Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
bewunderte die Haltung, die sie beide zeigten.
» Jo liebte diese blaue Stunde mit uns«, sagte Sam. Lene drückte ihre Hand. Will sah Lene aufmerksam an. Als wolle er alles an ihr in sich aufnehmen. Wie seltsam, das ist mir ja noch nie so aufgefallen. Er hat die Augen von Elise, meiner Großmutter, dachte Lene. und fühlte Heimweh nach ihr. Und gleichzeitig das innere Hier - Ankommen bei Will, das starke Gefühl von Familie.
» Wisst ihr, alles war für die Hochzeit schon vorbereitet«, sagte Sam gerade traurig.
» Wie schon die Verlobungsfeier von Matthew – seine Caroline kommt etwas später, sie hat noch im Krankenhaus zu tun – sollte die Hochzeit von Jo und Marc hier bei uns stattfinden. Jetzt haben wir alles für die Trauerfeier vorbereitet. Haben die blauen Tischdecken genommen, die Jo sich für die Hochzeit gewünscht hat, und statt der weißen Dekoration alles in Dunkelblau dazu. Schwarz würde sie nicht gewollt haben. Ich habe heute den ganzen Tag schon aufgebaut – das lenkt mich ab und ich kann bei der Arbeit mit ihr reden.«
L ene sah Sam an. Sie mochte sie immer schon und war jetzt beeindruckt von ihrer inneren Tapferkeit. Wie kann sie nur damit fertig werden?
» Wo ist Thomas?«, fragte sie.
» Mein großer Bruder ist auf dem Weg nach Hause, konnte nicht früher von der Farm weg und kommt morgen früh an«, sagte Matthew.
Len e erzählte von den Ermittlungen, ohne Personen oder Namen zu nennen. Beruhigte die beiden und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Mike Fuller.
» Ihm könnt ihr vertrauen. Er wird alles unternehmen um den Täter zu finden. Da könnt ihr sicher sein.«
» Marcs Eltern und John sind auch schon da. Wir essen nachher zusammen im Restaurant. Das ist für uns alle am einfachsten. Kommt, ich zeige euch das Zimmer.«
Mit Herzklopfen folgten sie Sam in Joannes Zimmer.
Ein Zimmer wie aus einem Film – mit eigenem Badezimmer. Sophie murmelte denn auch überwältigt so etwas wie »Hollywood«. Die Grundfarbe war Altrosa, in der Mitte des Raumes an einer Kopfseite ein großes Himmelbett aus dunklem Holz, mit gedrechselten Säulen. Daneben eine Wiege, ebenfalls aus edlem Holz, die sicher Joannes gewesen war und in der ihr Teddy aus Kindertagen lag. Auf der anderen Seite des Bettes ging dann die Tür ins Badezimmer ab, das indirekt beleuchtet war. Ein Traum in Rosa – eine in den Fußboden eingelassene Badewanne in Rosa, in derselben Farbe Toilette und ein Waschbecken mit langer Konsole, auf der noch Joannes Kosmetika standen. Die Wasserhähne alle aus mattem, gehämmertem Messing in Schwanenform. Seltsamerweise sah es nicht kitschig aus, sondern auf eine unaufdringliche Art warm, und – schön. Rechts war noch ein beleuchtetes Glasfenster eingebaut, hinter dem ein winziger Garten angelegt war mit einer Franziskus - Statue darin. Schwerelos und Ruhe aussendend. Im Zimmer ein großer Spiegelschrank mit Schiebetüren und auf der anderen Seite die Fensterfront, die in den Garten hinausging. Sam war neben sie getreten.
» Ein schöner Blick, nicht wahr? Über den Golfplatz und bis zu der schneebedeckten Bergkette. Siehst du den Rosenbusch vor dem Zaun? Er ist uralt, wohl bei ihrem Einzug 1949 von Marge gepflanzt. So schön. Rosen wachsen sehr schwer hier in Kalifornien. Es ist zu warm für sie. Ich liebe diesen Garten. Sieh mal, wir haben Zitronen - und Orangenbäume und sogar einen Grapefruitbaum.«
Gegenü ber dem Bett noch eine Fensterfront in den zauberhaften Wintergarten im Jugendstil. Dort waren bereits die Tische gedeckt – rund um den Swimmingpool im Zentrum. Bemalte, in die feste Decke eingelassene Glaselemente, sandten ein gedämpftes Licht von oben, während von draußen aus dem parkähnlichen Garten das helle Sonnenlicht hineinflutete.
Was fü r ein Glück für einen Menschen in so einer Umgebung mit solchen Eltern aufzuwachsen! Der Inbegriff von behüteter Kindheit und Jugend.
Und trotz – oder wegen – dieser Umgebung war Joanne ein sehr willensstarker Mensch. Ohne Vorschriften zu akzeptieren lebte sie nach ihren eigenen Grundsätzen. Nur so war diese Nacht – falls es eine Nacht war – mit John zu verstehen, nur so ihr Akzeptieren einer Einladung zum Abendessen von ihrem Professor.
» Spürst du auch ihre Lebendigkeit hier – in allem?« fragte Sophie nachdenklich.
Wendy und Mitch kamen mit John gegen sechs. Auch sie tranken noch einen highball , bevor alle gemeinsam zum Essen gingen.
» Darf ich mich bitte zwischen Wendy und Lene setzen«, bat Samantha und
Weitere Kostenlose Bücher