Auf Bewährung
sich persönlich bei den Scheichs entschuldigen.«
Das Blut wich aus Cassies Gesicht. »Aber ich hasse das Fliegen.«
»Dann ist es wohl besser, wenn wir das auf unserer Seite der Welt erledigen.«
Cassie seufzte und warf den Rest ihres Sandwiches in einen Mülleimer. »Wie wäre es um sieben Uhr heute Abend? Dann sind zwar alle weg, aber ich kann Sie reinlassen.«
»Das klingt perfekt, Cassie. Ich weiß das zu schätzen.«
Roy verließ sie, schaute auf seine Uhr und rief Mace an. Sie berichtete ihm von ihrem Gespräch in Newark. Und sie erzählte ihm auch, dass sie versucht hatte, einen früheren Zug zu erwischen, doch der war voll gewesen. Und der Zug, den sie schließlich bekommen hatte, hatte Verspätung gehabt, weil sich von dem Zug davor etwas gelöst hatte und auf die Gleise gefallen war, sodass die Stromleitung im ganzen Nordostkorridor unterbrochen werden musste.
»Das wird noch eine Weile dauern«, erklärte sie mürrisch. »Vielleicht bin ich ja heute Abend wieder zurück. Himmel, zu Fuß wäre ich vermutlich schneller.«
»Sag mir Bescheid, wenn du wieder da bist. Nebenbei, meine alte Kanzlei hat mich verklagt.«
»Was? Warum?«
»Ich habe mir den Bescheid angeschaut. Das ist alles Müll.«
»Na ja, wenn ich von einem guten Anwalt höre, werde ich es dich wissen lassen.«
Eine Minute vor sieben erschien Roy am Büro von DLT. Die Firma schloss um halb sieben, was zwar ein wenig früh zu sein schien, doch DLT öffnete auch um sechs, denn hier arbeitete man international. Nach einem langen Tag voller Zahlen und weltweiter elektronischer Überweisungen strömten die meisten Angestellten Punkt halb sieben durch die Tür.
Cassie antwortete auf Roys Klopfen und ließ ihn herein. Sie hatte ihren üblichen Haarknoten gelöst, und ihr Haar fiel ihr nun frei bis auf die Schultern. Und statt Highheels trug sie Socken und Tennisschuhe.
»Ich habe alles rausgeholt, was wir zu dem Fall haben«, sagte sie. »Kommen Sie mit nach hinten.«
»Großartig. Danke.«
»Ich bin noch mal alles durchgegangen, habe aber nicht gefunden, wovon Sie gesprochen haben. Aber ich bin ja auch kein Anwalt.«
»Ist schon okay. Ich werde das Problem schon finden.«
Langsam ging Roy zu den Akten und suchte nach einer Möglichkeit, allein zu sein, während Cassie hinter ihm in ihrem kleinen Büro hockte. Dabei bemerkte er eine Packung Zigaretten, die aus ihrer Handtasche lugte. Roy machte wieder kehrt und lächelte. »Das könnte eine Weile dauern. Wollen Sie so lange eine rauchen?« Er klopfte auf die Zigarettenpackung.
»Ich will schon seit dem Mittagessen eine rauchen. Aber im ganzen Gebäude ist Rauchverbot, und ich hatte noch keine Zeit, mich rauszuschleichen.«
»Nun ja, jetzt ist der Bürgersteig durchaus eine Option.«
Cassie scharrte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte und schaute die Zigaretten gierig an. »Okay«, sagte sie schließlich, »ich ergebe mich. Ich bin nicht lange weg. Vielleicht rauche ich sogar zwei.«
»Und ist da nicht auch ein Au Bon Pain auf der anderen Straßenseite?«
»Ja, ich liebe deren Zeugs. Unser Kaffee ist einfach nur zum ... Sie wissen schon.«
»Dann rauchen sie eine, und wenn sie fertig sind, holen Sie uns zwei Java.« Roy gab ihr das Geld. »Und lassen Sie sich ruhig Zeit. Wie es aussieht, werde ich eine Weile hier sein. Bei den Jungs aus dem Nahen Osten können wir uns keine Fehler leisten«, fügte er bedrohlich hinzu.
Kaum war sie verschwunden, da haute Roy auch schon in die Tasten ihres Computers. Glücklicherweise brauchte er Cassies Passwort nicht, denn sie hatte sich bereits in die Datenbank eingeloggt. Roy kannte das elektronische Ablagesystem zwar nicht, aber er nahm an, dass er einfach nach dem Namen eines Kunden suchen konnte. Und er hatte recht. Rasch überflog Roy ein halbes Dutzend Geschäfte, die er und Diane in den letzten achtzehn Monaten abgewickelt hatten. Jetzt verstand er auch, warum Cassie wegen der genauen Summe vorhin so verwirrt gewesen war. Die Anweisungen, die Diane und Roy für diese Deals vorbereitet hatten und die DLT erklärten, wie viel Geld unter welchen Bedingungen freigegeben werden sollte, stimmten in einem kritischen Punkt nicht mit den Aufzeichnungen von DLT überein.
Der Bargeldsumme.
Aus seinen eigenen Akten hatte Roy sich mehrere Fakten für jede der sechs in Frage kommenden Transaktionen herausgesucht, die er mit den Akten von DLT vergleichen wollte. Der Dixie-Group-Deal war über siebenhundertfünfundsiebzig Millionen Dollar plus
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