Auf Befehl des Koenigs

auf eine zusätzliche Probe stellen.
    »Er ist nicht tot!«
    »Und er wird noch lange am Leben bleiben, wenn Sie ihn nicht mit Ihrem Geschrei umbringen«, erwiderte Jamie. »Und jetzt hören Sie bitte zu, Sir. Sagen Sie Ihrer Frau, sie darf ihn nur mit Ziegenmilch füttern.«
    »Das werde ich nicht tun!«
    Blitzschnell riss sie ihm das Baby aus den Armen.
    »Dann müssen Sie ohne Ihren Sohn heimreiten, McPherson. Sie werden ihn nicht mit Ihrer Ignoranz töten. Kommen Sie wieder, wenn er alt genug ist, um sich selber seiner Haut zu wehren.«
    Verblüfft riss er die Augen auf, schaute zu Gavin hinüber und wandte sich dann wieder an Lady Kincaid. »Geben Sie ihn her!«
    »Nur wenn Sie versprechen, dass er ausschließlich Ziegenmilch trinken wird.«
    »Er kriegt die Milch von seiner Mama, Frau!«
    »Diese Milch mag er nicht.«
    »Haben Sie soeben meine Gemahlin beleidigt?«
    Jamie wünschte, sie hätte die Kraft, um ein bisschen Verstand in den alten Mann hineinzuprügeln. »Ich erkläre Ihnen doch nur, welche Regeln Sie befolgen müssen, um das Baby am Leben zu erhalten. Also – habe ich Ihr Wort?«
    Er nickte stumm, und sie reichte ihm seufzend das Kind. »Sie sind der undankbarste Mensch, der mir je begegnet ist.«
    »Undankbar?«
    Jetzt brüllte er wieder. Erbost stemmte Jamie die Hände in die Hüften. »Aye, undankbar! Sie sollten mir versichern, dass Sie meine Hilfe zu schätzen wissen, statt mich anzuschreien.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und sie merkte, wie tief sie seinen Stolz verletzt hatte, begriff aber nicht, warum.
    »Sie müssen sich bei mir entschuldigen, weil Sie meinen Sohn aus meinem Haus geholt haben!«, donnerte er. »Und wenn Sie sich weigern, erkläre ich Kincaid den Krieg!«
    »Sie werden bestenfalls einen Tritt in den Hintern bekommen, wenn Sie mir keine Achtung erweisen!«, schrie Jamie zurück.
    »Sie haben mir mein Kind weggenommen!«
    Sein Pferd war genauso widerwärtig wie der Reiter. Als er die Zügel lockerte, versuchte es nach Jamies Schulter zu schnappen, und er schien das Biest ebenso wenig im Zaum halten zu wollen wie sein Temperament. »Sie werden sich entschuldigen!«
    »Wie können Sie es wagen, so etwas zu verlangen?«, entgegnete Jamie und schlug nach dem Pferd. »Ich habe Ihren Sohn nicht aus Ihrem Haus geholt, und das wissen Sie sehr gut. Sie können hier warten, bis Sie schwarz werden – ich entschuldige mich niemals!« Das Baby begann zu weinen, und sie fuhr mit etwas leiserer Stimme fort: »Bringen Sie den Kleinen zu seiner Mama, und lassen Sie sich erst wieder hier blicken, wenn Sie bessere Manieren gelernt haben.«
    Nur um ihr zu trotzen, hielt er die Zügel noch lockerer. Der Hengst versuchte erneut, in Jamies Schulter zu beißen, und sie gab ihm einen noch heftigeren Schlag.
    »Habt ihr das gesehen?«, brüllte McPherson. »Kincaids Frau misshandelt mein Pferd! Die Frau eines Mannes darf man beleidigen – aber sein Pferd zu schlagen …«
    »Verschwinden Sie endlich, bevor ich Sie schlage!«, fiel Jamie ihm ins Wort.
    Als der Soldat zur Linken des Lairds nach seinem Schwert griff, zog sie ihren Dolch aus dem Gürtel und zielte damit auf den Soldaten. »Lassen Sie die Waffe los, sonst steckt diese Klinge in Ihrem Hals, ehe Sie den nächsten Atemzug tun können. Und falls ich Sie nur verletze, werde ich Sie nicht kurieren.«
    Der Krieger zögerte nur kurz, dann gehorchte er. Jamie nickte. »Und jetzt verschwinden Sie hier alle!«, rief sie, während sie ihren Dolch wieder in den Gürtel schob. Plötzlich fühlte sie sich sehr müde. Schon lange war sie nicht mehr in solche Wut geraten, und sie schämte sich ein wenig für ihr Benehmen. Glücklicherweise hatten außer den McPhersons nur Gavin und Marcus beobachtet, wie sie aus der Rolle gefallen war.
    Natürlich trug nur Laird McPherson die Schuld daran. Der Mann verfügte über die Manieren eines Höhlenbewohners und vermochte sogar einen Heiligen bis zur Weißglut zu reizen.
    Sie hielt es für ratsam, den Rückzug anzutreten. Ohne ein weiteres Wort an die McPhersons zu verschwenden, wollte sie ins Haus gehen. Aber als sie sich umdrehte, erstarrte sie beim Anblick der Kincaid-Soldaten. Da standen sie in Reih und Glied, zum Kampf gerüstet. Und in ihrer Mitte Alec … Offenbar hatte er die unerfreuliche Szene im Hof mitverfolgt. Jamie war so zerknirscht, dass sie am liebsten kehrtgemacht hätte, um nach England zu laufen.
    Alec hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und seine Miene verhieß nichts