Auf Bewährung
Bronx gearbeitet.«
Beth nickte verständnisvoll. »Ich weiß, was Sie meinen. Können Sie mir denn ungefähr sagen, wann sie gestorben ist?«
»Das ist äußerst problematisch, Beth. Sie wurde in einem Kühlschrank gefunden, der auf dreiundachtzig Grad Fahrenheit eingestellt war, und dann lag ihre Leiche noch einmal mehrere Stunden bei Raumtemperatur in der Küche. Als ich am Tatort angekommen bin, war sie bereits vollkommen kalt. Und dann hat man sie hier in der Leichenhalle in eine Kühlbox gepackt. Abgesehen von diesen eisigen Umständen zersetzt der Körper sich aber ganz normal. Und wie Sie sehen können, hält die Leichenstarre noch an.« Er hob einen steifen Arm. »Allerdings hat der Aufenthalt im Kühlschrank die üblichen chemischen Prozesse verzögert.«
»Mageninhalt?«
Cassell tippte etwas in seinen Laptop und schaute sich dann das Ergebnis an. »Normalerweise untersuchen wir den Mageninhalt zwar nicht detailliert, wenn es keine Hinweise auf eine Vergiftung oder Drogenkonsum gibt; aber da ich wusste, dass Sie mich darauf ansprechen würden ...«
»Ach, so alte Ehepaare wie wir haben’s schon drauf.« Beth lächelte.
»Sie hat nicht gefrühstückt«, berichtete Cassell. »Aber offensichtlich hat sie gestern Abend etwas gegessen. Wir haben gut sechshundert Zentiliter an Mageninhalt gefunden, einschließlich teilweise verdauter roter Proteine.«
»In anderen Worten, sie hatte ein Steak.«
»Vermutlich, ja. Und dazu Erbsen, Mais und etwas, was Pellkartoffeln zu sein scheinen. Und Spinat. Das Innere des Magens war leuchtend grün.«
»Broccoli hinterlässt auch so eine Farbe.«
»Aber Broccoli wird genauso schwer verdaut wie Mais. Ich hätte noch ganze Stücke im Bauch gefunden. Die Maiskörner waren noch da, aber kein Broccoli.«
»Sonst noch was?«
Cassell verzog das Gesicht. »Die Lady hier hat Knoblauch geliebt. Der Geruch war überwältigend.«
»Zum nächsten Geburtstag bekommen Sie von mir ein paar Wäscheklammern, damit Sie sich die auf die Nase stecken können. So ... zum Todeszeitpunkt ... Irgendwelche Vorschläge?«
Cassell zog die Brille aus. »Wenn Sie vertrauenswürdige Zeugen haben, die den Tatzeitraum auf zwei Stunden einschränken, dann kann ich es mit meinem ganzen tollen Laborkram auch nicht genauer sagen.«
»Ich bin noch nicht sicher, wie zuverlässig diese Zeugen sind. Was sonst noch?«
»Als ich gesagt habe, wir haben uns ihre Kleider angesehen, habe ich vergessen zu erwähnen, dass ein Kleidungsstück fehlte.«
»Ihr Slip.«
»Dabei gehe ich davon aus, dass die Lady für gewöhnlich Unterwäsche trug.«
»Sie war siebenundvierzig Jahre alt und Teilhaberin in einer Anwaltskanzlei. Sie lebte in einem sündhaft teuren Stadthaus in Alexandria, und sie trug ein Chanel-Kostüm, als ihr irgendjemand das Genick durchgetreten hat. Ich glaube, wir können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie normalerweise Unterwäsche trug. Was hat die Untersuchung ergeben? Ist sie vergewaltigt worden?«
»Hämatome im Genitalbereich lassen auf einen sexuellen Übergriff schließen«, bestätigte Cassell.
»Und jetzt sagen Sie mir bitte, was ich hören will.«
»Der Kerl hat ein paar Teile von sich hinterlassen.«
Cassell führte Beth zum Mikroskop. Beth schaute sich den Inhalt des Objektträgers an, und sofort erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Der Heilige Gral der forensischen Wissenschaften«, sagte sie.
»Sperma«, fügte Cassell in triumphierendem Ton hinzu. »Wir haben es hoch oben in der Vagina gefunden und ein paar Tropfen am Gebärmutterhals.«
»Sie haben von ein paar Teilen gesprochen. Was haben Sie denn sonst noch gefunden?«
»Zwei Schamhaare mitsamt Wurzeln, die nicht dem Opfer gehören.«
»Dann hoffen wir mal, dass wir etwas in unserer Datenbank finden. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
Cassell zögerte. »Nicht, was den Fall betrifft, nein, aber ich habe gehört, dass Mace wieder draußen ist. Bitte, richten Sie ihr meine Grüße aus.«
»Das werde ich.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie kennen doch Mace. An ihr gleitet einfach alles ab.«
»Sagen Sie ihr, dass es wirklich einen Himmel gibt und dass Mona es nie dorthin schaffen wird.«
Beth lächelte. »Gerne.«
Kapitel 17
E in Tor. Ein großes Tor. Und eine Mauer. Eine lange, hohe Mauer. Das Tor öffnete sich, als Roy einen Knopf drückte und an einer Gegensprechanlage ihre Ankunft verkündete. Sie waren in Roys Audi gekommen, da er sich nicht der Gefahr
Weitere Kostenlose Bücher