Auf Bewährung
der ihr am nächsten stand. Er brach zusammen; die Waffe hatte ihn genau ins Herz getroffen.
Mace hatte keinerlei Probleme, in der Finsternis zu sehen, denn die Kontaktlinsen, die sie trug, waren Hightechlinsen, deren Optik sich allen möglichen Lichtverhältnissen anpassen konnte. Sie waren ein Geschenk des FBI für genau solch eine Situation gewesen. Von ihren Beobachtungen wusste Mace, dass sich vier Bewaffnete auf dem Boden befanden und drei weitere auf dem Laufsteg unter dem Dach. Sie waren mit Heckler & Koch MP5s bewaffnet. Jetzt musste Mace so schnell wie möglich an eine Waffe kommen, bevor die Kerle einen Weg fanden, das Licht wieder einzuschalten. Sie huschte über den Boden zu dem Toten und schnappte sich dessen Maschinenpistole sowie zwei Ersatzmagazine.
Mace eröffnete das Feuer. Einer der Kerle in ihrer Nähe wurde herumgerissen, als eine Kugel ihn in den Hals und eine weitere ihn in den Oberkörper traf. Es gelang ihm noch, einen ungezielten Feuerstoß abzugeben, dann sackte er zu Boden und blieb reglos liegen. Sofort rollte Mace sich sechs Fuß nach links, als Kugeln an ihrer letzten Position einschlugen. Die Männer schossen dorthin, wo sie das Mündungsfeuer gesehen hatten. Mit einem zweiten Feuerstoß erwischte Mace einen weiteren Kerl in beide Knie. Schreiend brach er zusammen, schoss aber weiter. Ihre nächste Salve traf ihn ins Gesicht, und er verstummte.
Kugeln flogen von dem Laufsteg herunter und prallten vom Betonfußboden ab, als Mace sich hinter das Wrack einer Werkzeugmaschine warf. Sie feuerte ihr Magazin leer, riss es heraus und rammte das zweite in die Waffe, während rings um sie herum die Kugeln einschlugen. Eine davon riss einen Holzsplitter aus dem Tisch vor Mace, und sie spürte, wie er erst ihre Schulter und dann die Wange traf. Warmes Blut floss ihr übers Gesicht. Eine weitere Kugel streifte ihr linkes Bein, zerriss die Hose und färbte ihre Haut schwarz.
Mace deckte den Steg mit Kugeln ein, aber trotz ihrer Kontaktlinsen konnte sie im Qualm der Waffen kaum noch etwas sehen. Inzwischen hatten die verbliebenen Schützen sich Deckung gesucht. Und sie hatten eine bessere Position als Mace und überlegene Feuerkraft. Mace war festgenagelt. Was das hieß, war erschreckend einfach: Ohne Hilfe war es nur eine Frage der Zeit, bis sie tot war.
»Mace!«
Sie schaute hinter sich und sah Roy. Er war auf den Boden gesackt und wand sich vor Schmerzen. Selbst aus der Entfernung und in dem schlechten Licht konnte Mace erkennen, dass Blut durch sein Hemd sickerte. Mary Bard kauerte über ihm und hob das Messer zum Todesstoß, während er wie wild nach ihr trat.
»Roy!«
Die Explosion katapultierte beide vom Tor weg und schleuderte sie gut zehn Fuß über den Boden. Und aus dem Rauch schälte sich ein Anblick, den Mace nie vergessen würde.
Zwanzig Beamte des Geiselrettungsteams des FBI stürmten schwerbewaffnet durch den Qualm. Allein der Anblick dieser Jungs reichte aus, um jedem das Herz in die Hose rutschen zu lassen, egal wie kampferfahren er auch war. Da sie wusste, was jetzt kam, ließ Mace sich sofort auf den Boden fallen, riss die Ohrstöpsel, die sie in ihren Stiefeln versteckt hatte, heraus und stopfte sie sich in die Ohren. Eine Sekunde später detonierte eine Reihe von Blendgranaten.
Während das Geiselrettungsteam die Feindstellungen unter Beschuss nahm, die sie mit ihren Nachtsichtgeräten erkennen konnten, sprang Mace auf und rannte zu Roy. Mary Bard lag neben ihm. Sie war benommen von den Blendgranaten, und Blut lief ihr aus dem Ohr. Als sie versuchte aufzustehen, um Roy zu erledigen, setzte Mace zum Sprung an, und der Kolben ihrer Maschinenpistole traf die Frau genau auf die Schläfe. Sie brach zusammen.
Eine Minute ertönte das Signal für »Alles klar«. Irgendjemand legte den Hebel des Stromkastens um, und die Halle wurde wieder in Licht getaucht.
»Sanitäter!«, schrie Mace. In der Dunkelheit hatte sie schon Roys Hemd aufgerissen und versucht, die Blutung mit dem Stoff zu stoppen. Als die Sanitäter kamen, sagte Mace zu Roy: »Du wirst wieder in Ordnung kommen.«
»Warum fühle ich mich dann nur nicht so?«
»Du kannst jetzt nicht sterben, Roy.«
»Warum nicht?«
»Ich habe da so ein Gefühl, als würde ich demnächst einen Spitzenanwalt brauchen, und du bist der einzige, den ich kenne.«
Roy brachte ein schwaches Lächeln zustande; dann übernahmen die Sanitäter. Ein paar Minuten später hob der Hubschrauber ab und flog sie zum nächstgelegenen
Weitere Kostenlose Bücher