Auf Bewährung
Und Diane Tollivers Freunden?«
»Was das betrifft, habe ich eine gute Antwort für Sie«, sagte der DCI. »In Meldons Fall kann ich Ihnen sagen, dass es seiner Familie nie an Geld mangeln wird. Uncle Sam bezahlt fortan ihre Rechnungen.«
»Na toll, und das hat Sie nur den Tod des Ehemanns und Vaters gekostet«, spottete Mace.
»Wenn Sie glauben, das würde mir gefallen, dann irren Sie sich. Aber so muss es nun mal sein.«
»Und Mary Bard?«, fragte Beth. »Übrigens ein komischer Name für eine Russin.«
»Ihr Vater war Amerikaner, unglücklicherweise ein Überläufer. Sie ist in ihr Land überführt worden. Sie hat wirklich nur Befehle befolgt. Und sie ist eine hervorragende Außenagentin. Wir werden sie vielleicht wieder einsetzen.«
Mace stand kurz vorm Platzen. »Ich glaube diese Scheiße einfach nicht. Das Weib hat versucht, Roy und mich umzubringen. Und sie hat zwei amerikanische Agenten ermordet. Außerdem dachte ich immer, die Russen seien nicht gerade unsere besten Freunde.«
Der DCI schaute sie neugierig an. »Offen gesagt, Miss Perry, Sie haben offenbar nicht die geringste Ahnung vom Nachrichtengeschäft. Feinde und Verbündete sind oftmals austauschbar.«
» Offen gesagt , betrachte ich den Begriff ›Nachrichtengeschäft‹ als ziemliche Fehlbezeichnung, denn Sie handeln nicht mit Nachrichten, sondern mit Menschenleben.«
Beth meldete sich wieder zu Wort. »Mace hat den Fall geknackt. Sie sollte wieder in den Polizeidienst übernommen werden.«
Der DCI schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Das wird nicht geschehen. Dafür müsste die Wahrheit ans Licht kommen.«
»Dann bekommt sie also nur einen Tritt in den Arsch?«, sagte Beth.
Der Uniformträger aus dem Pentagon räusperte sich. »All diese Opfer dienen einem höheren Ziel.«
Mace funkelte ihn an. »Das werde ich meinem Bewährungshelfer erzählen. Danke.«
Der Vertreter des Weißen Hauses stand auf und gab so zu verstehen, dass dieses Treffen vorüber war. »Wir alle wissen Ihre Hilfe in diesem Fall sehr zu schätzen. Das gilt auch für den Präsidenten, der wünscht, alles öffentlich machen zu können, doch natürlich geht das aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht.«
»Das ist doch nur große Scheiße«, sagte Mace, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro. Beth und Roy folgten ihr.
Kapitel 114
B eth brachte sie zu Altmans Haus zurück. Bevor sie wieder zur Arbeit fuhr, sagte sie zu Mace: »Ich weiß, dass du den Job bei Altman hast, und man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass Roy auch einiges von deiner Zeit in Anspruch nehmen wird. Aber vergiss deine große Schwester nicht.«
»Wie könnte ich? Wann immer ich sie brauche, ist sie da.«
»Das Gleiche kann ich von dir sagen.«
»Nein, kannst du nicht, Beth. Ich wünschte, es wäre so, aber ich habe versagt, wo du Erfolg gehabt hast.«
»Ja, das ist das Schicksal der Erstgeborenen«, erwiderte Beth und versuchte sich an einem Lächeln.
»Habe ich mir das eigentlich nur eingebildet, oder hat der DCI sich gefreut, wie alles gelaufen ist?«
»Oh, das hat er. Rate mal, wer nun wieder die Fäden in der Nachrichtengemeinde zieht, nachdem Donnelly jetzt erledigt ist.«
»Stimmt.«
Sie umarmten sich kurz; dann verwandelte sich Beth Perry wieder in Chief Perry, stieg in Wagen Eins und fuhr in die Stadt, um das Verbrechen zu bekämpfen.
Roy sagte: »Ich habe heute noch nichts vor. Lust, mit einem ehemaligen Collegespieler zum Essen zu gehen, der sich in einen einarmigen Papiertiger verwandelt hat? Ich zahle.«
»Klingt großartig. Ich kann das Essen für dich schneiden und dir den Mund abwischen.«
»Ja, das wäre eine gute Übung für später.«
»Für später? «, erwiderte Mace in scharfem Ton und schaute ihn durchdringend an.
Roy wich einen Schritt zurück, lief rot an und stammelte: »Ich ... äh ... nachdem ... für später ... ich meinte ja nur ...«
»Oh, Roy, du bist so süß.«
»Ernsthaft, gehst du mit mir essen?«
»Liebend gerne.«
Später in jener Nacht stieg Mace auf die Ducati und startete sie. Zwei Minuten später flog sie den Highway hinunter nach D. C. Sie erreichte den Sechsten Bezirk und fuhr zu der Stelle, wo ihr Leben sich für immer verändert hatte. Bei dem Anblick zog sich ihr der Magen zusammen, und ihre Wangen brannten. Doch eines Tages, sagte sie zu sich selbst, würde dieser Ort sie mit Zufriedenheit und nicht mehr mit Schmerz erfüllen. Und wenn dieser Tag kam – und das würde er –, war Mace Perry wirklich wieder
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