Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Schichten der eigenen Seele benutzt werden. Etwa so: Sag mir dein augenblickliches Problem und du selbst kannst über die Karten die Ursache erkennen und dir die wahrscheinliche Entwicklung.«
» Und das hat Joanne gemacht? Erinnern Sie sich noch an die Karten – und die Fragestellung?«
» Ja, sie war so aufgeregt wegen der Hochzeit. Und die Frage war in etwa: Was bedeutet dieser Moment für mein Leben? Ich glaubte, sie meinte die Hochzeit.«
» Welch seltsame Fragestellung für eine so junge Frau. Sie muss viel nachgedacht haben.«
» Ja, ganz sicher. Und dann war das auch ein eigenartiges Spiel. Die Karten sprachen von einem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit, von Aufdecken und dann kam der Tod als Karte für die nächste Zukunft.«
» Was? Das ist ja unheimlich.«
» Ja, das finde ich jetzt auch.«
» Ist sie denn nicht erschrocken?«
» Nein, der Tod bedeutet im Tarot das Absterben von etwas Altem und damit ein Freiwerden für einen Neuanfang. Und so sehe ich die Karte auch immer. Und begreife erst jetzt in dem Gespräch mit Ihnen, Lene, dass es diesmal wörtlich gemeint war. Ich hatte das ganz vergessen.«
» Und Joanne? Wie hat sie darauf reagiert?«
» Auch ganz gelassen. Nur bei dem dunklen Geheimnis war sie sehr nervös geworden. Irgendwie belastet, schien mir.«
Lene wusste nicht, was sie sagen sollte. Und schon gar nicht, was sie davon Mike erzä hlen wollte. Dabei fiel ihr ihr Hauptanliegen ein.
» Und Sarah hat Sie an dem Mordabend vertreten?«
» Ja, sie war hier. Und somit in unmittelbarer Nähe der Wohnung. Das muss schwer für sie sein. Ach so, Sie wollen sicher die Zeit wissen. Warten Sie, ich sehe noch einmal nach. Ja, von etwa vierzehn Uhr bis kurz nach einundzwanzig Uhr. Sie hat um 21:12 abgeschlossen. Ich habe eine Zeituhr wegen der Alarmanlage.«
» Vielen Dank für Ihre Hilfe, Eugenie. Ich erzähle dem ermittelnden Detective Fuller davon und falls er noch Fragen hat, kommt er sicher noch einmal bei Ihnen vorbei. Ich werde noch viel über unser Gespräch nachdenken. Danke nochmals für Ihre Offenheit.«
Die Unte rhaltung beschäftigte Lene während der Busfahrt in die Stadt. Können Tarotkarten wirklich eine solche Aussage machen? Sie wollte innerlich schon nein sagen, als ihr einfiel, dass eine Schulfreundin von ihr einmal einen Traum gehabt hatte, der sie so beunruhigt hatte, dass sie ihn sich von ihrer Philosophielehrerin, die sich mit Träumen beschäftigte, deuten ließ. Die Freundin hatte geträumt, ein enger Freund ihrer Kinder- und Jugendzeit, der zwei Jahre zuvor weggezogen war und von dem sie seitdem nur noch selten gehört hatte, wäre nachts im Traum zu ihr ins Schlafzimmer gekommen. Die Freundin war im Traum »wach« geworden und hatte sich über seinen Besuch sehr gefreut. Bat ihn hereinzukommen, da er die ganze Zeit in der Tür stand. Er aber schüttelte nur den Kopf, sah sie an und ging – rückwärts – weg. Lene war dabei und sah, das die Lehrerin selbst beunruhigt wirkte, sehr ernst war, und dann zögernd den Traum als einen Besuch des Freundes deutete, der wohl an sie gedacht hätte und sich von ihr lösen wollte, vielleicht um eine neue Freundschaft einzugehen. Wohl noch sehr an ihr hing und deshalb sich verabschiedet hätte. Aber Lenes Freundin fragte dann direkt, »Kann es sein, dass er gestorben ist? Ich kann an gar nichts anderes mehr denken.«
Die Lehrerin konnte das v erstehen. - Sie hatte den Traum auch so verstanden, gestand sie später. - Sie beruhigte die Freundin und sagte ihr, sie solle doch einfach am Nachmittag bei dem Freund anrufen. Dann wäre sie ruhiger. Das tat ihre Freundin auch – und erfuhr, dass ihr Freund am Abend vorher mit seinem Auto verunglückt und in der Nacht gestorben war. Seitdem war Lene vorsichtig mit zu schnellen Neins.
Sarah und Sophie hatten sich offenbar sehr gut unterhalten. Beim Aussteigen wandte sich Sophie wieder ihr zu.
»Lene, es ist so schön gewesen, was Sarah mir wegen Eric gesagt hat. Es hat mir so geholfen und ich fühle mich jetzt viel freier. Erleichtert. Ich wollte, ich könnte dich mit nach Deutschland nehmen, Sarah«, brach es aus ihr heraus. Sarah lachte. »Na, das geht wohl nicht. Schon gar nicht mit meinen mangelnden Deutschkenntnissen – das ist eine viel zu schwere Sprache für mich. Aber ich mag auch mit dir reden, und wir haben doch heutzutage die Möglichkeit der E-Mails. Wollen wir uns schreiben?«
Lene dachte an Joannes E-Mails und Sophie sicher ebenso. Nun wü rde sie wieder eine
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