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Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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dich, der dir ein schönes Leben bieten kann. Er ist ein tüchtiger Mann, Verwalter eines großen Gutes in der Nähe von Aschaffenburg und du wirst es sehr gut haben dort.«
    Ann i war stocksteif geworden vor Entsetzen. Sie sollte einen anderen heiraten als Gustav? Der würde doch wieder kommen nach seiner Militärzeit!
    » Aber Gustav… Er kommt doch in spätestens drei Monaten wieder… « Jetzt waren ihr doch die Tränen gekommen. Das war zuviel, ihre Mutter sterbenskrank und nun sollte sie einen gänzlich fremden Mann heiraten!
    Lona aber hatte weiter gesprochen. »Kind, versteh doch! Ich habe einfach keine drei Monate mehr und dann wirst du auf dich selbst gestellt sein. Der Vater wird  dann mit seinem Kummer schon genug zu tun haben, für ihn ist es doch auch viel zu schwer in der ersten Zeit., da kann er sich nicht um die Hochzeit seiner Jüngsten kümmern. Nein, es ist alles abgemacht. Morgen kommt der junge Mann mit seiner Mutter zum Kaffee. Und dann soll die Hochzeit in spätestens vier Wochen sein.«
    Anni war wie betäubt gewesen. Sie hatte keine Freude empfinden können bei der Vorstellung, dass auch sie endlich heiraten würde wie ihre Schwestern. Dachte nur an Gustav.
    Am nä chsten Nachmittag war der Fremde dann gekommen. Mit Herzklopfen hatte Anni den Salon betreten. Auf Geheiß der Mutter hatte sie ihr schönstes grünglänzendes Kleid angezogen, das ihre schmale Taille so betonte und ihre blauen Augen ins Graue schimmern ließ. Dann hatte sie ihn gesehen – und warzurückgeprallt. Ein Mann in mittleren Jahren, mit einer spiegelnden Glatze. War ihre Mutter verrückt geworden? Aber nein, sie hatte der Mutter des Mannes Plätzchen und Kaffee angeboten. Anni hätte am liebsten geschrien und wäre fortgerannt. Stattdessen hatte sie artig auf der vorderen Kante ihres Stuhles gesessen und hatte sich bemüht diesen Mann nicht zu sehr anzustarren.
    Als die Gä ste endlich gegangen waren, war es dann aus ihr herausgebrochen. Nie würde sie diesen Mann heiraten! Auch wenn er Geld hätte und gute Manieren und eine gute Stellung – nein, sie wollte einfach nicht. Sie fand ihn schrecklich! Lorenz hatte ein hilfloses Gesicht gemacht. Es tat ihm weh seine Jüngste so verzweifelt zu sehen. Aber er konnte auch seine Frau verstehen. Auch sie war verzweifelt.
    » Ihr werdet euch schon aneinander gewöhnen « , beendete Lona Annis Zornesausbruch. »Du siehst das jetzt zu schwarz. Du wirst sehen, du wirst dein neues Leben genießen. Und es ist jetzt schon abgemacht.«
    Damit hatte sie das Zimmer v erlassen und Anni war ihrem Vater schluchzend in die Arme gefallen.
    Das wa r vor vier Wochen gewesen. Anni hatte in dieser Zeit die Disziplin ihrer Mutter gehasst und bewundert. Ohne auf ihre eigenen Schmerzen durch den Krebs, der sich immer schneller in ihr ausbreitete, zu achten, bereitete sie die Hochzeit vor. Annis künftiger Mann Otto war nicht noch einmal gekommen. Zu viel Arbeit auf dem Hof, der doch ziemlich weit weg war.
    Die Ho chzeit war gestern gewesen. Anni durfte das wunderschöne Brautkleid von Elise tragen und hatte zauberhaft ausgesehen. Ihr braunes Haar, ihre immer spürbare sprühende Lebhaftigkeit – sie war eine wunderschöne Braut gewesen! Wenn auch eine oft sehr traurige.
    Nach der Kirche wurde ein groß es Essen aufgefahren. Die Feier hatte in der Gaststätte von Elise und ihrem Mann stattgefunden. Viele Gäste waren gekommen, Anni schien es irgendwie unwirklich. Gehorsam hatte sie ihr »Ja « gesagt, aber der Mann neben ihr war ihr unendlich fremd und noch immer nicht sympathisch. Als sie einmal auf der Toilette war, hatte sie das Gespräch von zwei Frauen gehört, die sie nicht bemerkt hatten.
    » Der scheint ja ganz nett zu sein, der Otto. Zumindest normal, anders als sein Bruder. Der ist ja geisteskrank, wie der Vater schon, und in der Nervenheilanstalt. Hast du das gewusst? Nein? Ich finde es ja doch ein Wagnis von Lona, dass sie gerade so einen rausgesucht hat.«
    Anni war starr geworden vor Schrecken. Geisteskrankheit in der Familie? Wie furchtbar!Als die beiden Frauen fort waren, spritzte sie sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht. Versuchte dann wieder Fassung zu gewinnen und ging zurück an den Tisch. Unterhalten mochte sie sich nicht mehr. Und dann hatte sie hochgesehen – und ihren Augen nicht getraut. In der Tür stand Gustav, rot und abgehetzt, sie ungläubig anstarrend.
    » Ich habe es nicht für möglich gehalten. So weit war es also her mit deiner Liebe « , rief er und

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