Auf Bewährung
Milch trank.
»Ich weiß, das Essen hier ist richtig klasse«, sagte Mace, während sie den kleinen Kerl beobachtete.
»Lebst du hier?«, fragte Alisha sie.
»Im Augenblick ja. Habt ihr euch schon eingerichtet?«
Alisha nickte. »Ich kann es kaum glauben. Ich meine, gestern war ich noch in meinem kleinen Apartment und dann auf dem Sozialamt und jetzt ... Das ist wie ein Traum. Wie im Film.« Staunend schaute sie sich in dem riesigen Raum um. Dann blickte sie zu ihrem Sohn. »Ich glaube, Ty gefällt es hier auch.«
»Wartet, bis ich euch die Sportanlage zeige. Da gibt es auch eine Basketballhalle.«
Ty riss die Augen auf.
»Hast du das gehört, Ty?«, sagte seine Mutter. »Eine Basketballhalle.«
»Mag er Basketball?«
»Oh ja. Er hat zwar nicht viel Gelegenheit zu spielen, aber er schaut gerne zu. Er hat auch aus dem Fenster zugesehen, als dein Freund Psycho in den Arsch getreten hat. Ihr hättet Ty mal klatschen und hüpfen sehen sollen.«
»Wenn du willst, kann ich dir ein paar Tricks beibringen, Ty«, sagte Mace.
Der kleine Junge aß einen weiteren Löffel Kartoffelbrei und schaute zu seiner Mutter.
»Wäre das schön, Ty?«
Er nickte eifrig.
Nach dem Essen gingen sie zur Sportanlage. Mace holte sich einen Ball und führte Ty aufs Feld, während Alisha zuschaute. Mace dribbelte zwischen ihren Beinen hindurch, drehte sich und warf. Der Ball flog durch den Korb und berührte dabei kaum das Netz.
Ty strahlte, und wieder schaute er zu seiner Mutter. Alisha klatschte, und Ty klatschte auch. Mace nahm ihn an der Hand und ging näher mit ihm an den Korb heran. »Warte mal eine Sekunde, Ty.« Sie lief zu einem Schalter an der Wand, mit dem man den Korb absenken konnte. Sie stellte ihn auf fünf Fuß Höhe ein und gesellte sich wieder zu Ty. Dann zeigte sie ihm, wie man den Ball halten musste, und half ihm bei den ersten Würfen. Drei verfehlten ihr Ziel, doch der vierte traf das Netz.
Ty öffnete den Mund, und obwohl kein Geräusch seine Lippen verließ, war offensichtlich, dass er vor Freude jubelte. Mace zeigte ihm, wie man den Ball in den Korb legte. Jedes Mal, wenn er traf, öffnete er den Mund, hob triumphierend die Arme und schaute zu seiner Mutter. Ein paar Minuten später jagten Alisha und Mace Ty über das Feld, während er sich im Dribbeln versuchte. Dreißig Minuten später setzten die beiden Frauen sich auf eine Bank, während Ty weiter übers Feld lief.
»Ich bin fix und fertig«, sagte Mace und schaute dem kleinen Jungen beim Spielen zu.
»Er macht mich auch immer so fertig«, erwiderte Alisha. »Das kleine Apartment war einfach nicht groß genug, um ihn müde zu bekommen; aber es war immer noch besser, als in irgendeiner Gasse zu hausen.«
»Du kannst dich wirklich freuen, dass du da raus bist, Alisha.«
»Dieser Mann, Mr. Altman, hat gesagt, wir könnten so lange bleiben, wie wir wollen. Und er hat auch gesagt, dass ein paar Leute sich Ty mal ansehen werden.«
»Er ist ein wirklich guter Mann. Wenn irgendjemand Ty helfen kann, dann er.«
Alisha ließ ihren Blick durch die Halle schweifen. »Aber wir können nicht allzu lange hierbleiben. Ich muss mir einen echten Job besorgen, damit ich mich um Ty kümmern und auf eigenen Füßen stehen kann.«
»Alles zu seiner Zeit, Alisha«, erwiderte Mace. »Das ist alles Teil des Programms. Mr. Altman wird es dir genauer erklären.«
»Ja, das hat er auch gesagt. Er will, dass ich meinen Schulabschluss nachhole, und dann soll ich vielleicht aufs College gehen.«
»Das ist doch großartig.«
Alisha schaute besorgt drein. »Ich weiß nicht. Die Leute auf dem College sind richtig klug. Und die reden so fein.«
»Du redest auch fein. Und ich frage mich, wie viele von denen wohl überlebt hätten, was du überstanden hast. Du schaffst das. Du bist auch klug.«
Alisha lächelte. »Du klingst wie meine Oma. Die hat immer gesagt: Sei, was du willst.«
»Das kannst du auch.«
Alisha legte die Hand auf Mace’. »Danke.«
»Hast du mit Darren gesprochen?«
»Nein. Ich dachte, er würde mich anrufen, hat er aber nicht.«
»Und er weiß, was Psycho dir angetan hat?«
»Ich weiß, dass ich ihm das nicht hätte erzählen sollen. Er war im Gefängnis, als es passiert ist.«
»Wofür hat er gesessen?«
»Autodiebstahl und so. Er war einfach dumm und hat sich mit ein paar richtig üblen Kerlen eingelassen. Dabei ist er eigentlich klug. In der Schule war er immer gut. Und er hatte einen Job, um Oma und mich zu unterstützen. Aber dann ist er krank
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