Auf Bewährung
rasch, dass sie sich in einem winzigen Raum befand. In einem sehr kalten winzigen Raum.
»Oh, Scheiße!«
Mace tastete in völliger Dunkelheit herum. Ihre Hände glitten über die unregelmäßigen Kühlschrankwände. Sie kramte in ihrer Tasche, fand die winzige Taschenlampe und schaltete sie ein. Kaum bestätigte sich im Licht, wo sie war, da stöhnte Mace. Sie drückte mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab kaum nach. Mace wusste, warum. Die Kette. Genau wie bei Diane. Nur dass Diane bereits tot gewesen war.
Und ich werde das auch bald sein, es sei denn, ich komme irgendwie hier raus.
Mace griff nach unten und löste den Gürtel, den sie in Binders Waffenladen gekauft hatte. Er hatte eine spezielle Schnalle. Ein paar Sekunden später hatte Mace eine vier Zoll lange Klinge in der Hand. Sie drehte ihren Körper und schob die Klinge in den Spalt zwischen Tür und Gehäuse. In die Tür war eine Plastikhalterung eingebaut, und die war Mace im Weg. Doch Mace gelang es, um sie herum zu arbeiten, und schließlich kam sie zu der Gummileiste durch, die die Tür luftdicht schloss. Sie schob die Klinge hinein und bewegte sie hin und her. Wenn sie Glück hatte, konnte sie so an etwas Luft kommen. Mace drückte noch einmal zu, und mit einem zischenden Geräusch drang Luft herein. Jetzt konnte sie einen Streifen Halbdunkel draußen sehen.
Aber ein Streifen war nicht genug. Die Luft würde niemals ausreichen. Schon jetzt atmete Mace schwer vor lauter Anstrengung, das Loch offenzuhalten. Eine Sekunde später verließ sie ihre Kraft, und die Öffnung schloss sich wieder. Okay, wenn sie nicht erstickte, würde die Kälte sie erledigen. Würde Roy sie suchen kommen, wenn sie nicht auftauchte? Er wusste, wo sie war. Aber es würde einige Zeit dauern. Vielleicht Stunden, und sie hatte nur noch Luft für ein paar Minuten. Mace’ Atem ging immer schwerer, während sie versuchte, jedes winzige bisschen Sauerstoff in ihre Lunge zu pumpen. Ihr wurde bereits schwindelig, und das hieß, das winzige bisschen war bei Weitem nicht gut.
Der Dichtungsstreifen!
Mace nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, drückte die Tür auf, so weit es ging, und begann auf das Gummi einzuhacken. Die Klinge ging recht einfach hindurch, und das Gummi löste sich in Streifen. Kurz darauf spürte sie, wie ein schwacher, aber gleichmäßiger Luftstrom in den Kühlschrank drang. Und wenn sie ihren Kopf gegen die Tür drückte, konnte sie sogar hinaussehen. Sie schob die Klinge durch die Öffnung und zog sie rauf und runter. Auf dem Weg nach unten traf sie die Kette. Die konnte sie nicht durchsägen, niemals. Aber wenigstens konnte sie jetzt atmen. Die Kälte war das nächste Problem. Sie konnte immer noch erfrieren. Mace schaute nach oben und sah den Temperaturregler. Er stand auf vier. Sieben war das Kälteste, wie sie rasch herausfand. Also drehte sie den Regler auf eins, die wärmste Temperatur. Sie hatte keine Ahnung, ob eins »Abtauen« bedeutete, aber sie würde nicht warten, bis sie das herausgefunden hatte.
Mace begann, vor und zurück zu schaukeln. Der Kühlschrank als Ganzes war riesig, und sie wettete, dass im Gefrierfach unten nicht viel war. Und sie schaukelte weiter, soweit das in dem beengten Raum möglich war. Mit den Beinen trat sie gegen die eine Seite und warf sich mit dem Rücken gegen die andere. Rasch fühlte sich ihr ganzer Körper an, als wäre sie von einem Auto überfahren worden, aber sie machte weiter. Mace spürte, wie sich der Kühlschrank erst ein Stück nach links und dann nach rechts neigte. Schließlich begann er sich zu bewegen wie eine außer Kontrolle geratene Waschmaschine. Ermutigt davon warf Mace sich mit neuer Kraft vor und zurück.
Ein letzter Tritt mit ihren Kampfstiefeln gegen das Plastik, und der Kühlschrank stürzte um. Mace bereitete sich auf den Aufprall vor, was recht einfach war, denn schließlich war sie festgekeilt. Trotzdem, als der Kühlschrank auf den Betonboden prallte, schlug sie sich den Kopf an der Wand an und das ausgerechnet an der Stelle, wo sie bereits eine Beule hatte, und kurz sah sie schwarz.
Aber sie hatte ihr Ziel erreicht. Sie hörte nicht länger das Summen des Kühlschrankmotors. Das Stromkabel war herausgerissen worden. Jetzt hatte sie Luft, und bald würde sie auch Wärme haben. Aber sie saß noch immer in der Falle. Mace hatte gehofft, der Aufprall würde die Kette lösen, aber so viel Glück hatte sie nicht. Ein Stoß gegen die Tür verriet ihr das. Sie schaute nach unten auf den
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