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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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intelligente Anwältin, die Diane gewesen war, und er musste zugeben, dass es durchaus plausibel war, dass die Frau einen zweiten Hinweis in der Mail versteckt hatte.
    Aber warum hatte sie ausgerechnet ihm all diese Hinweise zukommen lassen? Er hatte mit ihr gearbeitet, sicher, aber enge Freunde waren sie nicht gewesen. Andererseits hatte sie vielleicht keine engen Freunde gehabt. Die Frau hatte immerhin einen professionellen Begleiter bezahlt, wann immer sie hatte ausgehen wollen. Aber wenn sie von irgendwelchen illegalen Aktivitäten erfahren hatte, warum war sie dann nicht zur Polizei gegangen? Soweit Roy wusste, hatte Diane nie als Strafverteidigerin gearbeitet, aber sie war Anwältin gewesen. Sie hatte das Rechtssystem dieses Landes besser gekannt als die meisten anderen.
    Aber ich war mal Strafverteidiger. Hat sie mir deshalb diese Hinweise geschickt?
    Plötzlich bekam Roy Angst. Er starrte auf die winzige Webcam im Rahmen seines Monitors. Was, wenn er just in diesem Augenblick beobachtet wurde? Doch seine Furcht verflog rasch wieder. Mace war in jener Nacht hier gewesen, als sie das mit A–1 herausgefunden hatte. Hier hatten sie über ihre Entdeckung gesprochen. Falls damals jemand zugehört hätte, er wäre sofort zu dem Postfach gelaufen.
    Trotzdem ...
    Roy öffnete seine Schreibtischschublade, holte einen Post-it-Zettel heraus und klebte ihn über die Webcam.
    Sein Handy klingelte.
    »Kingman.«
    Es war Mace. Ihre wenigen Worte trafen Roy härter als Psychos Faust.
    »Ich treffe dich in zwanzig Minuten dort«, sagte er, schnappte sich sein Jackett und rannte aus dem Büro. Der Captain brauchte jetzt wirklich einen Anwalt.
    Er war gerade formell des vorsätzlichen Mordes bezichtigt worden.

Kapitel 78
    I ch habe heute ein paar verdammt gute Neuigkeiten, Roy.« Roy und Mace saßen dem Captain gegenüber. Er hatte geduscht und sein noch nasses Haar zurückgekämmt. Da der Straßendreck nun zumindest teilweise verschwunden war, konnte Roy tatsächlich rosa Haut im Gesicht des Mannes sehen. Der Captain trug einen Gefängnisoverall. Eine Gürtelkette war um seine Hüfte geschlungen, doch seine Hände und Beine waren im Moment frei.
    Früher musste der Captain mal gut ausgesehen haben. Sein Gesicht war fein definiert, sein Kinn kantig, und da ihm nun keine Zotteln mehr ins Gesicht hingen, waren auch seine grünen Augen zu sehen. Doch dabei hatte er sich nur so zurechtgemacht, um des Mordes angeklagt zu werden, und diese Ironie war Roy nicht entgangen.
    Er und Mace schauten einander an. Dann fragte Roy: »Und was sind das für Neuigkeiten, Captain?«
    »Sie haben meinen Wagen gefunden.«
    »Wer? Die Polizei?«
    Der Captain nickte. »Sie haben es mir erzählt, und das schien sie zu freuen.«
    »Da bin ich sicher. Captain, verstehst du, was hier los ist?«
    Der Captain stieß einen lauten Seufzer aus. »Es ist das verdammte Essen aus dem Kühlschrank.«
    »Deswegen wird man nicht in Ketten gelegt, Captain«, sagte Mace.
    Er schaute sie mit wohlwollender Neugier an. »Kenne ich dich, Süße?«
    »Wir sind uns einmal begegnet. Es war ein wahrhaft elektrisierender Moment für dich.«
    »Okay, Süße. Wenn du das sagst.«
    Roy beugte sich vor. »Erinnerst du dich noch an das Bild der Frau, das ich dir gestern gezeigt habe? Sie klagen dich an, sie in ihrem Büro vergewaltigt und ermordet zu haben.«
    Seltsamerweise lachte der Captain. »Ich weiß. Das haben sie mir auch gesagt. Die Cops machen doch nur einen Witz, Roy.«
    »Dann hast du es also nicht getan?«
    »Nein, Sir. Aber wegen des Essens haben sie mich am Kragen. Und wegen der Werkzeuge. Vergiss die Werkzeuge nicht, Roy. Die habe ich genommen. Wegen des Geldes.« Er schaute zu Mace und fügte reumütig hinzu: »Drei Dollar, Süße. Der Turbanträger hat mich über den Tisch gezogen.«
    »Ja, die Werkzeuge. Das hast du mir erzählt«, seufzte Roy.
    »Und? Bist du jetzt mein Anwalt?«
    Mace schaute Roy erwartungsvoll an. »Ja. Bist du jetzt sein Anwalt?«
    Roy zögerte, doch nur für einen Moment. »Ja, das bin ich.«
    »Dann habe ich auch Geld, um dich zu bezahlen«, sagte der Captain.
    »Okay. Gut.«
    »Ich habe zweihundert Dollar. Die Cops haben sie genommen, aber gesagt, dass sie sie mir wiedergeben werden.«
    »Woher hast du denn zweihundert Dollar?«, fragte Mace rasch.
    Der Captain schaute verlegen drein. Zögernd antwortete er: »Das ... äh ... kann ich nicht sagen. Nein, das wäre nicht richtig, Süße. Nicht vor dir.«
    Roy stand auf und lief auf und ab.

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