Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
war der Tierfriedhof, da die Kurve, durch die man sie schon leuchten sehen konnte.
» Die Golden Gate ! O Mama, wie lieb von dir. Ich dachte schon, ich sehe sie gar nicht mehr.«
Lene fuhr auf den Parkplatz und sie stiegen aus. Leuchtend rot spann te sich die Brücke gegen den klaren Himmel über die Bucht. Schwerelos hing sie zwischen der hellen Bläue des Himmels und der dunkleren des Meeres.
» Wunderschön«, kam es gleichzeitig von ihnen. Sie sahen sich an und lachten. Jetzt wurden auch sie beide schwerelos.
» Komm, wir steigen aus. Einmal müssen wir auf ihr gestanden haben.«
Unten sahen sie die Surfer in den Wellen. Fü r diesen Augenblick stand die Zeit still. Es gab nur die Brücke und sie beide. Und Mike, dachte Lene und lächelte.Eine Stunde später fuhren sie am Pazifik entlang. Unbeschreiblich schön und leuchtend blau lag das Meer zu ihrer Rechten. Lene hörte Sophie ab und zu seufzen. Voller Zufriedenheit und einer Art von stillem Glück. Nach gut einhundertdreißig Kilometern kam Monterey mit seinen weiß scheinenden Häusern. Aber zum Übernachten war es noch zu früh, sie mussten noch ein großes Stück der Strecke schaffen. Die Landschaft wurde immer atemberaubender. Immer wieder unterbrachen sie die Fahrt, fuhren sie auf einen Parkplatz, sahen das Meer tief unten. Weiß gegen grün-blau brach sich die Brandung an den Felsen.
» Sieh mal, Sophie, hast du schon einmal solche Vögel gesehen? Ganz schwarz und an den Flügeln immer eine leuchtend rote Stelle. Wie schön.«
Warum ist es nur so, dass man in fremden Lä ndern viel aufmerksamer ist als in der gewohnten Umgebung, dachte Lene. Es ist, als ob alle Antennen feiner abgestimmt sind. Alles an einem ist aufnahmebereit, jeder der Sinne geschärft. Sie liebte diese Landschaft jetzt schon. Und dann holte sie tief Luft. Hügel, fast Berge, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Wie der Faltenwurf eines Malers sahen sie aus – smaragdgrün überzogen, ohne einen einzigen Baum.
» Gefältelte Berge, schuf sie eine neue Wortkreation für diese Besonderheit. Sie hätte jauchzen können, so frei fühlte sie sich plötzlich. So berührt von dieser besonderen Schönheit. Das Blau des Meeres, das bei dem tiefen Sonnenstand intensiv leuchtete, das Weiß der Brandung, fast sienabraune Erde und das Grün der Berge.
» Es ist zum Abheben schön«, stöhnte Sophie neben ihr auf. Sie waren glücklich. Die Sonne leuchtete jetzt schon orange und schien bald ins Meer fallen zu wollen.
» Wir müssen langsam ein Hotel suchen. Die Dämmerung ist um halb acht vorbei. Und wir haben ewig kein Hotelschild mehr gesehen.«
Es war außer ihrem fast kein Auto mehr unterwegs. Sophie nahm sich die Karte vor.
» B ig Sur , das ist es, wo wir jetzt sind. Und das ist ein Naturschutzgebiet. Und geht noch endlos so weiter.«
Bei der Vorstellung in völliger Dunkelheit auf der Küstenstraße durch die Einsamkeit zu fahren, war ihnen beiden nicht wohl zumute. Zudem hatte Lene einige Male im Radio von einer Sperrung der Küstenstraße gehört, wegen Steinschlags. Hoffentlich hatte sie sich geirrt. Nach einer weiteren halben Stunde, als sich in ihr langsam Ratlosigkeit ausbreitete, sahen sie plötzlich ein Restaurant – mit Motel. Mitten in dieser Einsamkeit wirkte das Blockhausgebäude wie eine Erlösung.
» There’s one light«, fing Sophie an zu summen und Lene lachte. Hoffentlich keine Rocky Horror Picture Show. Es war kein »Mister Frankenstein’s Place«. Es war ein wunderschönes Restaurant mit großen Glaswänden, die den Blick in beleuchtete Innenhöfe voller Pflanzen freigaben, dahinter den Wald ahnen lassend. Inzwischen war es schon fast dunkel geworden und das Kerzenlicht empfing sie und ließ sie sich zu Hause fühlen. Gerettet. Das Zimmer war komfortabel und ebenerdig direkt an den Wald gebaut. Im Blockhausstil. Und der Wirt bestätigte ihnen, dass es einen Felsabbruch gegeben hätte durch die lange Regenperiode und sie den ganzen Weg nach Monterey hätten zurückfahren müssen. Lene wurden die Knie weich. Ohne diese rettende Insel wäre das eine lange Nacht geworden. Sophie war hingerissen von dem Abenteuer.
» Vielleicht ist ja morgen die Straße wieder frei. Und jetzt gehen wir paradiesisch essen. Ich lade dich ein.«
Als dann die Spare Ribs kamen, entfuhr Lene nur ein »O nein.« ine Riesenscheibe Ribs für jede von ihnen, ganz dick mit Barbecue-Soße bedeckt, ließ den Teller darunter völlig verschwinden. Unglaublich – und doch aßen sie dann mit
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