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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Riesen am Tag machten. Natürlich waren das im Endeffekt auch nur kleine Fische, aber sie erschossen auch Leute, wenn ihnen danach war. Und dann waren da die »Rubbler«, die entweder einen Rock Crack prüften oder mit einem Rubbellos beschäftigt waren – das war de facto die gleiche Handbewegung. Und dort, wo Mace arbeitete, wurden viele Rubbellose verkauft. Allerdings war sie irgendwann so gut geworden, dass sie anhand der Bewegung des Zeigefingers aus zwanzig Fuß Entfernung hatte erkennen können, ob der Betreffende einen Rock oder ein Los in der Hand hielt. Später hatte sie dann undercover in der mörderischen Drogenhölle des Sechsten und Siebten Bezirks gearbeitet. Und genau da hatte all der Ärger auch begonnen, und Mace hatte zwei ganze Jahre ihres Lebens verloren.
    Mace flog förmlich durch ein Viertel nach dem anderen und genoss ihren ersten freien Tag seit fast vierundzwanzig Monaten. Ihr dunkles Haar ragte unter dem Rennhelm heraus und flatterte im Wind, während sie vom Haus ihrer Schwester, der Festung der Einsamkeit, durch die verhältnismäßig sicheren Teile von D. C. raste und von dort durch die Gegenden, in denen der Kampf zwischen Räuber und Gendarm noch nicht entschieden war, hin zu jenen Vierteln, wo Vater Staat bis dato noch nicht einmal einen Brückenkopf hatte errichten können.
    Das war der Sechste Bezirk – oder »Six-D« im sauber unterteilten Lehen des Metropolitan Police Department. Hätte Mace hundert Dollar für jeden nackten PCP-Zombie bekommen, den sie hier nachts schreiend durch die Straßen hatte laufen sehen, dann wäre ihr heute scheißegal gewesen, dass sie durch die Haft ihre Pensionsberechtigung verloren hatte. In bestimmten Teilen von Six-D standen mit Brettern vernagelte Häuser, Abrissgebäude und ausgeschlachtete Autos auf Ziegelsteinen. Nachts ging hier nahezu an jeder Ecke etwas Illegales vor, und Kugeln flogen hier genauso viele wie Moskitos. Alle ehrlichen, hart arbeitenden Menschen – und das waren die meisten Leute, die hier lebten – blieben nachts einfach drinnen und hielten den Kopf geduckt.
    Selbst bei Tageslicht schauten die Menschen auf der Straße sich ständig wachsam um. Sie wussten, dass jederzeit selbstgebastelte Dumdumgeschosse aus Glocks mit abgefeilten Seriennummern in ihre Richtung fliegen konnten. Sogar die Luft stank hier nach Verbrechen, und das Sonnenlicht wurde von der Aura der Hoffnungslosigkeit gedämpft, die wie Smog über dem Viertel hing.
    Mace bremste die Ducati ab und beobachtete ein paar Passanten. Die Mordrate in D. C. war nicht mehr annähernd so hoch wie Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger, als jugendliche Drogenbarone dank des Kokainbooms eine Schreckensherrschaft errichtet hatten. Damals war täglich irgendwer erschossen worden, wirklich jeden Tag, sogar am Sabbat. Auch jetzt noch war die Gegend alles andere als gewaltfrei, auch wenn »nur noch« gut zweihundert Todesfälle jährlich von der Gerichtsmedizin untersucht werden mussten, zumeist von jungen Männern afroamerikanischer Abstammung. Die Männer hier in der Gegend verlangten Respekt, und sie schienen zu glauben, dass sie sich diesen Respekt nur mit einer erhöhten Anzahl Geschosse des Kalibers 9 mm verdienen konnten. Und vielleicht hatten sie sogar recht damit.
    Mace hielt an, nahm den Helm ab und schüttelte sich das Haar aus. Normalerweise war es nicht gerade klug, sich mit einer fetten Maschine hierherzuwagen – egal um welche Tageszeit –, vor allem nicht, wenn man weiß und unbewaffnet war wie Mace. Doch niemand belästigte sie; ja es näherte sich ihr noch nicht einmal jemand. Vielleicht hielten die Leute eine weiße Frau, die allein auf einer Ducati hier rumgurkte, ja für eine gefährliche Psychopathin oder gar eine mögliche Selbstmordattentäterin.
    »Hey, Mace! Bist du das?«
    Mace drehte sich um.
    Der Kerl, der auf sie zukam, war klein, spindeldürr und hatte einen kahlgeschorenen Kopf. Er trug Zweihundert-Dollar-Sneakers von LeBron James, allerdings ohne Schnürsenkel.
    »Eddie?«
    Der Mann kam näher und ließ seinen Blick über das Bike schweifen.
    »Echt geil, Mann ... Habe gehört, du wärst im Bau.«
    »Ich bin wieder draußen.«
    »Seit wann?«
    »Seit ungefähr fünf Sekunden.«
    »Aber du warst nur kurz zum Scheißen drin, oder? Damit du damit angeben kannst, gesessen zu haben.« Eddie grinste.
    »Ja, es waren nur zwei Jahre«, erwiderte Mace. »Ein Knasti bin ich also immer noch nicht. Ich habe nur mal reingeschnuppert.«
    »Mein kleiner

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