Auf Bewährung
»Abe, ich nehme an, du hast mich für diesen Job ausgesucht, weil ich mich in diesen Gegenden auskenne. Das heißt, dass ich auch weiß, wie man dort überlebt. Mein großer Fehler war, Roy mitzunehmen. Das war dumm von mir. Das wird nicht wieder passieren.«
»Ich denke, es wäre besser, wenn es kein nächstes Mal gibt.«
»Was meinst du damit?«
»Ich kann es nicht rechtfertigen, dich an so gefährliche Orte zu schicken, Mace. Das kann ich nicht riskieren. Das ist keine Studie wert.«
»Na ja, diese Studie schon, denke ich. Schau dir doch nur mal Alisha an. Sie ist ein gutes Mädchen. Sie braucht nur eine Chance. Und Tyler können wir nicht an diesem Ort lassen. Er braucht die Hilfe von Spezialisten. Und es gibt noch Tausende wie sie in dieser Stadt.«
»Es ist zu riskant.«
»Ich bin bereit, dieses Risiko auf mich zu nehmen. Du hast mir den Job angeboten, und ich habe ihn akzeptiert. Jetzt lass mich mein Ding durchziehen. Abe, du hast doch gewusst, dass es in diesen Gegenden gefährlich sein kann. Was ist denn auf einmal das Problem?«
»Auf dem Papier sah alles gut aus; aber das reale Leben ist etwas anderes. Offenbar sind all meine Berechnungen gar nichts wert, wenn man es mit Leuten wie diesem Psycho zu tun bekommt.«
»Damit komme ich zurecht.«
»Ich dachte, wenn sie hören, dass du nur helfen willst, würde dich das beschützen.«
»Und das wird es auch«, sagte eine Stimme von der Tür. »Aber was die paar betrifft, die nicht so denken, werde ich mich schon um sie kümmern. Ich glaube nicht, dass du diese Diskussion gewinnen wirst, Abe.«
Beide hoben den Blick und sahen Beth in der Tür stehen. Sie trug den kleinen Tyler Rogers auf dem Arm. Hinter ihr stand Alisha, eine kleine Tasche in der Hand.
Mace stand auf. »Alisha? Du und Tyler, seid ihr okay?«
Die junge Mutter trat vor und schaute sich mit weit aufgerissenen Augen in der luxuriösen Umgebung um. »Es geht uns gut. Chief Perry hat sich gut um uns gekümmert.«
Mace schaute ihre Schwester an. »Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, Beth. Ich wusste nicht, wen ich sonst hätte anrufen sollen, als Psycho aufgetaucht ist.«
»Ja, das ist nicht gerade ein Typ, mit dem man sich anlegen sollte«, sagte Beth. »Aber nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, seid ihr ganz gut mit ihm fertiggeworden.« Sie hielt kurz inne. »Hat Kingman wirklich eins gegen eins gegen ihn gespielt?«
»Und er hat ihm in den Arsch getreten«, sagte Alisha mit kaum verhohlener Freude. »Ich habe mit Non aus dem Fenster zugeschaut. Er hat ihm in den Arsch getreten«, wiederholte sie und grinste über das ganze Gesicht.
»Wo ist Darren?«, fragte Mace.
»Wer ist das denn?«, verlangte Beth zu wissen.
»Mein Bruder«, sagte Alisha. »Er ist nicht mitgekommen. Ich weiß nicht, wo er ist.«
»Was macht ihr dann alle hier?«, fragte Mace.
Altman stand auf und trat vor. »Beth und ich haben heute Morgen miteinander gesprochen. Alisha und Tyler werden bei uns wohnen. Ich habe gehofft, sie im Westflügel des Gästehauses unterbringen zu können, wenn das kein Problem für dich ist, Mace.«
»Problem?«, platzte Mace heraus. »Das Haus ist so groß, dass ich eine Karte brauche.«
»Wir bleiben hier?« Alisha schaute sich noch mal um. »Ich habe kein Geld für so ein Haus.«
»Hier gibt es keine Miete«, sagte Altman und nahm sie sanft am Arm, nachdem er von Beth das Okay bekommen hatte. »Es wäre mir eine Ehre, dich und deinen Sohn in eure neue Unterkunft führen und euch beim Eingewöhnen helfen zu können.«
Beth gab Alisha Tyler, und die drei verließen den Raum. Beth drehte sich zu ihrer Schwester um und schaute zu deren leerer Kaffeetasse. »Ich schlage vor, du gönnst dir noch ein wenig Koffein, denn wir müssen reden. Jetzt.«
Kapitel 76
I ch habe letzte Nacht den Polizeifunk gehört. Im Neunten Bezirk hat es einen Mord gegeben. Ich wusste, dass du dort sein würdest. Du siehst fertig aus«, bemerkte Mace.
Beth zog ihre Mütze aus und setzte sich. »Du wirkst auch nicht sonderlich fit, Schwesterherz. An der Unterkunft kann das ja nicht liegen. Hast du wieder Albträume?«
»Ich habe keine Albträume mehr.«
»Bist du sicher?«
»Als ich zwölf Jahre alt war, hast du mich in die Arme genommen, Beth. Das musst du jetzt nicht mehr.« Mace gab ihr eine volle Tasse Kaffee und setzte sich wieder. Beth trank einen Schluck und bewunderte kurz den Raum.
»Jetzt verstehe ich, warum du lieber hier als bei mir wohnst«, sagte sie.
»Um ehrlich zu
Weitere Kostenlose Bücher