Auf Bewährung
hat sie entweder mit ihrer Schwester oder mit Roy Kingman gesprochen. Ist Ersteres der Fall, besteht tatsächlich Grund zur Sorge. Alles andere lässt sich regeln.«
»Aber sie haben sie ins Krankenhaus gefahren, Sir. Und Beth Perry war auch dabei. Sie könnte ihr gesagt haben, was sie weiß.«
»Sie weiß womöglich von dem Tarnmanöver, was Tollivers Tod betrifft, und dass Sie womöglich etwas damit zu tun gehabt haben. Wenn Sie verschwinden, denkt sie vielleicht, dass Sie allein gehandelt und versucht haben, die Spuren zu verwischen.«
»Vielleicht«, sagte Tyson und rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Aber sie sind auch in dem Restaurant gewesen, wo Diane Tolliver am Freitagabend gegessen hat. Wenn sie dann eins und eins zusammenzählen ...«
»Mir sind die potenziellen Folgen dieser Entwicklung durchaus bewusst, Tyson. Keine Lösung ist perfekt. Wir müssen uns jetzt in der Tat um Schadensbegrenzung bemühen. Aber wir haben gewusst, dass so etwas passieren könnte. Deshalb haben wir Sie ja auch als Sicherheitsmann in dem Gebäude etabliert. So haben wir schließlich auch von dem alten Soldaten erfahren, der sich immer reingeschlichen hat.«
»Er ist der perfekte Sündenbock.«
»Na ja, jetzt vielleicht nicht mehr. Sie müssen herausgefunden haben, dass das Sperma untergeschoben war und dass der Kerl nicht annähernd klug genug für so eine Nummer ist. Das war stets das Risiko.«
»Aber unglücklicherweise bin ich jetzt aufgeflogen.«
»Sie fliegen mit dem nächsten Flug nach Riad. Dort werden Sie dann die nächsten zwei Jahre verbringen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ich rate Ihnen dringend, gut achtzig Pfund abzunehmen und Ihr Gesicht einer plastischen Operation zu unterziehen – natürlich durch von uns geprüfte Chirurgen. Ich werde Ihnen die entsprechenden Papiere besorgen. Vielleicht gelingt es uns ja, sie davon zu überzeugen, dass Sie einer der größten Serienkiller aller Zeiten sind.«
»Es tut mir leid, dass die Mission kein Erfolg war, Sir.«
»Ich trage die Verantwortung, und deshalb ist es auch meine Schuld. Sie haben nur Befehle befolgt. Das werde ich Ihnen nie zum Vorwurf machen.«
»Brauchen Sie einen Abschlussbericht?«
»Nein. Genießen Sie Saudi-Arabien.« Burns nickte in Richtung Tür, und kurz darauf war er wieder allein.
Burns verbrachte die meiste Zeit allein und grübelte über dem nächsten Weltuntergangsszenario. Es war seine Aufgabe, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln für die Sicherheit Amerikas zu sorgen, und vierundzwanzig Stunden am Tag dachte er an nichts anderes. Er hatte seine Kraft, sein Training und seinen Verstand in Uniform für dieses Land eingesetzt. Und jetzt diente er Amerika in Anzug und Krawatte mit allem, was ihm geblieben war.
Burns verbrachte zwanzig Minuten mit drei verschiedenen Anrufen. Als er zum letzten Mal auflegte, wanderten seine Gedanken zu Mace Perry zurück.
Er mochte es nicht zu verlieren. Das hatte er noch nie gemocht. Mace Perry war gut, aber sie war immer noch nur ein Straßenbulle.
Burns griff wieder zum Telefon. »Es ist Zeit für den Notfallplan«, sagte er in den Hörer.
Es war schon ziemlich spät, doch Chester Ackerman war noch wach und saß im Wohnzimmer seines Luxusapartments im Watergate-Gebäude. Der für das Management zuständige Teilhaber von Shilling & Murdoch hatte Anzug und Manschetten gegen eine Khakihose, ein orangefarbenes Kaschmirsweatshirt und Docksiders getauscht. Kaum hörte er Burns’ Stimme, da waren alle Gedanken an den Bootsausflug am nächsten Tag wie weggeblasen.
Ackerman stellte sein Glas Scotch beiseite, setzte sich gerade auf und nahm all seinen Mut zusammen, um zu sagen: »Ich denke wirklich, dass ich mich in dieser Sache bedeckt halten sollte. Ich habe Ihnen doch schon von Diane erzählt, als sie zu mir gekommen ist und Fragen gestellt hat. Ich habe Kingman gefeuert. Ich habe den Geldfluss aufrechterhalten. Ich glaube, ich habe genug getan.«
Burns’ Erwiderung traf Ackerman wie ein Schlag in die Magengrube. »Und Sie haben ein verdammtes Vermögen damit gemacht, einfach auf Ihrem Arsch zu sitzen, während ich Ihnen all die schönen Deals besorgt habe! Und jetzt werden Sie Ihrer wohlwollenden Regierung diese Freundlichkeit vergelten. Also halten Sie den Mund, und hören Sie zu. Haben Sie die juristischen Dokumente bereits vorbereitet, wie ich Ihnen gesagt habe?«
»Ja, das habe ich«, bestätigte Ackerman mit zitternder Stimme. Nun war auch der letzte Rest von Mut
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