Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
grünblau – und jede Minute ein verändertes Bild, das sie tief in sich aufnahmen.
» Was für eine traumhafte Landschaft! Gott muss einen besonders guten Tag gehabt haben, als er Kalifornien erschuf.«
Sie machten eine Kaffeepause, saß en draußen auf einer Holzterrasse und blinzelten in die Sonne. Sophie sagte nachdenklich:
» Mir geht Martin mit seinen Großeltern nicht aus dem Kopf. Wieso wollte Uncle Robert ihn nicht haben – anstatt froh zu sein, dass er jemandem helfen konnte, der aus Bamberg kam wie er? Ich versteh das nicht.«
» Ich denke auch die ganze Zeit darüber nach. Und der Zorn auf Martins Lehrerin Margarethe. Und - wieso geht diese Wut soweit, dass sie sogar Elise ihren Schmerz gönnen , was ja wirklich gehässig ist! Das verstehe, wer mag. Da muss ja etwas Gravierendes passiert sein. Ich weiß nichts von so einem Zerwürfnis. Lotte wohl auch nicht, zumindest hat sie nie darüber gesprochen.«
» Ruf sie doch einfach an! Vielleicht – sie hatte doch immer viel Kontakt mit Tante Anni. Und die war ja noch einige Male in Amerika bei ihrer Schwester.«
Bei der nä chsten Rast rief Lene an.
» Hallo Lotte! Wie geht es bei dir? – Ganz sicher – Ich habe dir unendlich viel zu erzählen, wenn ich nach Hause komme. Aber – nein, wir wissen noch nichts. Suchen überall. - Ja, der Kommissar hier ist sehr nett zu mir. Aber jetzt schnell, weißt du etwas über eine Familie Meister in Bamberg? Die sind auch nach Amerika ausgewandert – kurz vor Marge. Müssen arme Leute gewesen sein. Und waren voller Hass auf unsere Familie. - Nein? – Gut, dann denke noch nach. Wenn dir etwas einfällt, rufst du mich gleich an? Die Nummer hast du ja auf dem Display. - Nein, ich weiß noch nicht, ob das wichtig ist. Aber ich würde es gern wissen. Danke. Du bist doch mein bestes Archiv. Wir fahren jetzt zur Beerdigung. Bis bald – ja, hoffentlich klärt sich noch alles auf. - Natürlich richte ich Will und Sam dein Mitgefühl aus. Ich vermisse dich. Tschüs.«
» Sie weiß so spontan auch nichts Konkretes. Als ich das mit dem Hass gesagt habe, meinte sie, schon einmal so etwas gehört zu haben. Sie denkt nach.«
» Da kommt sicher etwas heraus – so, wie sie sich in der Geschichte auskennt. Du wirst sehen. Aber für uns hier spielt das wahrscheinlich keine Rolle.«
Die Berge hatten sich inzwischen von der Kü stenstraße zurückgezogen. Links von ihnen lag jetzt Hearst Castle oben auf dem höchsten Gipfel eines Berges. Sie bogen in die Zufahrt ein und sahen gleich, dass sie keine Schnellbesichtigung machen konnten. Das war wohl von dort noch ein Halbtagesausflug - mit Bustransfer und Anmeldung. Sie sahen es nur durch ein Fernrohr oben auf dem Berg liegen– das Schloss schien eine Art amerikanische Antwort auf Neuschwanstein zu sein. Sie mussten schmunzeln.
Das Wetter war jetzt schlechter geworden. In San Louis Opispo wu rde ihre Küstenstraße mit der 101 zusammengeführt. Aber selbst hier war das Fahren angenehm, in der strikt begrenzten Geschwindigkeit bewegte sich der Verkehr harmonisch ohne Staus.
» Wir fließen einfach mit. Finde ich ganz angenehm, längst nicht so hektisch wie bei uns«, fand Sophie und Lene gab ihr recht. Zumal das Fahren mit dem automatischen Getriebe noch zusätzlich entspannend war. Dann kam Santa Barbara und sie fuhren hinunter an das Meer, bogen am Meer ab. Palmen hoben sich gegen den grauen Himmel ab, eine breite Autostraße neben dem Ozean. Auf der einen Seite der menschenleere Strand mit jetzt grauem Meer, auf der anderen Seite Villen, deren Eingänge gesichert waren und die in ihrer Protzigkeit beeindruckten.
» Also – gemütlich ist hier nichts. Ich hätte so gern mit dir irgendwo einen Kaffee getrunken. Ich sehe aber nichts. Schade.«
Die Dü sternis der grauen, tief hängenden Wolken legte sich auf Lenes Gemüt. Erst als sie wieder aus der Stadt heraus waren, wurde es besser.
» Wir müssen jetzt irgendwo hinüber zur 5, die führt dann nach Bakersfield. Es gibt da eine Straße durch die Berge. Santa Clara - zwischen Santa Barbara und Santa Monica. Eigentlich müsste Los Angeles Los Santas heißen«, blödelte Sophie.
Lene lachte. Und ihre Stimmung wurde wieder heller.
» Sieh nur, ein Regenbogen!«
Es war s ogar ein doppelter. Er spannte sich über das weite Tal und leuchtete in seinen Farben ungewöhnlich intensiv.
» Wie tröstlich - gerade heute. Wie eine Brücke aus Farben zu Joanne und Marc«, setzte Lene dann hinzu und ihre Stimme klang weich.
In
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