Auf Befehl des Koenigs
Gutes. Trotzdem glaubte sie vorerst nichts befürchten zu müssen. Wenn er sie umbringen wollte, würde er das nicht vor aller Augen tun. Sie war zu unwichtig, als dass er ihretwegen ein Spektakel veranstaltet hätte. Wahrscheinlich würde er sie noch eine Weile am Leben lassen.
Er sagte kein Wort, als sie zu ihm ging, schob sie hinter seinen Rücken und trat einen Schritt hervor. Sofort wurde Jamie von seinen Kriegern umringt. Sie versperrten ihr die Sicht, und es nützte ihr auch nichts, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und über Marcus’ Schulter zu spähen.
Zornige Worte flogen wie Pfeile zwischen den beiden mächtigen Clanführern hin und her. Verblüfft hörte Jamie, wie Alec sie verteidigte. Er fühlte sich tief beleidigt, weil ein McPherson es gewagt hatte, in Lady Kincaids Gegenwart seinen Schwertgriff zu berühren. Sie schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel, weil sein Zorn ausnahmsweise einmal nicht ihr galt.
Erneut brüllte McPherson das verhasste Wort »Krieg«, und Alec stimmte begeistert zu.
O Gott, was hatte sie getan?
Niemals würde Alec glauben, dass sie diese Entwicklung nicht verschuldete. Hätte sie ihre Wut bezähmt, wäre es ihr vielleicht gelungen, das Schlimmste zu verhindern.
Die Soldaten entfernten sich erst von ihr, als die McPhersons die Burg verließen. Jamie beschloss zu verschwinden, ehe ihr Mann seine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Selbstverständlich wollte sie nicht vor ihm fliehen. Sie brauchte nur etwas Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Wenn sie Glück hatte, würde sie nur ein bis zwei Tage dafür benötigen.
Sie eilte zur Eingangstreppe und wollte hinaufsteigen, doch da wurde sie unsanft am Arm gepackt und herumgerissen. Da Marcus und Gavin zuschauten, wollte sie lächeln, besann sich aber anders, als sie Alecs Gesicht sah. »Würdest du bitte eine Erklärung abgeben?« Seine Stimme klang wie das Gähnen eines Löwen.
»Lieber nicht«, entgegnete Jamie.
Diese Antwort missfiel ihm sichtlich. Die Muskeln in seinem Kinn bebten, der Griff um Jamies Arm verstärkte sich. Obwohl sie beschlossen hatte, seinen Blick zu erwidern und keine Angst zu zeigen, hielt sie es nicht einmal bis zu ihrem ersten Wimpernzucken durch. »Das Baby war krank«, teilte sie ihm mit.
»Und?«
»Ich habe es gesund gepflegt.«
»Wie kam McPhersons Sohn hierher?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt.«
»Sprich, verdammt noch mal!«
Jamie versuchte ihn zu beschwichtigen, ohne eine direkte Antwort zu geben. »Alec, ich wollte doch nur Gutes tun. Selbst wenn ich gewusst hätte, dass dieses liebe kleine Kind einem so grässlichen alten Ekel gehört, hätte ich es kuriert. Es stand solche Qualen aus. Hätte ich ihm den Rücken kehren sollen?«
»Ich habe dich etwas gefragt.«
»Du würdest mit Mary schimpfen, wenn ich’s dir sage …«
»Mary hatte also ihre Hand im Spiel?« Alec schüttelte den Kopf. »Das dürfte mich nicht überraschen.«
»McPhersons Frau kam mit dem kranken Baby zu Mary und bat um Hilfe. Und meine Schwester brachte es zu mir.«
Endlich ließ er ihren Arm los, und sie widerstand dem Impuls, die schmerzende Stelle zu reiben. »Bist du jetzt böse auf Mary?«
Er würdigte sie keiner Antwort. Gavin schaute sie mitfühlend an, dann wandte er sich zu Alec. »War Daniel darüber informiert?«
»Er konnte nichts wissen, weil er mit mir auf der Jagd war. Wenn er danach sofort nach Hause ritt, müsste er es inzwischen herausgefunden haben. Hoffentlich hält er Mary künftig hinter Schloss und Riegel.«
»Sie hat ein gutes Herz«, verteidigte Jamie ihre Schwester. »Daniel kann ihr nicht grollen – wo sie doch nichts weiter verbrochen hat, als einem kranken Kind zu helfen!«
Alec ignorierte ihre Worte. »Du darfst dich jetzt ins Haus zurückziehen.«
Seine Gefühlskälte bedrückte sie, obwohl sie mittlerweile daran gewöhnt sein müsste. Vier Tage und vier Nächte war er nicht daheim gewesen, und sie hatte ihn kein bisschen vermisst. »Ich bin noch nicht bereit, hineinzugehen«, entgegnete sie, worauf Gavin und Marcus zusammenzuckten. Hingegen wirkte Alec weniger erstaunt als resigniert. »Vorher muss ich dir eine Frage stellen«, fuhr Jamie fort.
Er seufzte ungeduldig. »Marcus, schick ein paar Männer los, sie sollen McPherson bis zur Grenze folgen. Also, was willst du wissen, Frau?«
»Ob deine Jagd gut verlaufen ist.«
»Ja.«
»Du hast also Angus’ Angreifer gefunden.«
»Aye.«
»Und?«
»Was – und?«
»Musstest du jemanden töten?«
Eine so
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