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Auf Bewährung - mein Jahr als Staatsanwalt

Auf Bewährung - mein Jahr als Staatsanwalt

Titel: Auf Bewährung - mein Jahr als Staatsanwalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pragst
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stattgefunden hatte. Bei diesen Farbfotos fiel auf, dass außer der mit Geldscheinen behängten Braut immer nur der Angeklagte und ein grinsender Kellner im Wechsel zu sehen waren. Es gab eine Verurteilung.
    Nach dem Ende meines ersten Sitzungstages (gegen 15   Uhr) war ich geschafft und schleppte mich in mein Zimmer, wo mich der neu eingetroffene Aktenstapel des Tages höhnisch angrinste. Zum Bauchwehstapel schaute ich gar nicht erst rüber. Ich kannte seine Größe, warum noch Öl ins Feuer gießen. Ich musste nun noch meine Schlussbemerkungen in die Sitzungsakten eintragen. Dazu gehört, in Kurzform darzulegen, welchen Antrag ich gestellt, wie das Gericht geurteilt hatte und ob ich Rechtsmittel anraten wollte. Erst als ich damit fertig war, durfte ich mich meinen Akten zuwenden. Ich nahm mir fest vor, den Rückstand bis nächste Woche Dienstag (meinem nächsten Sitzungstag) irgendwie aufzuholen.

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Der Treffer
    K riminaloberkommissar Konrad musste erst zwei Mal hinsehen, bis er glauben konnte, was er da vor sich hatte. Bereits ein Jahr nach Antragstellung lagen die ersten Ergebnisse der DN A-Analysen seiner Altfälle vor. Zwei der zwölf beantragten Fälle waren bearbeitet, die Untersuchungen hatte das gerichtsmedizinische Institut der Charité durchgeführt. Dann waren die Gerüchte also doch wahr, denen zufolge Aufträge nun endlich auch extern vergeben wurden, um die unhaltbaren Wartezeiten zu verkürzen.
    Konrad schaute die Ergebnisse der Gutachten durch. Beim ersten eine Niete, aber das zweite Gutachten konnte einen Treffer vorweisen. Er musste nur einen Moment überlegen, bis ihm der Fall wieder vor Augen stand. Der Raubüberfall auf den kleinen Laden in der Nähe des S-Bahnhofs Warschauer Straße. Er hatte sich nicht getäuscht. Der Fall roch weiter nach Serientätern. Im Labor war es nun gelungen, an den zwei Masken aus dem Hausflur ausreichendes Spurenmaterial für die neue DN A-Überprüfung zu sichern. Eine DNA stammte von einem unbekannten Täter. Die andere Spur ergab mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 9   Millionen zu 1 eine Übereinstimmung mit einer Person, die wohl Sinan H. hieß (es waren mehrere Aliasnamen vorhanden). Seine DNA war seit einer rechtskräftigen Verurteilung wegen eines Raubüberfalls in der Datei gespeichert. |61| Konrad ließ sich das Urteil zufaxen. Er las von einem Banküberfall mit selbst hergestellten Masken, Pistolenattrappen und Fesselungen mit Klebeband. Das kam ihm jetzt doch sehr bekannt vor.
    Das Problem war, dass hinsichtlich des Verdächtigen Sinan H. kein fester oder auch nur vorübergehender Aufenthaltsort bekannt war. Konrad erhielt ohne Probleme den richterlichen Beschluss zur Anordnung der Untersuchungshaft. Der DN A-Treffer ließ kaum Zweifel am dringenden Tatverdacht aufkommen, zumal dem Verdächtigen Raubüberfälle nicht völlig fremd waren, wie die rechtskräftige Vorverurteilung belegte. Weiterhin zeigte sich, dass es auch in anderen Bundesländern starkes Interesse an Sinan H. gab. Vom Landgericht Chemnitz lag ein Haftbefehl wegen schweren Raubüberfalls vor.
    Nachdem der Verdächtige zur Fahndung ausgeschrieben war, konnte man nur abwarten. Wenn Sinan H. klug war, hatte er seine Zelte in Deutschland schon abgebrochen. Aber Konrad hatte so ein Gefühl, dass bald etwas im Netz zappeln würde. Ein gutes Gefühl.

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Zwei Gürteltiere werden abgearbeitet
    D er Februar ging ins Land und ich konnte den Zeitverlust durch die nun jede Woche anstehenden Sitzungstage einigermaßen kompensieren. Ich kam morgens kurz vor 9   Uhr, begann mich durch die täglich eingehenden Aktenberge zu wühlen, hatte ein- bis zweimal die Woche Sitzungstag und verließ gegen 20   Uhr das Büro. Manchmal ging ich sogar vor Anna um 19   Uhr oder 19:30   Uhr. Das fand die sonst so humorvolle Anna dann weniger lustig. Der Bauchwehstapel sollte durch gelegentliche Arbeit am Wochenende einem langsamen Zerfallsprozess zugeführt werden.
    Sobald wir morgens den Kaffee gekocht hatten, machten wir uns über die Akten her. Irgendwie war es ein seltsamer Beruf und ein wenig deprimierend, von morgens bis abends immer nur über die schlechten Seiten der Menschen zu lesen oder (in den Sitzungen) von ihnen zu hören. Ich fragte mich, ob diese Arbeit auf Dauer den Staatsanwälten unserer Abteilung aufs Gemüt schlug. Gingen sie auch außerhalb des Kriminalgerichts stets vom Schlechtesten bei Mitmenschen aus? Fehlte ihnen das Vertrauen zu anderen sogar im Privatleben? Konnten sie

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