Auf Bewährung
entnommen werden, aber das machen wir hier nicht.«
»Sie haben gesagt fast ausschließlich hier«, bemerkte Mace.
»Im Notfall sammeln wir die Probe auch außer Haus, aber nur in Krankenhäusern oder Kliniken und in extrem seltenen Fällen auch im Privathaus eines Spenders. In diesen Fällen versorgen wir den Spender mit speziellen Kondomen. Und die Probe muss binnen ein, zwei Stunden zu uns gebracht werden und darf keinen extremen Temperaturen ausgesetzt gewesen sein. Ansonsten ist sie nicht akzeptabel. Aber in den sieben Jahren, seit ich hier arbeite, haben wir nur zweimal eine Probe außer Haus gesammelt. Wie Sie sehen können, haben wir die Kontrolle über jede einzelne Phase des Prozesses.«
»Aber wenn eine Probe außer Haus genommen wird, wissen Sie nicht, ob sie wirklich vom Spender stammt, korrekt?«, hakte Roy nach.
»Das stimmt«, sagte die Frau. »Natürlich können wir eine DNA-Analyse durchführen, um die Identität des Spenders zu verifizieren. Und die Probe muss selbstverständlich auch den gleichen Prüfstandards standhalten.«
»Und das Einfrieren?«, fragte Mace.
»Das Sperma muss unter ganz spezifischen Bedingungen gelagert werden, um es vollständig zu erhalten. Wir haben einen entsprechenden Kühlraum hier. Hauptsächlich setzen wir Flüssigstickstoff dafür ein.«
»Können wir diesen Raum mal sehen?«, fragte Mace.
»Nein. Die Umweltbedingungen sind streng geregelt, und sie benötigen eine spezielle Ausrüstung, um dort arbeiten zu dürfen. Ich kann Ihnen allerdings sagen, dass jedes Kühlbehältnis etwa siebzigtausend Spermen enthält.«
»Was ist denn der Unterschied zwischen einer Samenbank und einer Kinderwunschklinik?«, wollte Mace wissen.
»Kliniken lagern für gewöhnlich kein Sperma ein. Sie bekommen es von uns. Wir suchen das Sperma gemäß den Wünschen der Patientin aus, was Rasse, Größe, körperliche Erscheinung und so weiter betrifft, und in der Klinik führt man dann die Befruchtung durch.«
»Gibt es eine Möglichkeit festzustellen, ob das Sperma, das an einem Tatort gefunden wurde, aus Ihrem Haus stammt?«, fragte Roy.
»Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht der Fall ist«, erklärte die Frau gereizt.
»Tun wir einfach mal so«, sagte Roy. »Bitte! Die Freiheit eines Mannes steht auf dem Spiel.«
Die Frau seufzte. »Kann man feststellen, ob es aus einer spezifischen Klinik kommt? Nein, ich glaube nicht, dass das möglich ist. Aber Sie können feststellen, ob es sich um eine Samenspende gehandelt hat.«
»Und wie?«, fragte Mace rasch.
»Sobald wir eine Probe haben, injizieren wir bestimmte Konservierungsmittel. Wird die Probe dann sofort eingefroren, ist sie nahezu unendlich lang haltbar. Allerdings schreibt das Gesetz eine maximale Lagerzeit von zehn Jahren vor, es sei denn, der Spender war zum Zeitpunkt der Spende unter fünfundvierzig. Und selbst dann darf die Spende nur vom Spender und seiner Partnerin benutzt werden und von sonst niemandem.«
»Zehn Jahre ... wow!«, sagte Mace. »Da schwimmen die kleinen Kerle ja verdammt lange rum.«
»Ohne entsprechende Maßnahmen verlieren Spermien nach zwei, drei Tagen an Mobilität und sind nach gut fünf Tagen unbrauchbar für uns. Wie Sie sich denken können, würden das unsere Kunden gar nicht mögen.«
»Dann sind sie also sozusagen nur noch Platzpatronen«, bemerkte Mace.
Die Krankenschwester schniefte verächtlich. »Das ist zwar recht primitiv ausgedrückt, aber korrekt. Wenn wir unseren Kunden das Sperma schicken, verpacken wir es in speziellen Phiolen, die wiederum in eine mit Flüssigstickstoff gekühlte Box kommen. Dem Sperma liegen detaillierte Anweisungen bei, was den Auftauprozess und den Einsatz betrifft.«
So viel zum Thema Romantik , dachte Mace.
»Um Ihre Frage also direkt zu beantworten: Wir benutzen einen TEST-Dotterpuffer als Konservierungsmittel, wie viele andere Samenbanken auch.«
»Dotter? Wie in Ei dotter?«, fragte Mace leicht angeekelt.
»Nicht ganz«, antwortete die Frau, »und das ist eine weithin anerkannte Konservierungsmethode.«
»Wenn es sich also nicht um eine Samenspende handelt ...«, hakte Roy nach.
»... dann werden sie kein solches Mittel finden«, vervollständigte die Schwester den Satz. »Und ich kann Ihnen versichern, dass das bei der Person, die Sie beschrieben haben, nicht der Fall sein wird. So jemand hätte niemals auch nur die erste Hürde übersprungen. Außerdem wäre er als Vietnamveteran ohnehin von der Samenspende ausgeschlossen gewesen.«
»Sie
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