Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Freundin auf dieser Seite der Welt haben.
Kapitel 26
Mike sah Lene unten aus der Tü r auf die Straße treten und war verwirrt über seine heftigen Gefühle. Nun würde er sie bis übermorgen nicht mehr sehen. Ein Vorgeschmack auf das, was die endgültige Abreise Lenes nach Deutschland bedeutet, dachte er und versuchte wenigstens Ironie zu empfinden. Aber es gelang ihm nicht richtig. Was soll das nur, ausgerechnet eine Frau, die du nicht bekommen kannst – denn eins wusste er schon jetzt, Lene würde sich kaum dafür entscheiden, bei ihm in San Francisco zu leben. Dafür spürte er ihre Verwurzelung in Nuremberg zu sehr. Er würde ja auch nicht einfach so weit weg von seinen Kindern ziehen. Wenn er welche hätte.
Das hast du gut gemacht, Mike! Er wusste, dass ihm die Trennung ganz schö n zu schaffen machen würde. Aber er wusste auch, dass da Vernunft nicht viel bewirkte. Sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seine Hände spürten noch die Rundung ihrer Schultern, sein Mund fühlte noch ihre Lippen, der Duft ihres Parfums war in seiner Nase noch erinnerbar. Wenn er wenigstens mit ihr hätte fahren können! Widerwillig schaute er auf den Aktenberg auf seinem Schreibtisch. Er hatte so viel Arbeit, dass es wieder eine lange Nacht hier werden würde. Wie gut, dass Lene diese Sarah gleich mitgebracht hatte. Den Professor wollte er nachher noch aufsuchen. Mal sehen, was er zu sagen hat, dachte Mike. Irgendwie fasste er noch immer nicht den Faden, der zu diesen beiden Morden führte. Aber wenigstens bei dem Lincolnpark -Mord kam langsam Licht ins Dunkel. Da waren sie erfolgreich gewesen. Er atmete tief durch.
Es fehlte ihm jetzt sc hon, dass er sich mit Lene nicht austauschen konnte. Er mochte ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre rasanten Denkprozesse. Da machte die Arbeit einfach viel mehr Freude. Er beneidete – schon wieder - ihren Kollegen in Nürnberg. Ob sie sich gut verstanden? Konzentriere dich lieber. Und du siehst Lene ja erst einmal in zwei Tagen wieder. Er hatte ihr noch einen Leihwagen bestellt, auch einen Hyundai Sonata wie seinen, damit sie an ihn dachte. Er hatte extra die Vermietungsfirma ausgesucht, in der Freds Vater arbeitete. Ob sie ihn zufällig zu sehen bekam? Außerdem hatte er ihr die beiden Ordner aus der Wohnung von Fred Masters mitgegeben. Sie waren zum Teil sowieso in Deutsch. Vielleicht fand sie ja die Zeit sie genauer durchzusehen. Sie mussten herausfinden, was Fred Masters für ein Mensch war. Vielleicht über seinen familiären Hintergrund.
Mike Fuller suchte im Computer die Telefonnummer der Un iversität heraus. Ließ sich dort mit Jack Rosinski verbinden und war erleichtert, als der abnahm. Mike erklärte die Situation und fragte, ob er gleich vorbei kommen könnte.
» Ja, ich bin sicher noch zwei Stunden hier. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich Ihnen helfen könnte«.
Jack Rosinskis Stimme klang ü berheblich und alles andere als kooperativ.
» Es wäre aber sehr wichtig und dauert auch nicht lange«, beschwichtigte ihn Mike.
Da heute die Sonne wieder h erausgekommen war, beschloss er die Frühlingsluft zum Nachdenken zu benutzen und ging zu Fuß in die MacAllister Street. Konnte ein enttäuschter Mann so durchdrehen, dass er als Täter in Frage kam? Na, er würde es eher einschätzen können, wenn er den Mann kannte. Es hätte dann wohl mehr passiert sein müssen als ein missglücktes Essen zu zweit. Andererseits hatte Joanne ihrer Freundin vielleicht nicht alles erzählt. Er dachte wieder über John nach, über Fred Masters, sogar über Iris. Sarah Blunt war auch ihm sehr sympathisch – er war froh, dass wenigstens sie ein Alibi hatte - und er hatte mit Lene noch über Sarahs offensichtliche Gefühle für Fred Masters gesprochen. Eigentlich würde sie viel besser zu ihm passen. Warum verliebte sich eigentlich niemand in John? Mike mochte ihn und fand ihn interessant und in seiner fröhlichen Art sehr gewinnend. Und Sophie war doch offenbar auch sehr gern mit ihm zusammen.
D a lag das Gebäude, dominiert von den über Eck laufenden, abgerundeten Glastüren, schon vor ihm. Das Zimmer des Professors lag im dritten Stock. Mike quetschte sich mit einem Pulk Studenten in den Lift und war froh, als er aussteigen konnte und dem anstrengenden Lärmpegel entkommen war.
Jack Rosinski, etwa Ende vierzig , empfing ihn deutlich unterkühlt. Er hatte eine Mähne aus rotblondem Haar und sehr leuchtende grau-blaue Augen. Ein energischer Mund und ein ausgeprägtes Kinn machten
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