Auf Bewährung
umsah.
»Vermerkt. Mrs. Danforth?«
»Das Volk beantragt Haftfortdauer gemäß 1325-A. Der Angeklagte hat keine Arbeit, kein Heim und auch keine Familie im Umland. Deshalb gehen wir von einer hohen Fluchtgefahr aus, und das zusammen mit der Schwere des Verbrechens rechtfertigt eine Haftfortdauer.«
»Erhebt die Verteidigung Einspruch dagegen?«, fragte der Richter.
»Nein, Euer Ehren.«
»Wenn ich richtig informiert bin, könnte im Falle der Verteidigung ein Interessenskonflikt bestehen.«
»Das hat sich erledigt, Euer Ehren«, sagte Mona rasch.
Der Richter schaute von ihr zu Roy. »Ist das korrekt?«
Roy blickte kurz zu Mona und antwortete: »Ja, das ist korrekt.«
»Mr. Kingman, den Akten zufolge ist Ihr Mandant obdachlos und demnach nicht in der Lage, einen Anwalt zu bezahlen. Aber Sie sind kein Pflichtverteidiger.«
»Ich arbeite pro bono.«
»Wie großmütig von Ihnen.«
»Ich war mal Pflichtverteidiger.«
»War?«
»Ich bin in eine Wirtschaftskanzlei gewechselt.«
»Und wie lange haben Sie Strafrecht in diesem Gericht praktiziert?«
»Zwei Jahre.«
Der Richter legte seine Brille auf die Bank. »Die Anklage lautet auf Vergewaltigung und Mord. Schwerwiegender geht es nicht.«
»Das ist mir durchaus bewusst, Euer Ehren. Ich habe auch früher schon Angeklagte in Mordfällen vertreten.«
»Wie viele?«
»Mindestens zehn.«
»Und wie viele dieser Fälle sind vor Gericht gekommen?«
Roy leckte sich die Lippen. »Drei.«
»Und Ihre Quote bei diesen Fällen?«
»Unglücklicherweise habe ich alle drei verloren.«
»Ich verstehe.« Der Richter richtete seine Aufmerksamkeit auf den Captain. »Mr. Dockery, wollen Sie Mr. Kingman als Ihren Rechtsvertreter? Falls nicht, dann gibt es viele erfahrene Pflichtverteidiger, die Sie ebenfalls kostenlos vertreten werden.«
Roy hielt den Atem an und betete, dass der Captain nicht nach Keksen fragte.
Doch der Captain sagte schlicht: »Jawohl, Sir. Roy ist mein Anwalt.«
»Mrs. Danforth?«
Mona lächelte und erklärte cool: »Das Volk ist der Meinung, dass Mr. Kingman Mr. Dockery durchaus angemessen in diesem Fall vertreten kann. Wir haben keinerlei Einwände dagegen, dass er sein Mandat weiter wahrnimmt.«
Der Richter schaute skeptisch drein, sagte aber: »In Ordnung. Das Gericht befindet, dass das Volk seine Aufgabe erfüllt hat. Der Angeklagte bleibt weiter in Haft.« Der Richter schlug den Hammer auf die Bank, und der nächste Fall wurde aufgerufen.
Roy drehte sich zum Captain um. »Kommst du zurecht?«
»Glaubst du, dass ich hierbleiben kann? Ich habe fünf Quadratfuß für mich allein und ein Bett.«
»Ich denke, das kann ich dir für die absehbare Zukunft garantieren. Aber wir werden dich hier rausholen, okay? Du wirst nicht deswegen in den Knast wandern.«
»Wenn du das sagst, Roy. Ich will nur rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück.«
Die Beamten führten den Captain hinaus, und Roy machte sich auf den Weg hinaus.
»Ich bin beeindruckt, Kingman. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass Sie sich in die Hose machen würden.«
Roy drehte sich zu Mona um.
»Ich hoffe, Ihre Arbeit ist nicht so schlecht wie Ihre Witze«, stichelte er.
»Das werden Sie schon früh genug herausfinden.«
»Was soll das denn heißen?«
Mona stieß die Saaltür auf und winkte Roy hinaus. Auf halbem Weg den Flur hinunter zuckte Roy unwillkürlich zusammen, als eine Horde von Medienvertretern auf sie zustürmte. Sie drückten Roy Mikrofone, Notizblöcke und Aufnahmegeräte ins Gesicht, während sie ihn mit Fragen bombardierten. »Was zum ...?« Kurz schaute er zu Mona, die dieser Auflauf ganz und gar nicht zu überraschen schien.
»Wenn Sie in der Ersten Liga spielen wollen«, sagte sie, »dann müssen Sie sich darauf einstellen.«
Roy versuchte, sich durch die Menge zu drängen, während Mona ihren vorbereiteten Kommentar abgab. Doch das war leichter gesagt als getan. Immer wieder wurde er von der Flut der Medien zurückgetrieben ... das heißt, bis ein langer Arm aus dem Nichts erschien, ihn packte und durch eine Tür zerrte.
Die Tür flog sofort zu, und Beth ließ Roy wieder los und trat einen Schritt zurück.
»Danke, Chief.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass Mona ihre übliche Show abziehen würde. Wie ist es da drin gelaufen?«
»Keine Überraschungen.«
»Sie können durch den Flur da raus«, sagte Beth und deutete nach links.
»Ich weiß, wie unbehaglich die Situation für Sie ist«, bemerkte Roy.
»Wie meinen Sie das?«
»Technisch gesehen
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