schon gebracht hat.«
Bill drü ckte auf die beiden unteren Knöpfe, aber es blieb alles still.
» Dann versuch es später noch einmal. Wir brauchen die Aussagen. Wo soll nun dieses Bistro sein? Wie hieß es noch?«
Chez Gilbert , rutschte es Lene heraus. Und sie kam sich etwas besserwisserisch vor, erklärte lieber gleich, dass sie in Frankreich einen guten Freund hätte, der so hieße. Sie fragten einen Passanten und es stellte sich heraus, dass es nur zwei Blocks nach rechts und dann gleich links um die Ecke wäre. Lene musste lächeln. Wieder die Frage, wie viel ist ein Block? Sie hätte es gern präziser gehabt. Na ja. Das Bistro sah gepflegt und gemütlich aus. Korbbezogene Stühle, fast in Sesselform, Holztische mit Glasplatte darauf und zu den Stühlen passende Korbeinfassungen, eine Theke mit Barhockern, beides in dunklem Holz, dahinter jede Menge bunter Flaschen in einer dunklen Holzwand. Sie setzten sich an den Tresen. Der Wirt – zumindest schien er es zu sein – war freundlich. Sein fröhliches, etwas breites Gesicht, in dem die dunklen Augen dominierten, veränderte das auf-den-anderen-Zugehen im Ausdruck auch nicht, als Mike Fuller seinen Polizeiausweis zeigte. Ob er sich an einen
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